Eugen Hildenbrand im Porträt
Trotz Handicap sportlich und aktiv
Oberkirch "Ordnung zu halten ist für mich ganz besonders wichtig", sagt Eugen Hildenbrand. Was für viele wie eine belanglose Binsenweisheit klingt, ist für den 52-Jährigen essentiell. Denn Eugen Hildenbrand ist blind. "Damit ich mich in den eigenen vier Wänden zurechtfinde, muss auch die Putzfrau nach dem Saubermachen wieder alles an Ort und Stelle stellen", erklärt er.
Hilfsmittel zur Unterstützung
Seit rund sieben Jahren ist Eugen Hildenbrand erblindet. "Die Augenkrankheit, die schließlich zur Erblindung führte, habe ich von Geburt an", erläutert er. Mit seinem Schicksal hadert er nicht. "Ich wusste, was auf mich zukommt, deshalb konnte ich mich darauf einstellen und damit abfinden", sagt er.
In Waldkirch besucht Hildenbrand eine Internatsschule für Sehbehinderte. "Dort waren wir in Wohngruppen untergebracht und mussten uns Frühstück und Abendessen selber richten und auch unsere Räume sauber halten", erzählt er. Und weiter: "Wir wurden dort zur Selbstständigkeit erzogen." Auf diese Selbstständigkeit kann er heute zurückgreifen, denn Eugen Hildebrand wohnt alleine. Seit rund vier Jahren lebt er in seiner kleinen Wohnung in Nußbach.
Nach der Schule gibt es ein Berufsvorbereitungsjahr. Hildenbrand erlernt schließlich das Korbmacherhandwerk, in dem er rund 25 Jahre als Selbstständiger arbeitet. In seinem Zuhause lässt sich das ein oder andere Stück bewundern. Dort hat er allerlei Helfer: eine sprechende Armbanduhr sagt ihm die Zeit an, sein Handy ist sprachgesteuert und dank eines Vorlesegeräts kann er seine Korrespondenz führen. Beim Großeinkauf helfen ihm Freunde und Bekannte. Kleinere Dinge geht er selbst einkaufen. "Ich melde mich dann meist an der Kasse und sage, was ich gerne hätte", beschreibt er sein Vorgehen. Und weiter: "Dort, wo ich ein- bis zweimal war, finde ich in der Regel auch wieder hin", erklärt er.
Ein Barcodescanner zuhause sagt ihm dann an, welches Produkt sich in Glas, Dose oder Verpackung befindet. "Leider gibt es noch keine normgerechten Barcodescanner, denn manchmal wird mir das falsche Produkt angesagt", macht Hildenbrand auf dringend benötigte Verbesserungen aufmerksam.
Sport ist große Leidenschaft
Eine große Leidenschaft von Eugen Hildenbrand ist der Sport. Seit 2005 zieht er seine Bahnen beim Schwimmtraining der BSG Offenburg. "So halte ich mich körperlich fit und komme mit anderen Leuten in Kontakt." Eine Nachbarin nimmt ihn immer mit nach Offenburg, denn nach dem Schwimmen fahre kein Bus mehr nach Nußbach. "Als die Kinder meiner Nachbarin dann auch einen Führerschein hatten, hatte ich eigentlich immer einen Fahrdienst", erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln.
Die zweite große Sportleidenschaft ist das Radfahren. Bereits zweimal hat Eugen Hildenbrand an der Euro-Tandem-Tour teilgenommen. Zusammen mit seinem Piloten fährt er im vergangenen Jahr in acht Tagen quer durch Deutschland. Im Jahr 2022 feiert er seine Premiere bei der Tour. "Vor der Tour hatte ich ein Trainingspensum von rund 2.500 Kilometern. Zusätzlich habe ich noch dreimal in der Woche auf meinem Heimtrainer in die Pedale getreten. In den vergangenen drei Jahren war ich ungefähr rund 10.000 Kilometer auf dem Rad unterwegs. Ziel war es, schließlich nicht im Besenwagen zu landen", erzählt er mit einem Lächeln.
Auch 2026 steht wieder eine Tour an. Hierfür sucht der sympathische Oberkircher noch einen Piloten, der mit ihm trainieren und auf die mehrtägige Tour gehen möchte. In den vergangenen drei Jahren war ich ungefähr rund 10.000 Kilometer auf dem Rad unterwegs."
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