Christian Meier ist Bodybuilding-Vizeeuropameister mit 55
Ein Mann, der seine Träume wahr macht

Dass er auch mit 55 Jahren noch topfit ist, bewies Christian Meier Anfang Mai bei der Europameisterschaft in Spanien als er Vizemeister wurde.  | Foto: Michael Bode
  • Dass er auch mit 55 Jahren noch topfit ist, bewies Christian Meier Anfang Mai bei der Europameisterschaft in Spanien als er Vizemeister wurde.
  • Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Christina Großheim

Kehl (gro). Er wollte es noch einmal wissen: Nach 28 Jahren Abstinenz bestritt Christian Meier noch einmal einen großen Wettkampf und war erfolgreich: Bei der Europameisterschaft im Bodybuilding in Barcelona holte er sich den Vize-Europameistertitel – mit 55 Jahren.

Sportlich war der gebürtige Oberkircher schon immer. "Ich habe mit Fußball begonnen und wollte unbedingt in höheren Ligen spielen", erinnert er sich. Doch leider reicht der Ehrgeiz eines Einzelnen nicht immer für eine ganze Mannschaft aus. Mit 16 Jahren entdeckte Meier Bodybuilding für sich. "Damals gab es in der Ortenau kein einziges Fitnessstudio. In Oberkirch trainierten ein paar Jungs in einem selbstgemachten Fitnesskeller." Meier hätte gerne dort Gewichte gestemmt, erhielt aber eine Abfuhr.

Also beschloss er, sich einen eigenen Kraftraum im Haus seines Onkels einzurichten. Damit begann seine Karriere als Bodybuilder. "Ich habe parallel zu meiner Ausbildung als Konditor im Keller in Zusenhofen trainiert", erzählt Meier. "Ich habe mir in Fachzeitschriften die Geräte abgeguckt. Nach zwei bis drei Jahren hatte ich ein gutes Fitnessstudio eingerichtet." Und das nutzte er regelmäßig: "Ich habe jeden Tag intensiv eineinhalb Stunden trainiert." Für Meier war der Kraftsport genau das, was er gesucht hatte: "Ich wollte immer einen Sport, den ich alleine machen konnte."

Die Sportart Bodybuilding steckte in Deutschland damals noch in den Kinderschuhen. "Ich musste vieles selbst austesten", stellt Meier fest. "Glücklicherweise habe ich alles richtig gemacht." Denn wie er aus eigener Erfahrung als Betreiber von Fitnessstudios in der Ortenau weiß, ist es nicht ungefährlich, ohne kompetente Anleitung zu trainieren.

Mit 19 Jahren fuhr er nach Karlsruhe in ein professionelles Fitnesstudio: "Die fanden gut, wie ich aussah und schlugen vor, dass ich mich zur südbadischen Meisterschaft anmelden sollte." Dort erhielt er auch wertvolle Tipps dafür, wie man sich bei solch einem Wettkampf präsentiert, denn Posing will gelernt sein. Dass Meier ein Naturtalent ist, zeigte sich schnell: Die erste Meisterschaft, an der er teilnahm, gewann er. Es war der erste von zahllosen Titeln, die er im Laufe seiner Karriere holte. Über einen Fitnessclub in Heidelberg startete er bei Baden-Württembergischen und Deutschen Meisterschaften – und er traf Arnold Schwarzenegger. "Weil ich so fleißig trainierte, durfte ich zur Belohnung zu einem Seminar mit ihm", verrät Meier. "Das war hochinteressant. Neben Trainingstipps hat mich am meisten der Satz beeindruckt, dass man nie aufgeben darf. Das hat sich auch in meinem Leben bewährt."

1984 gab er seinen erlernten Beruf auf und gründete ein eigenes Fitnessstudio in Zusenhofen. Er traf den Nerv der Zeit: "Damals wurde aus der Bodybuilder- die Fitnessszene. Vorher galt ich immer als der Verrückte, der Tag und Nacht im Keller trainiert." Christian Meier nimmt es mit Humor. Es folgte eine intensive Zeit des Trainings und der Meistertitel. Einer seiner größten Triumphe war der Sieg bei den World Games.

"1990 startete ich noch einmal bei einer Weltmeisterschaft, aber eigentlich hatte ich schon fast alles gewonnen." Damit ihn der Ehrgeiz doch noch packte, verlegte er sein Training nach Los Angeles in die Studios am berühmten Venice Beach, wo auch Schwarzenegger seine Karriere startete. "Dort trainieren viele Promis und Schauspieler, ich durfte einige betreuen", sagt er bescheiden und verrät, dass einer von ihnen Jeff Goldblum war. "Wenn ich sehe, dass jemand Hilfe braucht, dann gehe ich hin", so Meier. 

Meier qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft, musste jedoch krankheitsbedingt  auf einen Start verzichten: "Ich beendete meine aktive Karriere und widmete mich meinen eigenen Studios." Und das mit großem Erfolg, Meier hat sich in der Ortenau einen guten Namen gemacht. Außerdem entwickelte er Ernährungskonzepte. 

Vor drei Jahren reifte der Entschluss, noch einmal um einen Titel zu kämpfen: "Ich dachte, ich habe überall mitgemacht, nur nicht bei einer Europameisterschaft." Nach dem erfolgreichen Wochenende kann er diesen Punkt auch abhaken. "Es war toll", postete er auf Facebook. "Aber das brauche ich nicht noch einmal."

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.