Die Burgruine Neuwindeck und die „Geisterhochzeit zu Lauf“
Wenn der Wind durch die Ortenau weht, streift er viele historische Gemäuer, streichelt uralte Steine, bewegt die Kronen knorriger Bäume und schlägt Wellen auf dunklen Gewässern. Ob sie
ihm dabei heimlich Geschichten zuflüstern, die er weiterträgt? Wenn sie
sprechen könnten, wüssten sie viele Geschichten zu erzählen. In der
Ortenau gibt es unzählige sagenhafte Orte. In unserer Sommerserie
stellen wir einige vor. Im zweiten Teil lädt Daniela Santo zur
Geisterhochzeit in Lauf ein.
Hoch über dem Ort thront das Laufer Schloss. So wird die Burg Neuwindeck im Volksmund genannt, von der heute aber nur noch einige Gemäuer übrig geblieben sind. Erbaut um 1300
von den Herren von Windeck, ist sie bereits seit dem späten 16.
Jahrhundert dem Verfall preisgegeben. Lediglich alte Zeichnungen zeugen
davon, wie die Burg Windeck einmal aussah. Geheimnisvoll ist sie
allemal, denn zahlreiche Sagen ranken sich um die Ruine. So lässt die
Burgruine Neuwindeck nicht nur die Herzen von Ritterfans höher schlagen,
sondern lässt der Fantasie der Besucher auch jede Menge Raum.
Die berühmteste Sage ist wohl die „Geisterhochzeit zu Lauf“, die in der
Trinkhalle in Baden-Baden auf einem Wandbild verewigt ist. Die Sage
erzählt die Geschichte eines jungen Ritters, der sich eines Nachts in
die alten Gemäuer verirrte. Er kam aus einem fernen Land und wusste
nichts von Adelheid, vom letzten Freifräulein von Windeck, die zu
Lebzeiten verflucht worden war und deren Geist in Erwartung eines jungen
und hübschen Verehrers nun rastlos zwischen Mitternacht und
Hahnenschrei durch die Burg spukte. So ließ sich Ritter Kurt von Stein
von den hell erleuchteten Räumen anziehen – in der Hoffnung, für diese
Nacht endlich eine Schlafstatt gefunden zu haben.
Lange ging er durch die menschenleeren Räume, bis er schließlich auf Adelheid traf,
die ihn zugleich fürstlich, aber wortlos bewirtete. Es war wohl der
köstliche Wein, der ihn zu weit fortgeschrittener Stunde ermutigte, dem
holden Freifräulein seine Liebe zu gestehen. Mit einem seltsamen
Leuchten in den Augen nahm Adelheid von Windeck den Antrag des edlen
Ritters an, forderte aber, dass die Trauung sogleich vollzogen werden
sollte. So ging alles ganz schnell: Adelheid hatte die Ringe gleich zur
Hand, putzte sich im Handumdrehen als Braut heraus und man schritt
gemeinsam zur Burgkapelle. Dort entzündeten sich die Kerzen wie von
Geisterhand und der Bischof erhob sich von seiner Gruft.
Dem Ritter wurde es ob des Schauspiels nun doch mulmig zumute, er bekam es
mit der Angst zu tun, doch war er noch immer gewillt, Ja zu sagen. Just
in dem Moment, als Adelheid ihrem Kurt den Ring anstecken wollte,
ertönte der Schrei eines Hahnes. Der arme Ritter wurde bewusstlos und
als er wieder erwachte, waren nicht nur der Bischof und die Kapelle
verschwunden, sondern auch die Braut und das ganze Schloss. Neben ihm
stand sein Pferd – unversehrt – und er lag im hohen Gras, ringsum nur
zerfallen alte Mauern. Und wer sich heute zwischen Mitternacht und
Hahnenschrei der Ruine nähert, wird noch immer das Freifräulein klagen
hören, die seit Jahrhunderten Nacht für Nacht auf ihren künftigen Gatten
wartet.
Weitaus weniger unheimlich, aber durchaus sehr eindrucksvoll ist der Besuch der Ruine bei hellem Tageslicht. Eine
kleine Wanderung von rund einer halben Stunde lässt sich vom
Rathausplatz in der Laufer Ortsmitte starten. Von dort geht es entlang
der Hauptstraße zur Kreuzung „Scharfes Eck“ – bei der Schloßapotheke und
Sparkasse. Hier biegt man ab in die Schloßstraße und folgt dieser bis
zur zweiten Abbiegung. Hier geht es weiter in die Neuwindeckstraße, von
wo der Weg direkt zur Burgruine Schloss Neuwindeck führt. Für Familien
mit Kindern ist der Weg sehr gut geeignet. Rollstuhlfahrer allerdings
gelangen nicht hinauf zur alten Burg.
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