Ulrike Karl ist Geschäftsführerin der Landesgartenschau
Zuweilen wird sie sogar spontan umarmt
Lahr (ds). Braun gebrannt, bestens gelaunt und mit einem letzten Stück vom Vesperbrot in der Hand begrüßt sie ihre Besucherin, die bereits in ihrem Büro auf sie wartet. "Bei uns geht es immer etwas turbulent zu", entschuldigt sich Ulrike Karl. Die Geschäftsführerin der Landesgartenschau Lahr 2018 GmbH ist nicht oft in ihrem Büro anzutreffen. Meist ist sie auf dem Gelände unterwegs, macht beispielsweise Führungen oder schaut nach dem Rechten. "Ich gehöre zu denen, die draußen sind", sagt sie, unter der Woche, am Wochenende und feiertags. "Es gibt immer wieder Neues und Spannendes zu entdecken", schwärmt die 50-Jährige.
Geplant hat Ulrike Karl nie, einmal Geschäftsführerin einer Landesgartenschau zu werden. Die gebürtige Lörracherin ist, wie sie sagt, eine typische Bäckerstochter: "Ich kann nämlich selbst ganz schlecht backen", gibt sie schmunzelnd zu. "Ich hatte ja auch keinen Grund, es zu lernen, schließlich war bei uns zu Hause immer Kuchen da." Auch die frisch gebackene Brezel, die ihr ihre Eltern morgens in die Hand gedrückt haben, hat sie in der Schule lieber gegen ein Salamibrot eingetauscht. Sie hatte kein Interesse am Bäckerhandwerk und wollte ganz klassisch "ins Büro". Sie entschied sich für eine Ausbildung im Landratsamt Lörrach, wechselte dann zur Stadt Freiburg und besuchte die Verwaltungshochschule in Kehl. 1989 ist Ulrike Karl nach Lahr gezogen – der Liebe wegen: "Während meiner Ausbildung lernte ich meinen Mann kennen, einen echten Sulzer. Da Bernd viel heimatverbundener war als ich, bin ich eben in die Ortenau gezogen." Über zehn Jahre pendelte Ulrike Karl nach Freiburg, wo sie im Hauptamt – mittlerweile verbeamtet – arbeitete. Irgendwann war ihr die Fahrerei zu viel und sie wechselte 2001 zur Kommunalaufsicht im Landratsamt Ortenaukreis.
"Ich habe erst einmal nein gesagt"
2008 wurde Ulrike Karl Leiterin des Rechnungsprüfungsamts bei der Stadt Lahr. "Es war der coolste Job in der Verwaltung, ich habe ihn leidenschaftlich gern gemacht. Schließlich bekommt man keine Aufgaben erteilt, sondern sucht sich selbst das aus, was man prüfen will", erzählt Karl. Als die Stadt Lahr 2009 den Zuschlag für die Landesgartenschau bekam, arbeitete sie gleich in einem Koordinationsteam mit und war zuständig für die Finanzen. "Als man wegen der Geschäftsführung auf mich zukam, habe ich erst einmal nein gesagt. Ich hatte ja gerade ein Amt übernommen und hätte wirklich keine neue Aufgabe gebraucht", erinnert sie sich. Schließlich hat Ulrike Karl nachgegeben und doch zugesagt. 2014 hat sie das Amt offiziell übernommen. "Ich möchte diese Erfahrung nicht missen, es war rückblickend der einzig richtige Schritt für mich und meine persönliche Entwicklung", betont sie. Müsste sie heute noch mal entscheiden, würde sie sofort ja sagen.
"Es ist natürlich nicht 'meine' Gartenschau, aber auf der Landesgartenschau ist so vieles zu finden, was mir persönlich wichtig ist", sagt Ulrike Karl. So hat sie beispielsweise mit dafür gesorgt, dass die Jugendlichen auf dem Gelände ein Café bekommen. Sie liebt es, auf dem Gartenschau-Gelände zu sein, auch wenn sie schon längst nicht mehr unerkannt unterwegs sein kann. "Ich werde auf dem Gelände von den Besuchern angesprochen, etwa, dass eine Sitzbank fehlt oder aber auch, weil man sich für die Landesgartenschau bedankt", berichtet sie. "Besonders schöne Momente sind dann die, wenn mich wildfremde Menschen umarmen, weil ihnen eine Veranstaltung besonders gut gefallen hat. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen." Ein Mal pro Woche versucht Ulrike Karl zumindest tagsüber, frei zu machen. Diese Zeit verbringt sie mit ihrem Mann, beim Radfahren, Wandern oder einer Shoppingtour. Abends geht es dann in der Regel wieder zur Landesgartenschau. Meist ist ihr Mann ebenfalls im Einsatz, ehrenamtlich am Eingang.
Wenn voraussichtlich im nächsten Sommer die Landesgartenschau in Lahr abgewickelt ist, wird Ulrike Karl wieder für so vieles, was sie im Moment zurückstellt, Zeit haben – und sei es nur, um in Ruhe ein Buch zu lesen oder stundenlang Fahrrad zu fahren. Im Moment kann sie sich allerdings nicht vorstellen, wie es sein wird, wieder einen ganz normalen Arbeitstag – "nine to five" – bei der Stadt Lahr zu haben.
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