Schauspieler Horst Kiss
Theatermann aus Leidenschaft

Horst Kiss ist mit Leib und Seele Schauspieler, die Requisiten für sein Stück "Wolkenkind" passen in einen Koffer.  | Foto: Michael Bode
  • Horst Kiss ist mit Leib und Seele Schauspieler, die Requisiten für sein Stück "Wolkenkind" passen in einen Koffer. 
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Kehl. "Ich stehe wahnsinnig gerne auf der Bühne und vermisse es, wenn ich nicht genug spiele", sagt Horst Kiss. 2015 hat es den Diplom-Schauspieler der Liebe wegen nach Kehl verschlagen. Er arbeitete bereits mit dem deutsch-französischen Theater Baal Novo zusammen und engagiert sich jetzt aktiv im "Theater der 2 Ufer", das vor kurzem den Schritt zur professioneller Bühne gewagt hat. Dort ist er für den Bereich Regie und Theaterpädagogik verantwortlich, steht aber natürlich auch auf der Bühne. "Ich mag das Multikulturelle in Kehl", sagt Kiss mit Überzeugung. "Ich hoffe, dass wir künftig noch mehr Franzosen für unsere Bühne im Kehler Hafen begeistern."

Geboren wurde der – noch – 49-Jährige in Sântana – Sanktanna im Banaterland. "Als ich elf Jahre alt war, sind wir nach Deutschland gekommen", so Kiss. Die Sprache war für ihn nicht das größte Problem, schließlich hatte er in Rumänien eine deutsche Schule besucht. "Am Anfang war ich fast ein wenig enttäuscht, als wir in Heidelberg ankamen. Ich hatte mir alles ganz anders vorgestellt", erinnert sich Kiss zurück. "Ich war wohl einfach überfordert von der Vielfalt, die es hier gibt."

Die erste Bühnenluft schnupperte er bereits als Sechsjähriger: "Zusammen mit anderen Kindern durfte ich bei einem Trachtenball mittanzen. Damit entdeckte ich das Tanzen für mich." Die Initialzündung, Schauspieler zu werden, kam allerdings erst später. "In Heidelberg habe ich das Gymnasium besucht und war auf einem Schüleraustausch in der Partnerstadt Montpellier", erzählt Horst Kiss. Rund 100 Jugendliche aus fünf Nationen trafen sich dort bei einem Theaterprojekt: "Wir haben in nur neun Tagen eine Freiluftaufführung auf die Beine gestellt, das war so gut. Es entstand eine innere Freiheit in mir, ich mochte es, mich in die Geschichte hinein zu bewegen." 

Vom Gymnasium auf die Schauspielschule

Direkt nach seinem Abitur schaffte er die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und studierte Schauspiel. Es folgten Engagements in Trier, Kon-stanz, Frankfurt, Würzburg, Regensburg und Mannheim. Eine seiner Spezialitäten sind Dialekte. Dabei beherrscht er nicht nur den Kurpfälzer-Dialekt perfekt, sondern gibt auch einen überzeugenden Bayern oder Hessen. Angst vor der Provinz hatte er nie. "Die Zeit in Trier war eine der spannendsten und schönsten in meiner Laufbahn", so Kiss. Es habe großen Spaß gemacht, am Aufbau eines Ensembletheaters beteiligt gewesen zu sein. 

Kindertheater, aber auch Theaterpädagogik spielte stets eine große Rolle in seinem Leben. So arbeitete er schon in den 1990er-Jahren im Ensemble des Frankfurter Kinder- und Jugendtheaters "Grüne Soße" und war von 2009 bis 2014 Klinikclown am Würzburger Universitätsklinikum. Andere mit seiner Kunst zum Lachen zu bringen, ist ihm wichtig. "Auch wenn ich einen starken Bezug zur Komödie habe, ein Boulevardschauspieler war ich nie", gibt er ehrlich zu. "Es ist einfach nicht meine Leidenschaft."

Es war eine bewusste Entscheidung, als er 2008 beschloss, als freier Schauspieler zu arbeiten und nicht mehr Teil eines festen Ensembles an einem Stadt- oder Staatstheater zu sein. "Ich wollte einfach mehr eigene Projekte verwirklichen. Dazu kam, dass ich auch in der Theaterpädagogik aktiv war und bin. Ich habe schon 1999 mit Jugendgruppen gearbeitet", sagt Horst Kiss. 

In der Ortenau kennt man ihn aus der Inszenierung "Moby Dick" vom Theater Baal Novo, aber auch aus dem sehr unkonventionellen Weihnachtsspiel "Ox und Esel", mit dem er und sein Mitstreiter Hans Herbert Diel nicht nur die Besucher des "Theater der 2 Ufer" in Kehl begeisterten. Auch sein jüngstes Projekt "Wolkenkind" ist für Kinder gemacht. Es macht ihm großen Spaß, genau für dieses Publikum zu spielen. 

Am "Theater der 2 Ufer" gefällt ihm nicht nur die Idee, ein Privattheater zu etablieren, er mag auch seine Mitstreiter. "Uns verbindet die gleiche Leidenschaft für das Theater", ist sich Horst Kiss sicher. Wer ihn in seinem Metier erleben möchte: Das nächste Mal steht er am 9. Juni auf der Bühne. Das "Theater der 2 Ufer" inszeniert "Ein Sommernachtstraum" von Shakespeare auf seine ganz besondere Art. Christina Großheim

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