Kulturhaus in der ehemaligen Tulla-Realschule ist eine außergewöhnliche Baustelle
Im Sommer 2018 könnten die Nutzer einziehen
Kehl (st). Gewaltige Pakete nimmt der Kran hinter dem historischen Gebäude der alten Tulla-Realschule an den Haken, hebt sie hoch in Luft, schwenkt sie präzise durch die Öffnung im Dach der Gaube ein und setzt sie im Innern des Dachbodens ab. In Plastikfolie verpackt wird auf diese Weise Dämmmaterial für eine Fläche von 2.200 Quadratmetern in das ehemalige Kehler Schulgebäude befördert, das zum Kulturhaus und künftigen Domizil von Musikschule, Volkshochschule, Jugendkunstschule und städtischem Kulturbüro umgebaut wird.
Auf dieser Baustelle ist alles groß: Das Dach mit einer Fläche von etwa 1.100 Quadratmetern ist in den vergangenen Wochen abgedampft und komplett gereinigt worden; defekte Ziegel wurden ausgetauscht. Die Holzfaserdämmung wird zweilagig aufgebracht. Ganze Pakete glänzender Kupferbleche werden ebenfalls mit Hilfe des Krans ins Innere des denkmalgeschützten Gebäudes gehoben, damit die Blechnerarbeiten beginnen können: Dachrinnen und Fallrohre werden neu gemacht; die Dachgauben bekommen neue Verkleidungen. An der Außenhaut ist ein Unternehmen mit der Armierungspachtelung beschäftigt – der Grundputz wird aufgebracht. Der Auftrag umfasst Flächen in der Größe von 1.400 Quadratmetern.
Im Innern finden gerade sogenannte Kernbohrungen statt: Die sind notwendig, damit Rohre und Leitungsstränge für Heizung, Lüftung sowie die sanitären Anlagen gelegt werden können. 200 rote Markierungen haben Mitarbeiter vom städtischen Gebäudemanagement in allen Räumen aufgezeichnet. „Das Unternehmen bohrt nur“, erklärt Michael Heitzmann, Leiter des städtischen Gebäudemanagements. Wo genau die Bohrungen niedergebracht werden, „müssen wir festlegen."
Die Räume im künftigen Kulturhaus mit seinen 3.250 Quadratmetern Gesamtgeschossfläche nehmen Gestalt an. Das Denkmalamt hatte der Stadt zur Aufgabe gemacht, dass die Schulstruktur im Gebäude auch nach dem Umbau ablesbar sein muss. Die einstigen Klassenräume waren für die geplante Nutzung jedoch viel zu groß. Beim Gebäudemanagement wurden schließlich schräge Wände als Lösung ersonnen, die quasi schwebend eingebaut werden. Aus statischen Gründen liegen sie nicht auf dem Boden auf, sondern werden zwischen tragende Mauern eingespannt. Sie geben sowohl den neu entstehenden Räumen als auch den Fluren einen besonderen Charakter: In den großzügigen Fluren entstehen kleine Nischen.
Im ersten Obergeschoss, wo einmal die Musikschule ihre Proberäume bekommt, stehen die ersten in Trockenbauweise errichteten Wände. Hier wird, berichtet Michael Heitzmann, ein besonderer Schallschutz eingebaut, der 55 Dezibel absorbieren muss.
Vor eine unerwartete Herausforderung sah sich der Leiter des Gebäudemanagements im künftigen Veranstaltungsraum gestellt: Auf einer Länge von etwa 14 Metern fällt der Boden zum Bühnenraum hin um acht Zentimeter ab. Um diese enormen Niveauunterschiede auszugleichen, wird eine Fußbodensonderkonstruktion eingebaut. Deutlich sichtbar ist bereits der Bühnenraum. Die Vorbühne ragt leicht in den Zuschauerraum hinein, damit ein Treppenabgang möglich wird. So können Zuschauer auf die Bühne gebeten werden.
Wann genau die umfangreichen Bauarbeiten im Wert von rund acht Millionen Euro abgeschlossen sein werden, lässt sich zurzeit noch nicht sagen: Wie immer bei Altbausanierungen birgt auch die ehemalige Realschule Überraschungen; zu Verzögerungen hat zudem der Umstand geführt, dass auf Ausschreibungen einiger Gewerke zunächst keine Angebote eingegangen waren. Im Sommer 2018, hofft Michael Heitzmann, können die Nutzer einziehen.
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