Kreistag gibt grünes Licht
Nächste Etappe für Klinik-Neubau in Lahr
Offenburg/Lahr Um auch künftig eine erstklassige stationäre Versorgung für Patienten aus Lahr und der südlichen Ortenau zu gewährleisten, wird in Lahr bis zum Jahr 2032 ein Klinik-Neubau entstehen. Mit einem Grundsatzbeschluss hat der Kreistag das Ortenaukreises in seiner Sitzung am Dienstag, 24. November, mit großer Mehrheit bei einer Gegenstimme grünes Licht für das Projekt gegeben. Anstelle eines bisher geplanten Ersatzneubaus am derzeitigen Standort entschied sich der Kreistag für einen Neubau des Ortenau Klinikums Lahr mit rund 330 Betten nahe der Autobahn und dem Bahnhof Lahr. Gleichzeitig sprach sich der Kreistag dafür aus, den von der Stadt Lahr auf der Grundlage des Gemeinderatsbeschlusses vom 23. Oktober 2023 dem Ortenaukreis angebotenen Standort „Stadteinfahrt Süd“ baureif und voll erschlossen anzunehmen.
Klinik-Neubau hat deutliche Vorteile gegenüber Ersatzneubau
„Heute ist ein guter Tag für die Zukunft der medizinischen Versorgung nicht nur im ganzen Ortenaukreis sondern auch in der südlichen Ortenau. Mit der Entscheidung haben wir eine historische Chance einen Neubau an einem besseren Standort auf den Weg zu bringen“, freute sich Landrat Frank Scherer. Der Klinik-Neubau habe ganz entscheidende Vorteile gegenüber der bisherigen Planung für das Ortenau Klinikum Lahr. Der Neubau füge sich hervorragend in die vor fünf Jahren beschlossene Agenda „Ortenau2030“ ein. „Der Kreis und das Ortenau Klinikum werden jetzt weiter Vollgas geben, damit wir ebenso schnell in die Umsetzung kommen wie bei unseren anderen Neubau-Projekten in Achern und Offenburg“, so Scherer. Der Landrat dankte allen Beteiligten der Kreisverwaltung, des Ortenau Klinikums sowie der Stadt Lahr für die äußerst zügigen Prüfung aller wichtigen Aspekte, die zur Vorbereitung der Entscheidung abgeklärt werden mussten.
„Der Kreistag hat heute einen wegweisenden Beschluss für die Zukunft der Gesundheitsversorgung der Menschen in der gesamten südlichen Ortenau gefasst“, sagt Markus Ibert, Oberbürgermeister der Stadt Lahr. „Wir freuen uns sehr über die historische Chance, einen Neubau des Ortenau Klinikums an einem verkehrsgünstigen Standort im Lahrer Westen auf den Weg zu bringen. Die Stadt Lahr wird das Vorhaben weiterhin mit aller Kraft unterstützen, indem sie die Voraussetzungen für die bauliche Umsetzung schafft. In den kommenden Verfahren wird es umfangreiche Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger geben. Mein Dank gilt Landrat Frank Scherer, Geschäftsführer Christian Keller und allen, die sich an ihrer Seite für einen leistungsfähigen Klinikverbund in der Ortenau einsetzen. Ebenso danke ich dem Gemeinderat der Stadt Lahr für die Unterstützung und die entsprechende Beschlussfassung sowie der Stadtverwaltung für die geleistete Arbeit. Wir ermöglichen damit alle gemeinsam einen wesentlichen Baustein der Daseinsvorsorge für alle Menschen in unserer Region.“
Investition von rund 283 Millionen Euro
Der Entscheidung des Kreistages ist eine umfangreiche Prüfung durch das Ortenau Klinikum im Hinblick auf Funktion und Betrieb, Bauzeit und Kosten zwischen dem bisher geplanten Ersatzneubau und einer Neubauvariante vorausgegangen. Mit einer Präsentation stellte Christian Keller, Vorstandsvorsitzender des Ortenau Klinikums, in der Sitzung die Prüfergebnisse vor. Der Variantenvergleich macht deutlich, dass nur bei einem Neubau an einem geeigneten Standort die für ein Krankenhaus notwendigen Prozesse und Funktionen idealtypisch umgesetzt werden können. Auch die bei einem Ersatzneubau notwendigen, jahrelangen Einschränkungen im laufenden Betreib können bei einem Neubau vermieden werden. Ein Neubau ist deshalb im Hinblick auf bauliche und strukturelle Qualität sowie die betriebliche Funktionalität deutlich vorzuziehen.
Zudem kann ein Neubau rund drei Jahre früher realisiert werden als ein Ersatzneubau. Bei einer Gegenüberstellung der Kosten zeigt sich der Neubau ebenfalls im Vorteil. Während die Investition für den Neubau mit rund 283 Millionen Euro prognostiziert wird, läge ein Ersatzneubau mit ebenfalls 330 Betten bei rund 307 Millionen Euro. In der Berechnung wurde für beide Varianten eine Baukostensteigerung von drei Prozent bis zur Mitte der Bauzeit berücksichtigt. Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat daher die Neubauvariante deutliche Vorteile. Keller betonte, dass das Ortenau Klinikum auch weiterhin die künftigen Planungen eng mit dem Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg abstimmen werde.
Standort erfüllt Kriterien
Zeitgleich zum Variantenvergleich hat das Ortenau Klinikum die Stadt Lahr frühzeitig in die Überlegungen für einen neuen Klinikstandort einbezogen. So wurden in den vergangenen Wochen in zahlreichen fachlichen Abstimmungen mehrere potenzielle Standorte ermittelt und untersucht. Zur Prüfung der Standorttauglichkeit fanden umfangreiche Abstimmungen zwischen den Fachbehörden des Kreises, des Ortenau Klinikums und der Stadtverwaltung Lahr statt. Die Vorgaben und Kriterien waren dabei vor allem eine günstige Verkehrsanbindung für alle Verkehrsmittel, die Berücksichtigung von Lärmschutzvorgaben, ein geeignetes Grundstück mit rund acht bis zehn Hektar sowie die Genehmigungsfähigkeit für eine Kliniknutzung.
Von insgesamt acht ermittelten Standorten kamen vier für eine nähere Prüfung in Frage. Insbesondere aus Lärmschutzgründen konzentrierte sich schließlich die Prüfung auf den Standort „Stadteinfahrt Süd“, der eine Fläche von bis zu 16 Hektar umfasst, wobei lediglich rund zehn Hektar für das Klinikgrundstück benötigt werden. Der Standort liegt südlich der Bundesstraße 415 und westlich des Stadtteils Langenwinkel. Kreis und Ortenau Klinikum haben zugesagt, so nahe wie möglich an der B415 bauen und so wenig wie möglich Fläche in Anspruch nehmen zu wollen.
Im Rahmen der näheren Prüfung wurden insbesondere Aspekte wie Planungsrecht, Grundstücksqualität, Erschließung, Lärmsituation, Hochwasser und die Möglichkeit zur Errichtung eines Hubschrauberlandeplatzes berücksichtigt. Dabei haben sich keine Erkenntnisse ergeben, die einen Klinik-Neubau auf dem untersuchten Gelände ausschließen würden. An dem Standort sind im Hinblick auf Natur- und Landschaftsschutz keine Schutzgebiete betroffen. Außerdem erwies sich die Lage als sehr verkehrsgünstig für einen Klinikstandort. Zudem kann die Einhaltung der für Kliniken sehr niedrigen Lärmwerte durch bauliche Maßnahmen gewährleistet werden.
Inbetriebnahme ab Anfang 2032
Mit seinem Votum für den Klinik-Neubau hat der Kreistag ebenfalls der Ausschreibung der erforderlichen Generalplanungsleistung ab November 2023 zugestimmt. Eine Vergabe der Generalplanungsleistung könnte dann voraussichtlich im April 2024 erfolgen. Bis Ende 2024 rechnet das Ortenau Klinikum mit der Fertigstellung der Vorentwurfsplanung. Ab Mitte 2027 könnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Inbetriebnahme der neuen Klinik ist voraussichtlich ab Anfang 2032.
Der Lahrer Gemeinderat hat in seinem Beschluss bekräftigt, dass die weiteren Vorbereitungen und Planungen unter Einbindung der Anliegen aus Langenwinkel erfolgen werden. Dies umfasst insbesondere die Ziele, den Klinikneubau auf einer Fläche von circa 9,5 Hektar möglichst nahe an der Bundesstraße 415 zu realisieren und einen direkten Anschluss an die Bundesstraße zu schaffen. Das Landratsamt Ortenaukreis hat ebenfalls signalisiert, einen Neubau möglichst weit im Norden des 16 Hektar großen Suchraums an der Stadteinfahrt Süd anzustreben.
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