Gelungene Stadtentwicklung
20. Jubiläum für neu gestalteten Schloßplatz

Foto: Stadt Lahr
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Lahr (st). Am 16. Juni 2001 fand in Lahr ein großes Schloßplatzfest statt – zur Einweihung des zuvor neu gestalteten Platzes. Anfangs noch kritisch beäugt, wurde dieser schnell zum Herzstück der Innenstadt. Oberbürgermeister Markus Ibert und Baubürgermeister Tilman Petters freuen sich noch heute über das Werk ihrer Vorgänger: „Die Umgestaltung des Schloßplatzes war zu Beginn äußerst umstritten. Doch sie ist ein Paradebeispiel für gelungene Stadtentwicklung und zeigt, welche großartigen Verbesserungen mutige Veränderungen mit sich bringen können.“

Historischer Platz

Der Schloßplatz hat durch sein Alter und seine Lage eine große Bedeutung für Lahr. Er ist der erste Platz, auf dem sich im ausgehenden 13. Jahrhundert das öffentliche Leben der Stadt abspielte. Mit den anschließenden Stadterweiterungen kamen weitere Plätze hinzu. Entlang der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Marktstraße öffnen sich immer wieder öffentliche Räume verschiedener Größenordnung. Der zentral gelegene Schloßplatz wird hierbei von der Markstraße durchschnitten.

Wie viele andere historische Plätze, so wurde auch er im Zuge der autogerechten Umgestaltung von Innenstädten im 20. Jahrhundert zu einem Parkplatz umfunktioniert und büßte dabei seine Bedeutung als prägende öffentliche Fläche ein. Er war – heute kaum noch vorstellbar – bis vor 20 Jahren zum größten Teil eine Verkehrsfläche mit 22 Stellplätzen und einer umlaufenden Straße, auf der man gerne zirkulierte, bis ein Platz frei wurde. Davor stand ein Imbisswagen, der abends weggefahren wurde. Nur der deutlich kleinere Teil des Platzes östlich der Marktstraße war schon damals Teil der Fußgängerzone. Mehrere Anläufe, dies grundlegend zu ändern, scheiterten im Gemeinderat.

Vom Autoverkehr befreit

Doch dann siedelte sich an der Stelle eines alteingesessenen Möbelhauses ein großer Drogeriemarkt an und äußerte den dringenden Wunsch, keine Parkplätze, sondern großzügige Fußgängerflächen vor der Tür zu haben. Dies trug maßgeblich zu einem Umdenken bei. Leitgedanke war nun die Aufwertung des Platzes zu einem attraktiven Aufenthaltsbereich und damit auch die Stärkung der Innenstadt als beliebter Wohn- und Geschäftsstandort. Dazu war es notwendig, den bis dahin zweigeteilten Platz vom Autoverkehr zu befreien und ihn wieder als Einheit erlebbar zu machen.

Die städtebaulichen Voraussetzungen waren aufgrund der stimmigen Proportionen der vorhandenen platzbegrenzenden Bebauung gegeben. Auch die Nutzungsmischung mit Einzelhandelsgeschäften, Dienstleistern und Wohnen bot einen guten Rahmen. Hinzu kam, dass mit dem Erwerb eines der platzbestimmenden Gebäude durch den Drogeriemarkt sich die Möglichkeit eröffnete, die südliche Platzkante aufzuwerten. In enger Abstimmung zwischen Denkmalschutzbehörde und der Stadtverwaltung entstand hier unter Erhalt der Hauptfassade ein neues Gebäude, das deutlich zur Attraktivität des Platzes beiträgt.

Neugestaltung

Den Entwurf für den neuen Schloßplatz fertigte das Stadtplanungsamt. Er sah vor, die Einheit des ehemals getrennten Platzes zu betonen, indem die gesamte Fläche über die Marktstraße hinweg mit einem Granitbogenpflaster befestigt und mit einer Rahmung aus Porphyrplatten versehen wurde. Damit durchschneidet die Marktstraße optisch nicht mehr den Platz. Ein weiteres bestimmendes Element der Gestaltung ist ein Wasserbecken parallel zur südlichen Platzkante, das an dieser Stelle Bezug auf den mittelalterlichen Wassergraben der Tiefburg nimmt. Zur besseren Erreichbarkeit von Schaufenstern und Eingang ist das Becken unterbrochen beziehungsweise wird von einem Stahl-Holzsteg überspannt. Eine unterirdische Zisterne mit der entsprechenden Pumpentechnik sorgt für die Wasserversorgung. Das Becken ist aufgrund seiner geringen Tiefe auch ein beliebter Spielpunkt für Kinder. Nördlich setzen sechs kleinkronige Bäume einen besonderen Akzent. Sitzbänke unterhalb der Bäume und südlich des Wasserbeckens bieten die Möglichkeit zum Verweilen. Die mächtige Platane und eine Sandsteinstele aus dem internationalen Steinbildhauersymposium von 1980 wurden an ihrem Standort erhalten.

Eine zunächst viel diskutierte Besonderheit ist der Imbisspavillon. Nachdem der Gemeinderat sich dazu entschlossen hatte, dem hier bisher stehenden Imbisswagen auch weiterhin den Verkauf zu ermöglichen, entwarf die Hochbauabteilung der Stadtverwaltung einen Stahl-Glas-Pavillon in zeitgemäßer Architektursprache. Der nachts von innen beleuchtete Glaskubus wird zum Möbelstück auf dem Platz und korrespondiert mit der ähnlich gestalteten Möblierung und Beleuchtung.

Kosten bei 550.000 Euro

Sämtliche Planungsleistungen erbrachte das Baudezernat der Stadt Lahr. In den intensiven Planungsprozess wurden neben den politischen Gremien vor allem auch die Anwohner, Eigentümer sowie die Gewerbetreibenden bei Bürgerveranstaltungen einbezogen. Die Kosten für die Umgestaltung des rund 2.200 Quadratmeter großen Schloßplatzes beliefen sich inklusive Technik und Möblierung auf 550.000 Euro, die komplett von der Stadt Lahr übernommen wurden – eine finanzielle Förderung gab es nicht. Von der ersten Konzeption Anfang 2000 bis zur Einweihung am 16. Juni 2001 vergingen lediglich eineinhalb Jahre.

„Wie gut der Platz von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen wird, zeigt sich gerade jetzt, da in der Corona-Pandemie wieder Lockerungen möglich sind und die Innenstadt auflebt“, betonen Markus Ibert und Tilman Petters. „Auch nach 20 Jahren kann sich der Schloßplatz noch bestens sehen lassen. Dies sollte uns für künftige Vorhaben Ansporn und Vorbild sein. Mutige Konzepte unter Einbindung aller Beteiligten zu verfolgen kann auf Widerstände stoßen, schafft aber langfristig die besten Ergebnisse.“

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