Jugendkonferenz an der Tulla-Realschule
Schüler wünschen sich mehr Unterstützung
Kehl Mehr Angebote bei der beruflichen Orientierung, eine bessere technische Ausstattung der Schulen sowie Unterstützung durch das Lehrpersonal und die eigene Familie: Das wünschten sich die insgesamt 67 Jugendlichen von fünf Kehler und zwei Willstätter Schulen unter anderem bei der „Jugendkonferenz 2023. Was dich bewegt“ in der Aula der Tulla-Realschule. Kehl ist einer von insgesamt sechs Standorten in Baden-Württemberg, an denen Schüler, lokale Entscheidungsträger sowie Vertreter der Schulen zusammenkommen, um über die Sorgen und Bedürfnisse von Jugendlichen zu sprechen.
Einfluss auf Stadtpolitik
„Mir ist es besonders wichtig, dass alles, was ihr hier heute erarbeitet, in die Stadtpolitik einfließt“, rief Oberbürgermeister Wolfram Britz den Jugendlichen bei seiner Eröffnungsrede zu. Das Stadtoberhaupt wies zudem darauf hin, dass Kehler Jugendliche sich im Jugendgemeinderat engagieren können. Per vorab aufgezeichneter Videobotschaft begrüßten die baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper, sowie die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, die Jugendlichen.
Günter Bressau von der Jugendstiftung Baden-Württemberg, der die Konferenz zusammen mit Stella Loock moderierte, freute sich über die große Resonanz bei den Schulen in der Rheinstadt. Bei keiner der bisherigen Lokalkonferenzen seien so viele dabei gewesen. Anschließend wies er darauf hin, dass die Jugendstudie 2022 ergeben hat, dass die Jugendlichen in Baden-Württemberg prinzipiell sehr zufrieden mit ihren Lebensumständen sind. Es wurde aber auch erkannt, dass es in einigen Bereichen Handlungsbedarf gibt. Um diesen genauer zu ergründen, teilten sich die Schülerinnen und Schüler in zehn Gruppen auf, in denen sie ihre Gedanken zu verschiedenen Themenfeldern strukturierten.
Dazu gehörte unter anderem die Frage nach einer besseren gesellschaftlichen Beteiligung von Jugendlichen. Neben dem Wunsch nach mehr Informationen und Angeboten äußerten die Jugendlichen auch das Anliegen, dass es in der Stadt mehr Aufenthaltsräumen für sie geben sollte.
Die Jugendstiftung interessierte sich auch dafür, wie die Demokratie an den Schulen gestärkt werden kann. Dazu wünschten sich die Schüler unter anderem Gesprächen mit Experten und dass die Programme der politischen Parteien vertiefter im Unterricht thematisiert werden. Dass eher traditionelle Werte auch bei jungen Menschen wichtig bleiben, zeigten die Antworten der Schüler zur Frage nach den Wünschen für ihre persönliche Zukunft. Neben Glück und Gesundheit tauchte mehrmals das Wort Familie und der Wunsch nach Familiengründung auf. Handlungsbedarf konnte bei der beruflichen Orientierung festgestellt werden. Neben mehr Berufspraktika und Einblicken in den Alltag von Studierenden erhoffen sich einige Jugendliche mehr Informationen zu alternativen Berufseinstiegen abseits der klassischen dualen Berufsausbildung oder einem Hochschulstudium.
In Bezug auf die Zukunft der Schulen forderten mehrere Jugendliche eine bessere technische Ausstattung, beispielsweise mit mehr Tablets und Rechnern sowie eine verbesserte Beziehung zum Lehrpersonal. Gespalten sind die Meinungen beim Thema Krieg. Einige haben hier Redebedarf, während andere der Ansicht sind, dass das Thema eher zu viel Raum einnimmt. Eine ablehnende Haltung nahmen die meisten Schülerinnen und Schüler gegenüber Drogen ein. Sie wurden als schädlich für den Körper und süchtig machend gesehen. Einige wünschten sich sogar ein generelles Verbot.
Unter anderem als „cool“, „informativ“, „wichtig“ und „spannend“ wurde der Austausch mit Schülern anderer Schulen abschließend bewertet. Abgeschlossen ist das Projekt der lokalen Jugendkonferenzen aber noch nicht. Eine Delegation aus Kehl wird zur Abschlusskonferenz mit Ministerin Theresa Schopper und dem baden-württembergischen Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manne Lucha, im Kultusministerium dabei sein.
Für die Organisation der Konferenz in der Tulla-Realschule zeichneten die Jugendsozialarbeiterin Nadine King und Vanessa Brunold, Lehrerin an der Tulla-Realschule, verantwortlich. Als Ausrichtungsort der Jugendkonferenz bewarb sich die Tulla-Realschule, nachdem sie im Februar mit der Plakette des Netzwerkes „Lernort für Demokratie“ ausgezeichnet wurde, welches ebenfalls ein Projekt der Jugendstiftung Baden-Württemberg ist. Der Auftrag für das Format der lokalen Jugendkonferenzen stammt vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport als Reaktion auf die Ergebnisse der Jugendstudie Baden-Württemberg 2022. Neben Schülerinnen und Schüler der Tulla-Realschule beteiligten sich auch das Einstein-Gymnasiums, die Albert-Schweitzer-Schule, die Hebelschule sowie die Beruflichen Schulen Kehl.
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