Familientradition verpflichtet
Bernhard Hammig ist Holzblasinstrumentenmachermeister

Querflöten sind für Bernhard Hammig aus Lahr Beruf und Hobby zugleich. | Foto: Michael Bode
  • Querflöten sind für Bernhard Hammig aus Lahr Beruf und Hobby zugleich.
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Lahr. Bernhard Hammig hat einen Beruf, den es nicht allzu oft gibt. Nur etwa eine Handvoll Holzblasinstrumentenmachermeister gibt es derzeit in Deutschland. Der Lahrer kann dabei auf eine recht einzigartige Familiengeschichte zurückblicken, denn mit der zehnten Generation hat der Instrumentenbau bei den Hammigs eine lange Tradition.

"Ich war schon als Kind immer bei meinem Opa und meinem Vater in der Werkstatt", erinnert sich der 53-Jährige. Er war fasziniert vom handwerklichen Geschick, der Feinheit der Arbeit und vor allem von dem, was am Ende dabei rauskam: eine Querflöte. So erlernte er, wie Großvater und Vater schon, ebenfalls das Instrument. "In der Musikschule war ich der einzige Bub damals, der Querflöte spielte. Das hat mich gewundert, denn schließlich war das für mich eine Männerwelt, so kannte ich es von zu Hause", erzählt er. Heute spielt Bernhard Hammig nur noch beruflich in der Werkstatt. "Ich habe schlichtweg privat keine Zeit dazu", sagt er. Beruf und Hobby könne er ohnehin nicht voneinander trennen: "Das, was ich mache, ist genau mein Ding", betont der Vater von zwei Kindern.

Werdegang

Dabei war sein beruflicher Werdegang vorbestimmt: "Von der Seite meines Vaters gab es die Kunstwerkstätte und den Böhmflötenbau, von mütterlicher Seite eine Gärtnerei. Und da mein älterer Bruder sich dazu entschieden hatte, Gärtner zu werden, blieb für mich der Querflötenbau", erzählt er. Bereut hat er diesen Schritt nie: "Ich konnte mir nie vorstellen, etwas anderes zu machen", sagt er. Die Frage, ob er das Richtige mache, gebe es nicht. "Ich muss vielmehr dankbar sein, dass ich das machen darf," schwärmt er, denn wahnsinnig spannend und aufregend sei der Beruf – in erster Linie, weil man es kaum erwarten könne zu hören, wie das Instrument klingt, wenn es fertig sei. "Ich kreiere in meiner Werkstatt etwas, das man nicht unbedingt greifen kann, denn ich verkaufe Klang", erklärt er. Er sei jedes Mal aufs Neue stolz, wenn der Kunde mit seinem Instrument glücklich ist.

Schrauben, Drehen und Feinmechanik

Langeweile im Beruf kennt Bernhard Hammig nicht: "Es gibt immer eine Flöte, die man noch nie gebaut hat und immer wieder andere Kombinationen unterschiedlicher Materialien", erklärt der Holzblasinstrumentenmachermeister, der nach Kundenwunsch individuelle Instrumente herstellt. So spielen beispielsweise Flötisten des Shanghai Symphony Orchestra, der Wiener Symphoniker oder der Sächsischen Staatskapelle Dresden Querflöten, die aus dem Hause Hammig stammen. Aber auch Professoren, Studenten und Hobbymusiker schätzen die Flöten aus Lahr. Etwa 120 Stunden lang arbeitet Bernhard Hammig mit seinen zwei Mitarbeitern an einer Querflöte. "Wir arbeiten hochkonzentriert, es geht um Feinmechanik, aber auch ums Schrauben, Drehen, Feilen", erläutert er. Besonders Spaß habe er an der Anfertigung des Kopfstücks, denn da entstehe der Klang. Zwei bis drei Flöten pro Monat verlassen die Werkstatt in Lahr und gehen in alle Welt – nach Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich, aber auch nach China und die USA.
1992 hat Bernhard Hammig seinen Meister gemacht. Bis dahin lenkte sein Großvater Johannes Hammig noch die Geschicke des Handwerksbetriebs. Von 1993 bis 1995 hat Bernhard Hammig zusammen mit seinem Vater, ebenfalls Johannes, das Geschäft geführt. "Mein Vater musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden und ich habe mit 29 den Betrieb alleine übernommen", berichtet er. Rückendeckung konnte ihm damals sein Großvater geben: "Der saß oben im Wohnzimmer und ich konnte ihn jederzeit alles fragen", erinnert sich Bernhard Hammig noch gut.

Hammig-Flöte

1999 hat er schließlich auch den Namen der Querflöten geändert – von Johannes auf Bernhard Hammig – nicht wirklich zur Freude seiner Großeltern. "Das war aber der richtige Schritt, man muss schließlich dazu stehen, was man macht", betont er. Sein größter Konkurrent am Markt war anfangs sein eigener Großvater: "Johannes Hammig war ein großer Name, die Lieferzeiten lagen damals teils bei sieben Jahren." Wer heutzutage eine Hammig-Flöte spielen möchte, der entscheidet sich bewusst für eine ältere und gebrauchte Johannes oder eben eine Bernhard. Daniela Santo

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