Grenzüberschreitende Fachkräftesuche
Formale Hürden bei Anerkennung von Berufen
Kehl (rek). Die Situation sei klar und alarmierend: Im Jahr 2027 sei die Zahl der Beschäftigten, die dann in den Ruhestand gehen werden, bundesweit um 750.000 größer als die Zahl der neuen potentiellen Auszubildenden. Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, verweist damit auf den bevorstehenden demografischen Wandel. Zusammen mit regionalen Vertretern der Agentur für Arbeit, Chefin Theresia Denzer-Urschel und Timo Honisch sowie IHK-Vertreter Gilles Hubsch von der französischen Arbeitsvermittlung Pôle emploi war er bei den Badischen Stahlwerken (BSW) im Kehler Hafen. Hier läuft seit 2019 in Kooperation ein Projekt, französische Arbeitskräfte zu gewinnen.
Die formalen Hürden
Weil die bürokratischen und formalen Hürden zu groß sind, mahnt BSW-Geschäftsführer Andreas Volkert, ist es in Fällen unmöglich, Fachkräfte anzuwerben. Das Problem: die oftmals verweigerte Anerkennung der französischen Ausbildungen auf deutscher Seite, teilweise trotz Schulungen. Daher müssen die Teilnehmer des BSW-Projekts – inklusive ihrer Ausbildung im deutschen Nachbarland – eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung und ein Mindestalter von 25 Jahren haben. Die Maßnahme, die sich derzeit vor allem auf den Beruf des Verfahrenstechnologen begrenzt, dauert zwei Jahre. Die Agentur für Arbeit Offenburg hilft in Kooperation mit der französischen Arbeitsverwaltung Pôle emploi bei der Auswahl der Teilnehmer und gibt auch Zuschüsse.
Bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf dem Arbeitsmarkt im Raum Straßburg/Ortenau ist schon viel erreicht worden. Terzenbach lobte ausdrücklich die zahlreichen Bestrebungen bei der grenzüberschreitenden Kooperation in der Region: „Das ist gelebtes Europa.“ Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, dass die Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften für die Wirtschaft weiterhin eine enorme Herausforderung darstelle. Dies vor allem in der dualen Ausbildung von Industrie, Handel und Handwerk.
Offenburgs Agentur-Chefin Denzer-Urschel stellte die Erfolge und die Einmaligkeit des 2013 in Kehl eingeweihten Services für grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung heraus. Diese Einrichtung, getragen von der Agentur für Arbeit und dem französischen Pôle emploi, habe bereits zahlreiche Hilfen für Menschen gegeben, die einen Job im Nachbarland suchen. Hier werde nicht im 180-Grad-Modus nach Arbeitskräften gesucht, sondern im 360- Grad-Modus auch über den Rhein hinweg.
Alle Beteiligten sind sich aber im Klaren: Es gelte in kurzer Zeit, viele Hürden aus dem Weg zu räumen, um den Bedarf an Fachkräften auch aus dem benachbarten Ausland zu decken.
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