Zeitzeugen-AG des Einsteins-Gymnasium produziert Zeitzeugen-CD
Kehler Bürger erinnern sich an die Zeit zwischen den Kriegen
Kehl (st). Aus der Kooperation von Stadtarchiv und Zeitzeugen-AG des Einstein-Gymnasiums geht zum zweiten Mal eine Audiocollage mit Zeitzeugenberichten mit dem Titel „Kindheit und Jugend 1919 bis 1938 – Kehl erinnert sich“ hervor. Vorgestellt wird das CD-Album am Dienstag, 7. November, um 18 Uhr in der Aula des Schulzentrums, (Tulla-Realschule, Eingang Vogesenallee), begleitet von einem Vortrag der Leiterin von Archiv und Museum in Kehl, Dr. Ute Scherb, und einem Grußwort von Oberbürgermeister Toni Vetrano.
Gegründet wurde die Zeitzeugen-AG 2015 von Studienrat Uli Hillenbrand, der sie auch heute noch leitet. Parallel zur Ausstellung „Zwischenzeit: Kehl 1944 – 1953“ veröffentlichten die Schüler im vergangenen Jahr die CD-Sammlung „Flucht und Rückkehr“, auf der sie zahlreiche Zeitzeugenberichte festhielten. Mit der nun erscheinenden CD „Kindheit und Jugend 1919 bis 1938 – Kehl erinnert sich“ setzen sie ihr Projekt und auch die bewährte Kooperation mit dem Archiv und Museum der Stadt Kehl fort. Am 7. November wollen Uli Hillenbrand und seine AG ihr Werk präsentieren.
In den vergangenen Monaten wurden hierfür über 80 Zeitzeugen zu ihren Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Weimarer Republik und NS-Zeit befragt. „Auch in dieser ‚Zwischenzeit‘ zwischen den beiden Weltkriegen stand die Kehler Geschichte alles andere als still“, erklärt Uli Hillenbrand. Die Eindrücke, welche die Interviewten schildern, sind sehr unterschiedlich. Sie erzählen von politischen Ereignissen, die Auswirkungen auf ihre Familien hatten, von Arbeitslosigkeit und Armut, von der Einquartierung der Arbeiter für den Westwallbau oder vom Besuch Adolf Hitlers in Kehl.
Einige der Zeitzeugen erlebten als Kinder oder Jugendliche auch die Entrechtung undAusgrenzung jüdischer Bürger. „In diesem Zusammenhang“, hebt der AG-Leiter hervor, „sind auch Stimmen jüdischer Zeitzeugen in der Audio- Dokumentation zu hören“. Neben der Stimme des 2009 verstorbenen Fritz Wertheimer ist auch Claus Rosenthal zu hören, nach dessen Vater eine Kehler Straße benannt ist. Für ein Interview flog der Studienrat sogar bis nach Tel Aviv: Dort traf er den 1939 ins damalige Palästina emigrierten Harry Bruchsaler.
Das Datum der Veranstaltung ist bewusst auf Anfang November gelegt worden, im Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. In einigen Interviews äußern sich Zeitzeugen zum ersten Mal darüber, wie sie damals als Kinder die Misshandlungen jüdischer Mitbürger beobachtet haben.
Bei der CD-Veröffentlichung, die auch Gedenkfeier sein soll, werden einige Zeitzeugen anwesend sein, die nach dem musikalisch umrahmten Programm aus Vorträgen und Interviews jeweils ein Exemplar der Veröffentlichung überreicht bekommen.
Die aus vier CDs mit einer Spielzeit von 360 Minuten bestehende Sammlung kostet 10 Euro. Sie ist ab Mittwoch, 8. November, in der Tourist-Information, im Hanauer Museum und in der Buchhandlung Baumgärtner erhältlich.
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