Was Unternehmen in Kehl schätzen
Lebensqualität, Freizeitwert, ÖPNV – und den Messdi

- OB Wolfram Britz, Wirtschaftsförderin Fiona Härtel und Nour Matmour als neue Mitarbeiterin mit der Hauptaufgabe Messdi-Organisation (v. l.)
- Foto: Stadt Kehl
- hochgeladen von Rembert Graf Kerssenbrock
Kehl Wie Kehler Unternehmen ihre Zukunft – und auch den Messdi – mitgestalten können: Das waren die Hauptthemen beim Unternehmerforum. Die Grundlage dafür bildete die jüngste Standortbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein.
Wirtschaftsförderin und Stadtmarketing-Chefin Fiona Härtel nutzte die Gelegenheit, um die Stadthalle als vielfältigen Veranstaltungsort und Nour Matmour als neue Mitarbeiterin mit der Hauptaufgabe Messdi-Organisation vorzustellen. Oberbürgermeister Wolfram Britz fasste die Diskussion am Ende so zusammen: „Wir haben Alleinstellungsmerkmale und Chancen in Kehl, wie die Nachbarschaft zu Straßburg, den Hafen und die Hochschule, aber wir müssen sie auch alle nutzen.“
Kehler Unternehmer bewerten die Lebensqualität, den Freizeitwert, den öffentlichen Personennahverkehr sowie die Verkehrsanbindung der Rheinstadt mit Noten, die über dem Durchschnitt des Kammerbezirks liegen. Kritisch sehen sie das Betreuungsangebot für Kinder, die Breitbandversorgung und den Mobilfunk, stellte der stellvertretende Kammerpräsident Andreas Truttenbach dar. Ihre Zukunftsaussichten trüben die hohen Energiekosten, der Mangel an Fachkräften und an Gewerbeflächen. Von der Stadtverwaltung wünschen sie sich kürzere Bearbeitungszeiten für ihre Anträge und mehr digitale Verfahren, fasste Andreas Truttenbach die Kehler Resultate der Standortumfrage der IHK zusammen und kam insgesamt zum Schluss: „Das sind gute Ergebnisse, auch im Vergleich mit anderen Städten.“
„Dass wir die verbesserungswürdigen Themen angehen möchten, ist keine Frage“, reagierte OB Wolfram Britz auf die Auswertung der Umfrage: „Können ist das andere.“ Denn auch der Verwaltung fehlen Fachkräfte: „Wir stehen vor denselben Herausforderungen.“ Das gilt auch für pädagogische Mitarbeitende in den Kindertageseinrichtungen – „wir müssen hier zunächst unsere Pflichtaufgaben erfüllen“. Er regte an, mit Unterstützung der IHK eine zweite, vertiefende Befragung bezogen auf Kehl zu starten und stieß damit sowohl bei Andreas Truttenbach als auch bei den Unternehmern auf Zustimmung. An der oberrheinweiten Umfrage der Unternehmen hatten 29 Kehler Firmen teilgenommen. „Wir sollten herausfinden, wo die Unternehmen der Schuh wirklich drückt“, sagte Andreas Truttenbach, „die Schwachstellen detaillierter untersuchen und schauen, was man gemeinsam tun kann“.
Wirtschaftsförderin Fiona Härtel ist es in diesem Zusammenhang wichtig, dass der Fokus auf die Wirtschaftsfreundlichkeit des Standorts Kehl gelegt wird. Der Abbau von Bürokratie könne jedoch nicht in Kehl geleistet werden, es sei daher wichtig, die IHK als Institution zu nutzen, welche die Erwartungen der Kehler Unternehmen ans Land weitergeben könne. So sah es auch Andreas Truttenbach: IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon sei in Stuttgart gut vernetzt. Gleichzeitig müsse man vor Ort alles tun, um sich selber zu helfen: Die Unternehmen müssten zu attraktiven Arbeitgebern werden und sich als solche präsentieren, um Fachkräfte gewinnen zu können, schließlich suchten sich heute Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber aus und längst nicht mehr umgekehrt.
Auch bei der viele Firmen belasteten Energiefrage riet Andreas Truttenbach zur Eigeninitiative: „Wir müssen alles tun; es gibt nicht oder, sondern nur und.“ Wenn man warten wolle, bis Kehl ans Wasserstoffnetz angeschlossen werde, dann könne das bis nach 2030 dauern, befürchtet er. „Wir müssen schauen, wo wir Wasserstoff lokal erzeugen können.“ So sieht es auch OB Britz, der hofft, dass Kehl über Straßburg früher Zugang zu einem Wasserstoffnetz bekommt. „Wir profitieren von Straßburg, auch das müssen wir darstellen.“ Das Projekt zur grenzüberschreitenden Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke sei eine solche Chance für Kehl: „Wir werden die Wärme mehrfach nutzen“, erklärte er und forderte die Firmenchefs und -chefinnen auf, über derartige Lösungen auch in den eigenen Unternehmen nachzudenken. Darüber hinaus gebe es erste Gespräche mit dem Hafen, um großflächige Solaranlagen auf den Weg zu bringen. Auch über Radwege mit Solarüberdachungen, wie in Freiburg, müsse man nachdenken und „dann schnell und gezielt umsetzen“.
Weil zur Attraktivität von Städten auch deren Feste gehören, passte das zweite Thema des Abends perfekt zum ersten: „Wir sind alle Teil des Messdis“, forderte OB Britz die Unternehmerinnen und Unternehmer dazu auf, sich an der Neuausrichtung des größten Volksfestes der Ortenau zu beteiligen. „Die Übernahme war kein Wunsch der Stadt“, stellte er klar, aber ein Volksfest mit 180 000 Besucherinnen und Besuchern auszurichten und die damit verbundenen Risiken zu tragen, übersteige die Möglichkeiten des City-Forums. Man wolle den Messdi nicht komplett neu erfinden, es gehe darum, mehr Vielfalt zu bekommen und dort Spielräume zu nutzen, wo dies für die Einzelhändler aufgrund ihrer Zwänge nicht möglich gewesen sei. So werde man künftig nicht nur eine Biersorte, sondern mehrere anbieten, ebenso wie eine größere Auswahl internationaler, vegetarischer und veganer Speisen. Auf zwei zusätzlichen Bühnen – einer am Stadteingang in der Fußgängerzone aus Richtung Bahnhof und einer aus Richtung Rathaus – sollen Künstler auftreten.
Weil es jetzt losgehe mit der Programmplanung, habe man bei der Kehl Marketing eine halbe Stelle für eine Messdi-Managerin geschaffen, erklärte Wolfram Britz und stellte Stelleninhaberin Nour Matmour vor: „Die größte Sponsorin des Messdi ist die Stadt“, betonte er und verwies überdies auf „die großzügige Unterstützung durch den Gemeinderat“.
Fiona Härtel und Volker Lorenz nutzten das Unternehmerforum außerdem, um die Stadthalle als Veranstaltungsort vorzustellen: „Wir wollen Vorreiter in der Region sein und eine tolle Dienstleistung bieten“, erklärte die Geschäftsführerin der Kehl Marketing. Dass man Großveranstaltungen ausrichten könne, habe man nicht nur beim Landesfeuerwehrtag – mit Ortenauer Abend und Empfang der Landesregierung in der Stadthalle – gezeigt, sondern beispielweise auch, als die Landesdelegiertenversammlung der Grünen samt Ministerpräsident Kretschmann in der Stadthalle getagt hätten.
Die Stadthalle biete Rundum-Sorglos-Pakete an, dennoch könne der Kunde Caterer und Getränkelieferanten auswählen, erläuterte Fiona Härtel und verwies überdies auf die zahlreichen Nebenräume, die auch kleinere Veranstaltungen in gepflegtem Rahmen möglich machten.
Info
An der Neugestaltung des Messdis können sich Kehler weiterhin beteiligen. Der nächste Workshop findet am Dienstag, 17. Oktober, von 18 Uhr an im Kultur-Café statt. Auch Interessierte, die an den bisherigen Terminen nicht teilgenommen haben, sind sehr willkommen – ein Einstieg ist jederzeit möglich. Beim Termin wird sich auch Nour Matmour vorstellen, die künftig für die Planung und Organisation des Messdis verantwortlich zeichnet. Anmeldjungen per E-Mail an a.lenz@marketing.kehl.de.
Bei einem Kammerbezirk, der die Stadt Freiburg und die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und den Ortenaukreis beinhaltet, dürfte es für Kehl tatsächlich nicht schwer sein, überdurchschnittlich zu sein, weil die meisten anderen Gemeinden kleiner sind und es deswegen dort meist noch schlechter aussieht.
Das heißt aber noch lange nicht, dass es in Kehl gut ist. Würde mich interessieren, ob die befragten Firmen meist in der Kernstadt waren oder auch in den Dörfern.
Dürfte insb. beim ÖPNV einen großen Unterschied machen. Hier ein paar typische Beispiele:
Ich nehme morgen früh um typ. Pendlerzeiten die von mir aus nächste Bushaltestelle an der Hauptstr. im Stadtgebiet Kehl als Ausgangspunkt und den Nicht-nur-ÖPNV-Routenplander bwegt.de für alle weiteren Betrachtungen.
- mit dem ÖPNV/IC(E) nach Karlsruhe fahren (bei anderen Strecken wo man einen IC(E) verwenden sollte, wenn man nicht noch mehr Zeit verlieren will, sieht es ähnl. aus):
Bei den meisten angebotenen Verbindungen muss man mind. die Strecke zwischen Rathaus und Bhf. laufen (wenn nicht gar von der o.g. Start-Bushaltestelle aus, also noch weiter). Also genau der Teil wo die achsotolle Tram verkehrt.
Übrigens: Als ich das letzte Mal mit dem Zug in Kehl angekommen bin, war die Tram ohne dass ich vorher davon wusste ohnehin für den Rest des Tages komplett ausgefallen, um Zeiten, wo sie normalerweise fährt.
- mein ehemaliger Schulweg nach Offenburg: Die Busse gurken immernoch über die Dörfer, brauchen aber nun wegen viel Tempo 30 länger. Eine Verbindung, wo ich wie damals in Kehl in den Bus einsteige und in Offenburg aussteige ohne umzusteigen, gibt's seit den Änderungen durch die Tram auch nicht mehr. Jedes Mal Umsteigen bedeutet auch einen zuästzlichen Zeitverlust.
Ich will garnicht wissen, wie's in den Kehler Dörfern aussieht, die nicht an den Bus-Verbindungen nach Offenburg liegen...
In allen Fällen ist man mit dem Auto trotz der übl. Staus schneller. Bisher hatte ich noch nie Probleme in der Nähe meines Arbeitgebers einen Parkplatz zu finden. Meistens konnte ich auf einem Firmen-Parkplatz parken. Dort ist mehr Abstand zwischen den Gebäuden, also weniger Hitzestau und Lärmreflexionen.
Innerhalb Kehls fahre ich viel mit dem Fahrrad. Durch die Tram muss ich nun aus praktischen Gründen auf dem Weg in die Innenstadt mehr Straßen benutzen, wo's keine Gehwege gibt -> mehr Probleme mit Fußgängern, die auf der Straße laufen.
Zudem gibt's durch die Tram und Tempo 30 auf der Hauptstr. nun mehr Kfz-Verkehr in den Nebenstr. Und wenn ich mal mit dem Rad auf der Hauptstr. fahre, werde ich nun von vielen Autos so langsam überholt, dass es eher mal eng wird, weil z. B. die Lücke zwischen parkenden Autos zu Ende ist. Folglich macht das Radfahren unattraktiver.
Poller sind aber auch keine Lösung, weil das die Nutzung von kleineren Autos, die über eine Anhänger-Kupplung nur bei Bedarf mehr Transport-Kapazität bekommen unattraktiver macht. Wenn man Anhänger nicht mehr vernünftig verwenden kann, werden die Leute noch größere Autos kaufen.