Flüchtlinge laden Odelshofener zu Kaffee und Kuchen ein
Im Sonnenhof wurden kulturelle Grenzen überwunden
Kehl (st). Mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen: Das wünschen sich die 16 Flüchtlinge, die derzeit im ehemaligen Gasthaus Sonnenhof in Odelshofen leben. Deshalb haben sie die Bürger der Ortschaft in der vergangenen Woche auf Kaffee und selbst gebackene Leckereien in ihre Unterkunft eingeladen.
Auf Initiative des 27-jährigen Syrers Fares Mousa, der seit Juni in Odelshofen lebt, und mit Unterstützung der städtischen Integrationsbeauftragten Raya Gustafson trafen die Bewohner des Sonnenhofs schon Wochen vorher die ersten Vorbereitungen: In Absprache mit Ortsvorsteher Markus Murr und dem Odelshofener Helferkreis setzten sie die Einladung mehrfach in das Amtsblatt; dann wurde eingekauft, gebacken und dekoriert. Zuletzt stellten sie die Getränke bereit, deckten die Tische im großen Aufenthaltsraum und warteten auf ihre Gäste.
Herzlich wurden die mehr als 40 Bürger aus Odelshofen und befreundete Familien aus Kork empfangen. In gemütlicher Atmosphäre stellten sich die Flüchtlinge vor, um mit ihren Gästen ins Gespräch zu kommen. Anhand von Landkarten aus Afghanistan, dem Irak, Syrien und Eritrea zeigten sie ihre Heimat und erzählten in Kleingruppen aus ihrem Leben.
Der 20-jährige Ramadan Dawud aus Syrien, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt, freut sich besonders über den Austausch, weil er immer nach Möglichkeiten suche, seine Deutschkenntnisse anzuwenden, sagte er: Er erzählte von sich, seinen Zielen – und auch davon, was er von einer Jamaika-Koalition in Deutschland gehalten hätte. Der syrische Kurde interessiert sich sehr für Politik und würde am liebsten gleich anfangen, zu studieren. „Ich bin aber erst im B2-Kurs. Studieren wäre noch zu schwer“, bedauerte Ramadan Dawud. Er habe bereits sehr viele Wörter in seinen Sprachkursen gelernt. Seinen Wortschatz richtig anzuwenden, falle ihm aber immer noch schwer, da er nicht viele Gelegenheiten zum Üben habe. „Die Leute erwarten, dass wir sehr gut Deutsch sprechen. Aber wenn es kaum Treffen mit Deutschen gibt, dann fällt das sehr schwer.“
Ahmed al Alwani kam mit seinem Bruder aus dem Irak nach Deutschland. Der 22-Jährige hat mittlerweile eine Wohnung in Kehl, hängt aber noch am Sonnenhof, wo er eine Zeitlang lebte. Regelmäßig kommt er zu Besuch nach Odelshofen. Das Leben im Dorf gefalle ihm sogar besser als das Leben in der Stadt: „In der hektischen Stadt findet man keinen, wenn man Hilfe braucht. In einem Dorf haben die Leute Zeit für dich“, weiß Ahmed al Alwani, der im Irak Polizist war und studierter Buchhalter ist. Jetzt arbeitet er im Landschaftsbau und engagiert sich nebenbei beim Deutschen Roten Kreuz.
Nach der Vorstellungsrunde kamen einige angeregte Gespräche zustande, was auch Ortsvorsteher Markus Murr sehr freute: „Begegnungen zwischen den Einheimischen und den Neuankömmlingen sind enorm wichtig“, findet er, „wir sollten jede Gelegenheit dazu nutzen“. Im Frühjahr hatte er bereits gemeinsam mit Ahmed al Alwani und der städtischen Integrationsbeauftragten Raya Gustafson einen „süßen Nachmittag“ organisiert, zu dem die unmittelbaren Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft eingeladen waren, ebenso wie der Helferkreis, der vom Diakonischen Werk in Odelshofen betreut wird.
Zum Treffen in der vergangenen Woche war auch Claudia Mündel, Leiterin der Gemeinwesenarbeit Kreuzmatt, gekommen. Sie nutzte den Nachmittag dazu, weitere Visionen und Ideen für die städtische Inklusionskonzeption zu sammeln. Wie zuletzt die Bewohner der Kreuzmatt bei ihrem herbstlichen Grillfest, wurden diesmal die Odelshofener gefragt, wie sie in ihrem Dorf unter den Gesichtspunkten der Vielfalt, Teilhabe und Toleranz zusammenleben wollen.
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