Platz für biologische Vielfalt
Biodiversitätspfad im Kehler Stadtwald

Das geradlinige Erscheinungsbild des Waldrandes wird aufgelichtet, um die Biodiversität und Artenvielfalt anzuregenn
 | Foto: Stadt Kehl
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  • hochgeladen von Rembert Graf Kerssenbrock

Kehl (st). Der Naturerlebnispfad Rheinauen ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien Spaziergänger sowie Schulklassen. Allerdings sind einige Stationen mittlerweile in die Jahre gekommen. Daher soll aus dem Naturerlebnispfad ein moderner und App-gestützter Biodiversitätspfad werden. Hierzu werden die Waldrandbereiche in den kommenden Tagen umgestaltet.

Damit aus dem Naturerlebnispfad ein Biodiversitätspfad werden kann, muss Platz geschaffen werden für die gewünschte biologische Vielfalt. Auf einer Fläche von rund 1,9 Hektar entlang des Stadtwaldes werden daher in den nächsten Tagen abschnittsweise kleinere Lichtflächen in den sehr aufgeräumt wirkenden Waldrand geschlagen. Große Bäume wie etwa umsturzgefährdete Pappeln werden gefällt und entnommen, Sträucher und Gehölze auf den Stock gesetzt. Insbesondere die vielen Haselnusssträucher nehmen vielen anderen gewünschten Sträuchern das Licht – in der Folge wird der Strauchbewuchs immer artenärmer. Damit nimmt auch der Artenreichtum an Tieren rapide ab. Wärme- und lichtliebende Waldbewohner wie Ameisen und Schmetterlinge verschwinden vollständig.

Platz und Licht für seltene Sträucher

Dort, wo die Pflanzen gestutzt oder gefällt werden, wachsen in der Folge Neue nach. Das gibt selten gewordenen Straucharten wie beispielsweise Pfaffenhütchen, Wildrosen, Vogelbeeren, Schlehen oder Weißdorn den Platz und die Möglichkeit, im Kehler Stadtwald im Wortsinn wieder Wurzeln zu schlagen. Es entsteht ein Mosaik aus Flächen mit nachwachsendem Grün und Flächen, die noch längere Zeit unberührt bleiben.

Für den geplanten Biodiversitätspfad werden allerdings nicht nur Bäume gefällt und Sträucher gestutzt. Am Wegesrand soll zusätzlich ein sogenannter Krautsaum entwickelt werden. Krautsaum bezeichnet mit Kräutern und Gräsern bewachsene Flächen, die einen Wald säumen und einen lichten Übergang zur offenen Kulturlandschaft bilden. In der Vergangenheit ist die Wegebankette regelmäßig gemulcht worden, damit der Naturerlebnispfad auf Spaziergängerinnen und Spaziergänger sowie auf Schulklassen einen gepflegten Eindruck macht. Die Haselnusssträucher mit ihren ausladenden Ästen haben jedoch zu einer starken Beschattung geführt. Krautsaum dient vielen Tieren, Vögeln und Insekten als Lebensraum. Schmetterlinge nutzen ihn als Nahrungsquelle, Blindschleichen und Eidechsen suchen die Sonnenplätze, Marienkäfer und Spinnentiere überwintern in den vertrockneten Halmen.

Der künftige Krautsaum soll etwa fünf Meter breit sein und entlang des Naturerlebnispfades weniger häufig zurückgeschnitten und das Altgras – wo es möglich ist, – liegen bleiben, damit die kleinsten Bewohner des Waldes dort weiterhin Unterschlupf und Nahrung finden. Ziel beider Maßnahmen ist es, am Rand des Stadtwalds eine Strukturvielfalt zu schaffen, die Tiere, Vögel und Insekten anlockt, die in der Übergangszone zwischen geschlossenen Waldstücken und offenen Kulturlandschaften leben. Denn: Je abwechslungsreicher die Fauna ist, desto mehr Lebewesen finden dort geeignete Lebensbedingungen vor. „Wir sind gespannt, wie schnell der gewünschte Effekt eintritt“, sagt Umweltpädagogin Insa Espig, die das Projekt federführend begleitet. Ähnliche Maßnahmen werden aktuell in Auenheim ergriffen, „wenn auch in abgespeckter Form“, ergänzt Revierförster Markus Gutmann.

Warum wird der Naturerlebnispfad umgestaltet?

Den Naturerlebnispfad gibt es bereits seit Mai 2003. Anhand von Schautafeln und interaktiven Stationen soll den Besuchern vermittelt werden, wie wichtig der Rheinauenwald ist und welche ökologischen Zusammenhänge hier bestehen. Einige Stationen sind allerdings in keinem guten Zustand oder schlicht nicht mehr zeitgemäß. Eine Ausschreibung zur Mängelbeseitigung im Dezember 2019 blieb erfolglos. Daraufhin nahm der Betriebshof kleinere Reparaturen, beispielsweise an der Vogeluhr oder dem Strauchartenmemory, vor.

Um den Naturerlebnispfad modernisieren zu können, bewarb sich der städtische Umweltbereich auf ein Förderprogramm des Landesministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Im November 2021 erhielt Kehl den Zuschlag für eine Förderung in Höhe von 55 000 Euro, um aus dem Naturerlebnispfad einen Biodiversitätspfad zu machen. Die Arbeiten sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren erfolgen. In der Forstwirtschaft sind solche Zeiträume durchaus üblich, da der Wald einige Zeit benötigt, um auf die ergriffenen Maßnahmen zu reagieren. Auch die Schilder und Stationen entlang der Route werden instandgesetzt beziehungsweise modernisiert.

Spezielle App in der Entwicklung

Zum neuen Biodiversitätspfad in Kehl gehört auch eine App für das Mobiltelefon. Mit dem Smartphone in der Hand können Nutzerinnen und Nutzer im Wald Tierstimmen und kurze Filme abspielen, Infografiken aufrufen und Quizfragen beantworten. Eine App für den Biodiversitätslehrpfad Rheinauen ist derzeit in Entwicklung. Ergänzend zur Landesförderung investiert die Stadt 17.700 Euro in das Projekt.

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