Ehrenfriedhof als Ort des Gedenkens
Schüler gestalten Volkstrauertag

Schüler proben für den Volkstrauertag | Foto: Stadt Kehl

Kehl (st). Was wäre, wenn Robert Tischler, der Architekt des Ehrenfriedhofs, am Volkstrauertag zurückkäme? Was würde er bei der Gedenkfeier unterhalb des Ehrenmals empfinden? Mit dieser Frage, dem Ort Ehrenfriedhof und seiner burgartigen Gestaltung haben sich Schüler der Zeitzeugen-Arbeitsgemeinschaft des Einstein-Gymnasiums auseinandergesetzt.

Das Sprechtheater, das sie gemeinsam mit ihrem Lehrer Uli Hillenbrand entwickelt haben, werden sie am Volkstrauertag, am Sonntag, 14. November, um 11 Uhr auf dem Ehrenfriedhof aufführen. Die musikalische Umrahmung übernehmen die Kehler Geigerin Lea Balzar und ihr Lehrer Michael Klett. Eine öffentliche Gedenkfeier in einer neuen Art. Alle Kehler sind eingeladen.

Traurige Aktualität für den Gedenktag

Seit Jahren nimmt die Zahl derjenigen, die gemeinsam mit dem Oberbürgermeister das Gedenken an die Opfer von Kriegen, Gewaltherrschaft und Terror auf dem Ehrenfriedhof begehen, kontinuierlich ab. Weil es eher die Älteren sind, die am Volkstrauertag kommen, das Thema aber auch in Deutschland durch Anschläge wie in Hanau oder Halle wieder an trauriger Aktualität gewonnen hat, hat OB Toni Vetrano Ulrich Hillenbrand angesprochen. Die Jugendlichen, die über ihre Interviews mit sehr vielen Zeitzeugen, auch mit der Vergangenheit bestens vertraut sind, waren bereit, sich des Themas anzunehmen.

Ihr Zugang ist die Auseinandersetzung mit dem Ort. Bei Jüngeren werde er kaum wahrgenommen, sind sich die elf Gymnasiasten einig, die zur Probe gekommen sind. „Er wirkt kalt, nicht einladend“, sagt eine der Schülerinnen, „wie eine Burg eben“, fügt eine weitere hinzu, „wie ein willkürlicher Platz, nicht wie ein Friedhof“, ergänzt eine dritte. Die Jugendlichen haben sich alte Postkarten angeschaut und dabei festgestellt: „Es ist unklar, wie der Ort heißt – Heldenfriedhof, Soldatenfriedhof, Ehrenfriedhof?“ Soldatenfriedhof ist schon deshalb nicht korrekt, weil sie aus ihren Zeitzeugenrecherchen wissen, dass hier auch zivile Opfer begraben liegen. Eine Mutter und ihre Kinder beispielsweise, die bei einem Luftangriff ums Leben kamen.

Um sich diesem Ort zu nähern, an dem die sterblichen Überreste von 2.144 Menschen auf eher unscheinbare Weise bestattet sind, lässt die Gruppe den heute umstrittenen Architekten Robert Tischler lebendig werden und an den Ort des von ihm geplanten Monuments zurückkehren. Mit drei Sprecherinnen entspinnt sich ein Dialog. Eine Schülerin hat ein Gedicht zu diesem Volkstrauertag geschrieben. Die musikalische Umrahmung übernehmen Lea Balzar und Michael Klett.

Das Gedenken am Volkstrauertag beginnt wie üblich mit einer Kranzniederlegung von Oberbürgermeister Toni Vetrano auf dem Kehler Friedhof. Um 11 Uhr wird er auf dem Ehrenmal einführende Worte sprechen, dann sind die Schüler an der Reihe. Die Gedenkveranstaltung endet mit dem Totengedenken, dem Aufstieg zum Ehrenmal und der Kranzniederlegung.

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