Rund 4.000 Teilnehmer
Lahr demonstriert für Toleranz und Vielfalt
Lahr "Wenn Sie sehen könnten, was ich hier von der Bühne sehe, dann ginge es Ihnen wie mir: Sie wären stolz. Ich bin stolz auf unsere Stadt, dass sie wie überall in den vergangenen Wochen in Deutschland aufsteht und ein Zeichen setzt. Ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Respekt, ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, gegen Rassismus und Ausgrenzung", begann der Lahrer Oberbürgermeister seine Ansprache bei der Demonstration für Toleranz, Respekt und Vielfalt, zu der fünf Fraktionen des Lahrer Gemeinderats – Kommunale Freie Wähler, Grüne, SPD, FDP, Linke Liste Lahr & Stadtrat für Tierschutz – aufgerufen hatten.
4.000 Menschen, so die Schätzungen der Veranstalter und der Polizei, waren auf den Rathausplatz gekommen – unter anderem aus Friesenheim, Seelbach und Ettenheim. Auch Mitglieder der CDU waren vor Ort, selbst wenn die Stadtrat-Fraktion sich nicht an dem Aufruf beteiligt hatte. Die beiden Stadträte Wilfried Wille und Harald Günther waren gekommen, aber auch CDU-Bundestagsabgeordneter Yannick Bury und Landesminister a. D. Helmut Rau. SPD-Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner und der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Walter Caroli nahmen ebenfalls an der Demonstration teil.
Aufforderung zu wählen
OB Ibert hielt nicht nur ein Plädoyer für Toleranz, sondern er forderte die Bürger auf, zur Wahl zu gehen: "Gelebte Demokratie ist nicht nur ein Recht. Sie enthält auch Momente zur Pflicht. Damit meine ich nicht äußeren Zwang, sondern ein inneres Pflichtgefühl, zum Beispiel zur Wahl zu gehen."
Viel Applaus und Zuspruch erhielt Hadi Sayed-Ahmad vom Jugendgemeinderat der Stadt. "Ich bin Deutscher, das sieht man nicht auf den ersten Blick, da ich einen Migrationshintergrund habe", startete er. Seine Eltern seien aus dem Libanon nach Deutschland gekommen und hätten sich integriert, weil sie mit Respekt und Toleranz in Lahr behandelt worden seien. "Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und darf nicht verloren gehen", mahnte er und warb dafür, dass die Menschen ihr Wahlrecht bei den Kommunal- und Europawahlen auch nutzen.
Für eine Willkommenskultur machte sich Brigitta Schrempp, Unternehmerin, Vizepräsidentin IHK Südlicher Oberrhein und Vorstandsvorsitzende nectanet, stark. Der Rechtsruck sei schlecht für den Wirtschaftsstandort Deutschland, er halte Investoren und Fachkräfte ab. Sana Ahmad-Hüssein Alyaaqubi, Interkultureller Beirat, sagte: "Sie bedrohen nicht nur Migranten, sondern das Leben und den Wohlstand aller Menschen in Deutschland." Hilde Beck, "Bürger Aktiv Lahr", erzählte, wie sie mit ihrer Familie nach Lahr gekommen war und dort heimisch wurde. "Was wir in Lahr nicht brauchen, ist Hass und Hetze."
Nicht nur in Lahr gingen die Menschen gegen Rechtsexetremismus auf die Straße: In Freiburg waren es zeitgleich 20.000 Teilnehmer. Bundesweit waren mehr als 200 Demonstrationen in 30 Städten angemeldet.
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