Entscheidung im Kehler Gemeinderat
Bald sieben Fahrradstraßen?
Kehl (st). Von zwei auf sieben könnte die Zahl der Fahrradstraßen in Kehl in absehbarer Zeit steigen, geht es nach den Vorstellungen des Arbeitskreises Radverkehr, zu dem neben Mitgliedern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Vertreter der Stadtverwaltung zählen. Voraussetzung ist allerdings die Zustimmung des Gemeinderats in der Sitzung am 19. Oktober.
Erfahrungen in der Friedhofstraße
Die Erfahrungen in der Friedhofstraße, die immer noch probeweise als Fahrradstraße ausgewiesen ist, seien positiv, berichtete Kehls Erster Beigeordnete Thomas Wuttke: „Kaum ein Autofahrer überholt noch und wenn Radfahrer nebeneinander fahren, wird selten gehupt.“ Einer Ausweisung weiterer Fahrradstraßen, damit die Radfahrer in der Innenstadt zügig vorankommen, steht aus seiner Sicht daher nichts entgegen.
Zweite Fahrradstraße im Baugebiet Schneeflären
Eine weitere Fahrradstraße gibt es bereits im Baugebiet Schneeflären; sie soll an den künftigen Radschnellweg von Offenburg nach Straßburg angebunden werden. Stimmt der Gemeinderat zu, könnten im nächsten Jahr die Werder- und die Allmendzeilstraße zur Fahrradstraße werden und damit die Verbindung bilden zur Richard-Wagner-Straße und zur Kanzmattstraße, die ihrerseits als Fahrradstraßen ausgewiesen werden sollen. In der Verlängerung der Kanzmattstraße ist auch die Nibelungenstraße als Fahrradstraße vorgesehen, so dass sich eine H-Form ausbilden würde, die eine flotte Durchquerung der Innenstadt sowohl in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung ermöglichen würde. In Fahrradstraßen gilt generell Tempo 30.
Bauliche Veränderungen wären in den neuen Fahrradstraßen nicht notwendig, allerdings müssten Beschilderung und Markierung erneuert werden. Weil in den Fahrradstraßen der Radverkehr Vorrang genießt, ist an allen Einmündungen die Vorfahrt zu achten, die Rechts-vor-Links-Regelung gilt dort dann nicht. Radfahrer dürfen nebeneinander fahren; Autofahrer müssen sich dahinter einreihen. Der Parkraum in den neuen Fahrradstraßen wird dann wechselseitig so geordnet, dass die Parkmöglichkeiten erhalten bleiben, jedoch Falschparken verhindert und somit die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden erhöht wird.
Neue Querungsstellen
Außerdem sollen in den kommenden Jahren sieben neue Querungsstellen geschaffen werden, drei davon in der Kernstadt: in der Fortführung der Vogesenallee über die Einmündung der Willstätter Straße hinaus, im Kreuzungsbereich der Willstätter Straße und der L75 sowie im Einmündungsbereich Daimler-/Hertzstraße. In den Ortschaften soll in Leutesheim die Situation für Radfahrer am Ortseingang aus südwestlicher Richtung verbessert werden; auf der L 75 soll eine Querungsinsel die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer auf dem Weg von Neumühl nach Auenheim (und umgekehrt) erleichtern.
Die schwierige Balance zwischen der Sicherheit für den Radverkehr und dem Wunsch der Radnutzer, schnell voranzukommen, stellte Thomas Wuttke am Beispiel der Querung der L90 bei Querbach dar: Dass der aus der Ortschaft kommende Radfahrer drei rechte Winkel meistern muss, um in den Zweirichtungsradweg nach Bodersweier einbiegen zu müssen, findet auch er nicht ideal; es sei aber die einzige sichere Lösung, entgegnete er auf die Kritik, die von ADFC-Vertretern kam. Ihr Argument: Weil das breitere und weniger wendige Cargo-Bike das Verkehrsmittel der Zukunft sei, sei eine solche Planung nicht mehr zeitgemäß.
Genauer betrachten will Tiefbaubereichsleiter Hans-Jürgen Schneider die Carl-Benz-Straße: Bislang ist es für Radfahrende dort schwierig, flüssig in die Unterführung einzufädeln, die unter der B 28 hindurch in die Lägertangente mündet. Damit hier eine sichere Querungsmöglichkeit geschaffen werden kann, ist allerdings ein Umbau des Knotenpunkts erforderlich. Nachdem die Situation für Radfahrende durch einen Schutzstreifen in der Hafenstraße, von der Einmündung der B 28, durch die Bahnunterführung bis zum Park- and Ride-Platz bereits verbessert wurde, ist im nördlichen Seitenraum der Straße ein Radweg in beide Richtungen geplant.
Realisiert wurde in diesem Jahr bereits der Radweg vom Garten der zwei Ufer entlang der Trambrücke bis zur Hafenstraße und der Umbau des Einmündungsbereichs, so dass hier eine sichere Querung für Radler möglich ist. Auch die Brücke von der Hirtenstraße zur Kinzigallee wurde saniert und ein neuer Verkehrsspiegel an der Einmündung der Kronenhofallee in die Kronenhofstraße erhöht hier die Übersichtlichkeit. In Goldscheuer wurde die Radwegeverbindung zwischen der Römerstraße und der Eschauer Allee über die Offenburger Straße fertiggestellt und in der Eschauer Allee die Überleitung vom Schutzstreifen auf den Zwei-Richtungs-Radweg verbessert.
Der viel genutzte Radweg Kork-Neumühl hat eine neue Decke bekommen; in Auenheim wurde in der Freiburger Straße ein Schutzstreifen für Radfahrer aufgebracht. Dies sei allerdings nur in einer Richtung möglich gewesen, erläuterte Thomas Wuttke. Ein beidseitiger Radstreifen – wie in der Rastatter Straße in Bodersweier angelegt – sei nur möglich, wenn dafür die Parkplätze entlang der Straße aufgegeben würden.
ADFC-Position
Den Vertretern des ADFC ist die Verkehrspolitik der Stadt trotz der zahlreichen bereits umgesetzten Maßnahmen noch immer zu sehr aufs Auto zentriert: Sie würden am liebsten die Großherzog-Friedrich-Straße vom Rhein bis zum Läger zur Fahrradstraße machen und die Hauptkreuzung am Rathaus von Individualverkehr entlasten. Aufgrund der komplexen Verkehrsbeziehungen von Tram, Bus und Autos sei die Kohabitation mit dem Radverkehr in diesem Bereich eher schwierig, lautet ihre Einschätzung. Die Stadtverwaltung zeigte sich jedoch skeptisch, wie mit einer prinzipiellen Vorfahrtsberechtigung auf Fahrradstraßen an den Kreuzungen der Großherzog-Friedrich-Straße mit der Ludwig-Trick-Straße, der Gustav-Weiß-Straße oder der Bierkellerstraße verfahren werden könnte. Weiterhin gelte auf den genannten Abschnitten der Großherzog-Friedrich-Straße bereits Tempo 30 und im Bereich der Falkenhausenschule sei bereits ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet, so dass der zusätzliche Nutzen einer Fahrradstraße in diesen Bereichen ohnehin fraglich wäre, findet Stadtplaner Thorsten Werbeck. Ein gemeinsames System für Leihräder mit Straßburg steht ebenfalls auf der Wunschliste des ADFC.
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