Ex-Leistungssportler und Hockeytrainer Christian Stengler:

"Man muss wissen, wo man hingehört"

Lahr. Gerade ist Christian Stengler von einem Hockeycamp für deutsche Jugendliche aus dem englischen Canterbury zurückgekommen. Eine Woche hat er in Lahr, dann geht es zum nächsten Camp in Berlin. Der Hockey-Trainer ist viel unterwegs. Das bringt der Beruf so mit sich. Aber Lahr bildet seinen Lebensmittelpunkt. Hier ist seine Familie und wachsen seine vier Kinder auf. Auch wenn der 48-Jährige zwischendurch einige Jahre in Hamburg lebte, ist er eben ein waschechter "Lohrer". In der Schächtele-Stadt ist er geboren, sind seine Wurzeln und es war im Hockey-Club Lahr, wo seine Spielerkarriere ihren Anfang nahm. "Ich bin sehr heimatverbunden, man muss wissen, wo man hingehört", sagt Christian Stengler.

Der Name Stengler ist eng mit dem HCL verbunden. Vater Ingo war dort selbst Spieler, Trainer und später Vorsitzender. Christian Stengler ist quasi auf dem Hockeyplatz aufgewachsen. Sehr profitiert hat er laut eigener Aussage davon, dass er in der Mannschaft seines älteren Bruders Achim mitspielen konnte. "Ich war als Sportler sehr ehrgeizig", sagt der vierfache Vater.
Während seines Wehrdienstes in Bremgarten war er dann als Sportsoldat oft für Training und Spiele freigestellt und wurde Junioren-Weltmeister U21. Bald darauf kam die Berufung in die Nationalmannschaft der Herren. Zudem gab es Angebote von verschiedenen Vereinen. Schließlich nahm Christian Stengler das Angebot des Harvestehuder Tennis- und Hockey Clubs in Hamburg an. Inzwischen studierte der Spitzensportler Jura in Freiburg, wechselte deshalb aber in die Hansestadt.

Zwei Mal Europameister, zwei Mal Champions-Trophy-Sieger, fünf Deutsche-Meister-Titel, zwei Europa-Cup-Siege und und und – alle Erfolge und Titel aufzuzählen, würde den Rahmen hier sprengen. Es gab allerdings ebenfalls Rückschläge, beispielsweise, als Christian Stengler wegen einer langwierigen Rückenverletzung nicht an der Olympiade 1992 teilnehmen konnte. Auch damit muss ein Leistungssportler umgehen.

Unterwegs in der ganzen Welt

Das Jura-Studium schloss der Sportler erfolgreich mit dem Ersten Staatsexamen ab, zeitweise arbeitete er in der Kanzlei des Vaters und Bruders in Lahr als wissenschaftlicher Assistent: "Ich wollte der Familie natürlich etwas zurückgeben." Eine Berufslaufbahn als Anwalt oder Richter schloss er für sich selbst aber aus. "Jura ist sehr interessant, aber rückwärtsgewandt. In vielen Bereichen wird nach einer Problemlösung gesucht, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist", sagt Christian Stengler und fügt hinzu: "Ich wollte außerdem etwas tun, das mich mit der selben Leidenschaft erfüllt wie der Sport." Das war vor allem die Fotografie.

Der Hockeyspieler bewarb sich also an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und wurde angenommen. Das Hockeyspielen gab er in der Schweiz deshalb natürlich nicht auf, parallel dazu arbeitete er zunehmend als Trainer. Es waren spannende Jahre, in denen Christian Stengler noch mehr unterwegs war als zuvor: "Ich habe als Hockeyspieler und als Trainer Orte und Menschen auf der ganzen Welt bereisen und kennenlernen dürfen. Das hat wohl auch dazu beigetragen, dass die Fotografie mir so wichtig geworden ist." Diese ermöglicht ihm, Momente festzuhalten. Vor allem die Streetfotografie hat es ihm angetan. Seine Bilder sind immer wieder auch in Fotoausstellungen.

Seine Karriere als Hockeyspieler gab der Familienvater mit Mitte 30 auf. Trauert er der Zeit hinterher? "Nein", sagt Stengler ohne Wehmut. "Es war eine intensive Erfahrung und ich habe diese Lebensphase voll ausgekostet, aber alles hat seine Zeit." Außerdem kann er beachtliche Erfolge als Trainer vorweisen. Er trainierte in der Schweiz schon die Nationalmannschaft, baute verschiedene Vereine auf und holte mit Teams unter anderem insgesamt drei Mal den Schweizer Meistertitel. Im Augenblick befindet er sich wieder in Verhandlungen, hat sich aber noch nicht entschieden. Wichtig ist ihm dabei, dass er zusätzlich auch in Lahr weiter aktiv bleiben kann. Dies um so mehr, da Christian Stengler nebenher dort beim HCL die Jugend trainiert: "Der HCL wird sich nach der Sommerpause neu aufstellen und ich möchte gerne meinen Teil dazu beitragen."
Anne-Marie Glaser