Klimaschutzziele: Kommunen als Vorbild
Energie- und Umweltprojekte werden fortgeschrieben

Umweltminister Franz Untersteller (links) übergab den European Energy Award an die Stadt Lahr. | Foto:  Martin Stollberg
  • Umweltminister Franz Untersteller (links) übergab den European Energy Award an die Stadt Lahr.
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Lahr (ds/gro). Der Klimawandel ist längst kein theoretisches Szenario mehr. Extremwetterereignisse sind auch hierzulande keine Seltenheit mehr. 2013 hat das Land Baden-Württemberg das Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes verabschiedet. Das Klimaschutzgesetz sieht klare Vorgaben für die Reduzierung von Treibhausgasen vor: Der CO2-Ausstoß soll bis 2020 um mindestens 25 Prozent sinken, bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, hat das Land ein Energie- und Klimaschutzkonzept entwickelt, das konkrete Strategien und Maßnahmen enthält. Laut Gesetz nimmt die öffentliche Hand und damit auch jede Kommune hierbei eine Vorbildfunktion ein. Wir fragten nach, wie es um die Klimaschutzziele vor Ort bestellt ist.

Schon in den 90er-Jahren hat die Stadt Lahr in den Themenbereichen Energie und Klima die ersten kommunalen Projekte und Aktivitäten geplant und umgesetzt. Gemäß dem Motto "Global denken – lokal handeln" verfolgt die Stadt seitdem zum Schutz des globalen Klimas und zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Lahrer Region die Leitziele: Energie einsparen, Energie effizienter nutzen, erneuerbare Energien erzeugen und nutzen sowie die Emission von Treibhausgasen zu verringern. In den Jahren 2010 und 2014 ist die Stadt Lahr für ihre Aktivitäten sogar mit dem European Energy Award ausgezeichnet worden. 2012 wurde das Leitbild im Lahrer Klimaschutzkonzept festgelegt. "Seither ist vieles auf den Weg gebracht und umgesetzt worden. Doch unsere Ziele sind noch nicht alle erreicht, deshalb wird das Arbeitsprogramm nun aktualisiert", erläutert Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller auf Anfrage.

Es gelte, Ziele und Ergebnisse stets im Blick zu behalten und abzugleichen, nur so bleibe man auf dem richtigen Weg. "Beispielweise wollen wir beim Thema Klimaschutz weiterhin Vorbild sein und werden uns bei zukünftigen Gebäuden strengere Baustandards setzen. Das hat gleichzeitig den positiven Nebeneffekt von geringeren Verbrauchskosten. Außerdem werden wir das erfolgreiche Fifty-Fifty-Einsparprojekt auf alle städtischen Schulen ausweiten. Auch wird in den nächsten Jahren ein neues und modernes Mobilitätskonzept erarbeitet. Und zukünftig werden wahrscheinlich auch die städtischen Mitarbeitenden verstärkt ,e-mobil' unterwegs sein, mit Pkw und Pedelecs, ,betankt' mit 100 Prozent Ökostrom", so Müller weiter. Zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien will die Stadt die Bürger intensiver informieren und zum Mitmachen motivieren. Dafür sollen auch die Energie- und Bauberatungen optimiert werden. "Außerdem sind wir gespannt, was die von uns unterstützten Projekte ,Vernetzte Industrieparks' und die Kompetenzstelle Energieeffizienz (KEFF) bei unserer lokalen Wirtschaft für positive energetische Folgen zeigen", so der OB.

Mit dem neuen Arbeitsprogramm sollen die im "Klimaschutzkonzept Lahr 2012" genannten Ziele im Jahr 2023 erreicht werden. Durch ein begleitendes Monitoring sollen diese gegebenenfalls nachjustiert werden. Natürlich werden in diesem Zeitraum auch noch neue Ziele und Aufgaben dazukommen, wie zum Beispiel Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. "Insgesamt konnten seit 2012 rund zwei Drittel der geplanten kleinen und großen Energie- und Klima-Projekte schon erfolgreich umgesetzt werden", sagt der Stabsstellenleiter Umwelt, Manfred Kaiser. "Wir erhalten sehr viele positive Rückmeldungen und Anerkennung in der Region, in Baden-Württemberg und in Deutschland für unsere Aktivitäten. Vom Land bekommen wir zudem erhöhte Zuschüsse für unsere Klimaschutzprojekte", so Manfred Kaiser.

In Zell am Harmersbach wurde im Jahr 2016 in Zusammenarbeit mit der Badenova eine Energiepotenzialstudie  erstellt. "Dabei wurden neben dem Gesamtenergiebedarf und der CO2-Belastung in der Gesamtstadt auch die Bilanzen für die kommunalen Liegenschaften ermittelt. Aus dieser Energiepotenzialstudie können Klimaschutzziele unter Einbeziehung der Bevölkerung und Wirtschaft entwickelt werden, die in einem gemeinsamen Klimaschutzkonzept münden", erklärt Zells Bürgermeister Günter Pfundstein. 

Doch auch unabhängig von einem formulierten Klimaschutzkonzept sei die Stadt Zell am Harmersbach bereits in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur Reduzierung des Energieeinsatzes angegangen, so der Bürgermeister weiter. Seit Jahren werde für alle kommunalen Liegenschaften Ökostrom bezogen.

Auch das Thema Straßenbeleuchtung spielt eine Rolle. „Einschließlich aller Ortsteile gibt es bei uns rund 1.2oo Straßenlaternen“, berichtet Zells Bürgermeister Günter Pfundstein. Gewartet werden die Leuchten durch das E-Werk, erst jüngst wurden die Verträge um einen Zeitraum von weiteren drei Jahren verlängert. Jährlich werden Investitionsaufwendungen von 100.000 Euro für die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen eingesetzt, was zu einer deutlichen Reduzierung des Stromverbrauchs führe, so Pfundstein. "Darüber hinaus werden die Heizungsanlagen der größeren städtischen Liegenschaften, wie beispielsweise die Schwarzwaldhalle und die Grundschule in Unterharmersbach sowie das Bildungszentrum, sukzessive optimiert und mit Hackschnitzelanlagen und Fernwärmeleitungen nachgerüstet, was ebenfalls zu einer verbesserten CO2-Bilanzierung führt", so Pfundstein. "Aber auch für andere kommunale Einrichtungen wie die Kindergärten werden derzeit sinnvolle Sanierungskonzepte mit Blick auf eine Reduzierung des Energieverbrauchs ausgearbeitet."

Um 16 Prozent will die Stadt Kehl den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2023 reduzieren. Im Jahr 2012 wurde gemeinsam mit Bürgern das Klimaschutzkonzept für die Stadt Kehl erstellt und wird nun Schritt für Schritt abgearbeitet. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Reduzierung des Energieverbrauchs. Vergangene Woche hat der Gemeinderat grünes Licht für die Einführung des Klimaschutz-Monitorings European Energy Award gegeben. Das dient der Steuerung und Kontrolle der Klimaschutzaktionen, mit dem Nebeneffekt, dass höhere Zuschüsse bewilligt werden. Außerdem sollen in diesem Rahmen 20 Prozent der im Klimaschutzkonzept enthaltenen Maßnahmen überarbeitet und angepasst werden. Schließlich sind seit der Verabschiedung fünf Jahre vergangen.

Rund 40 Prozent der im Klimaschutzkonzept formulierten Maßnahmen sind umgesetzt. So werden die Falkenhausenschule, die dazugehörige Turnhalle sowie die Mediathek künftig von der Stadthalle aus mit Nahwärme versorgt. In einem zweiten Schritt soll auch das Rathausareal daran angeschlossen werden. Zahlreiche kommunale Gebäude wurden in den vergangenen Jahren bereits in einer sogenannten "Gebäudeleittechnik" integriert, die den Zugriff auf die Heizungen in den jeweiligen Gebäuden von einem zentralen Rechner aus ermöglicht. Das System soll ausgebaut werden. Ein weiterer Baustein ist die Installation von Fotovoltaikanlagen auf Dächern städtischer Gebäude wie der Mehrzweckhalle in Auenheim oder der Sporthalle des Einstein-Gymnasiums. Die in den vergangenen Jahren in Betrieb genommenen Anlagen erzeugen eine Leistung von insgesamt 500 Kilowatt peak.

Die Umstellung auf energiesparende LED-Technik bei der Straßenbeleuchtung läuft. Gemeinsam mit der Bürgerenergiegenossenschaften Kehl sollen 1.200 der insgesamt 6.000 Leuchten umgerüstet werden.

Städtische Mitarbeiter stehen Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung. Auch die Bürger werden mitgenommen: So beteiligte sich Kehl dieses Jahr am Wettbewerb "Stadtradeln", um CO2 einzusparen oder schaltet im Rahmen der Aktion "Earth Hour" für eine Stunde die Lichter der Stadt aus.

Eigene Klimaziele wurden in Rheinau bislang nicht definiert, dennoch beachtet die Stadt den Klimaschutz. So wurden in der Vergangenheit mit dem Eigenbetrieb Stadtwerke mehrere Fotovoltaikanlagen installiert. Die Straßenbeleuchtung wurde bereits zu 50 Prozent auf LED umgestellt, es wird Öko-Strom in allen städtischen Gebäuden bezogen. "Die Stadt sieht den Handlungsbedarf, die Klimaschutzanstrengungen weiter zu verstärken", stellt Roland Mündel, Leiter des Bauamtes der Stadt, fest. "Derzeit sind wir gemäß des Gemeinderatsbeschlusses vom 20. September dieses Jahres dabei, uns über das Programm ,Klimaschutz Plus' für Städte und Gemeinden beraten zu lassen."

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