Vereinzelte Kontrollen auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt
Kehl/Straßburg. Seit den Terroranschlägen von Paris gilt in Frankreich der Ausnahmezustand. Die zahlreichen Weihnachtsmärkte im benachbarten Elsass wurden nur mit
harten Sicherheitsauflagen genehmigt – so auch in Straßburg. Grund
genug, einen Versuch zu wagen, auf dem Münsterplatz einen Glühwein zu trinken.
Die Fahrt startet am Donnerstag gegen 14 Uhr in Kehl. Seit Mitte November wird die Ein- und die Ausreise an der Europabrücke durch die Polizei kontrolliert. Doch auch wenn der Verkehr sich oft bis an die Kehler Stadteinfahrt auf der B28 staut, am Donnerstag läuft alles
glatt. Kontrolliert werden die beiden Fahrzeuginsassen, zwei Frauen,
nicht, nicht einmal angehalten. Die Beamten sind gerade mit einem
anderen Fahrzeug, das auf den ehemaligen Zollhof gewunken wurde, beschäftigt.
Weiter geht es in Richtung Innenstadt: Die zentralen Parkhäuser sind gesperrt, auf der Grande-Île, wie die Straßburger Innenstadt rund ums Münster genannt wird, ist Parken
verboten. Doch auch hier haben die Testpersonen Glück: Da das
Verkehrsaufkommen nur mäßig ist, geht es ruckzuck bis zum Place du
Corbeau. Ab da beginnen die Kontrollen durch die Polizei und das
französische Militär. Die beste Möglichkeit, möglichst nahe am Münster
zu parken, ist nun das Parkhaus Austerlitz – was überraschenderweise
auch noch freie Stellplätze bietet. Der Fußweg beträgt keine fünf
Minuten, dann ist man in der Innenstadt.
Auch hier ist die Enttäuschung groß – niemand will einen Blick in die Tasche werfen, der
Ausweis muss nicht gezückt werden. Nur ein junger Soldat, der mit dem
Maschinengewehr in der Hand am Beginn der Rue du Vieux Marché aux
Poissons steht, hat etwas dagegen, fotografiert zu werden. Die Bilder
auf der Digitalkamera müssen gelöscht werden. „Keine Bilder von
Soldaten“, lautet die strenge Anweisung.
Die anwesenden Polizisten kontrollieren nur sporadisch und wenn, dann hauptsächlich die
Autos, die in die Innenstadt fahren wollen. Wer den Straßburger
Weihnachtsmarkt kennt, traut seinen Augen kaum: Kein Gedrängel in den
Straßen, freie Sicht auf das Münster und die Stände, es ist deutlich
ruhiger als üblich. „Wir haben keine Bedenken, den Weihnachtsmarkt zu
besuchen“, sagt Madeleine Huber, die mit ihrem Mann und einem
befreundeten Ehepaar per Schiff aus der Schweiz angereist ist. „Wir sind
auch nicht kontrolliert worden“, wundern sie sich.
„Das Geschäft ist dieses Jahr sehr, sehr schlecht“, sagt Jean-Paul Anstett,
Imker aus Straßburg, der schon seit Jahren auf dem Weihnachtsmarkt vor
dem Münster Honig, Bienenprodukte und heißen Met verkauft. Mehr als 50
Prozent der Busfahrten nach Straßburg seien storniert worden. „Das ist
die Schuld von unserem Bürgermeister“, ärgert er sich: „Er hätte nicht
öffentlich sagen sollen, dass der Markt abgesagt wird. Genau das wollen
doch die Terroristen.“ Er hofft, wie viele seiner Kollegen, dass bis zum
vorgezogenen Ende am 24. Dezember noch mehr Menschen den Weg nach
Straßburg finden.
Und die Heimfahrt? Die dauert länger, aber nur, weil die Rush Hour beginnt. Das Fazit: Ein Besuch auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt ist möglich. Wer keinen Parkplatz suchen
möchte, der steigt auf Bahn und Tram um.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.