Universaldilettant mit Hang zum Tüfteln
Ulrich Kipper hat Lahrer "it-Werke" gegründet
Lahr. "Ich bin neugierig und versuche vieles", erklärt Ulrich Kipper. So leicht und schnell dieser Satz dahingesagt sein kann, so treffend ist er im Fall des Geschäftsführers der Lahrer "it-Werke", der ursprünglich als Agrarwissenschaftler ins Berufsleben eingestiegen ist.
"Es waren wohl die vielen Urlaube auf dem Bauernhof in meiner Kindheit, die mich dem Thema Landwirtschafft nahe gebracht haben", meint der gebürtige Gengenbacher. Als er in Gießen sein Studium der Agrarwissenschaften mit Fachrichtung Wirtschaft- und Sozialwissenschaften aufnahm, hatte Ulrich Kipper noch einen kleinen Hintergedanken, wie er schmunzelnd erzählt: "Ich hatte gehofft, eine Hof-Erbin kennenzulernen." Zwar ohne diese, dafür aber mit einem Uni-Abschluss in der Tasche nahm Kipper Anfang der 80er-Jahre ein Jobangebot der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in einem Tierzucht-Projekt im westafrikanischen Togo an. "Zuvor hatte ich bereits im Rahmen meines Studiums Praktika auf einem Bauernhof in Wisconsin und bei einem Entwicklungsprojekt in Afrika absolviert", berichtet der 62-jährige Vater von drei Kindern. Vier Jahre lang war er schließlich in Togo für das Management der Farm zuständig und machte sich im Anschluss daran selbstständig mit einem Büro für internationale Agrarberatung. "In dieser Zeit hat mir die GTZ verschiedene Studien anvertraut, etwa die Förderung der Bienenhaltung oder die ländliche Regionalentwicklung in Kenia", so Ulrich Kipper. Um Daten, die in den Betrieben angefallen waren, auszuwerten, beschäftigte er sich irgendwann damit, eine entsprechende Software zu entwickeln. So kam schließlich eins zum anderen und Ulrich Kipper beschloss, sich nach 20 Jahren beruflich neu zu orientieren und "einfach was anderes auszuprobieren".
Idee zum Patent angemeldet
Mittlerweile, Ende der 90er-Jahre, war gerade das Internet erfunden worden. "Webseiten und Datenbanken erstellen oder Server bedienen, das konnte ich mit meinem Wissen auch", so Kipper. Beim Programmieren von Webshops stieß er immer wieder auf das Problem, dass die Kunden ja auch irgendwie zahlen mussten. "Das war damals höchst kompliziert", erinnert er sich. Bald hatte er aber eine Idee: "Ich biete eine Dienstleistung an, die Zahldaten hinterlegt. Der Kunde gibt die Zahlung dann nur noch durch biometrische Kontrolle frei", fasst er zusammen. Mit seinem biometrischen Zahlsystem rannte Ulrich Kipper im Jahr 2000 keineswegs offene Türen ein, die Skepsis bei Banken und anderen potentiellen Geldgebern war zu groß. Trotzdem meldete er seine Idee zum Patent an und so wurde 2003 in einem Computergeschäft in Offenburg zum ersten Mal per Fingerprint bezahlt. Über 100 Edeka-Märkte gesellten sich hinzu. Auch heute noch ist "digiPROOF" mancherorts im Einsatz, allerdings hat das Bezahlen per Smartphone den Bezahlfinger im Handel abgelöst. "Dafür steuern wir heute mit unserer biometrische Zugangskontrolle Aufzüge, erfassen Arbeitszeiten und öffnen Mitarbeitern Türen", ergänzt Kipper, der stets auf der Suche nach smarten Lösungen insbesondere für den Handel ist. Erst jüngst hat er zusammen mit der Stadt Lahr und der Werbegemeinschaft "isiSnap" vorgestellt, eine Technologie, die spontanes Einkaufen mit dem Smartphone direkt aus dem Schaufenster ermöglicht – ob an Sonntagen oder im Lockdown.
Ulrich Kipper ist nicht nur in seiner Firma ein Tüftler, auch zu Hause bastelt und schraubt er für sein Leben gern, sei es an alten Motorrädern, Autos oder am Haus. Seine Büroeinrichtung hat er einst selbst entworfen und gebaut – um Geld zu sparen. "Agraringenieure sind Universaldilettanten, breit aufgestellt und immer bereit, Neues auszuprobieren. Aus dieser Haut wollte ich auch noch nie raus", stellt Kipper fest, der immer auf die Unterstützung seiner Frau Birgitt zählen kann. In seiner ersten Amtszeit als Lions-Präsident organisierte der passionierte Angler vor 20 Jahren einen Benefizlauf für die Wiederansiedlung des Lachses in der Kinzig. In seiner zweiten Amtszeit baute er 2019 mit der Versteigerung von in Kellern und auf Dachböden schlafender Kunst einen mit 10.000 Euro ausgestatteten Fond auf, mit dem die Diakonie Lahr Bedürftigen schnell und unbürokratisch helfen kann. Daniela Santo
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