Schwimmbadsaison in Kappelrodeck
Positive Zwischenbilanz
Kappelrodeck (st). Die Schwimmbadsaison 2020 wird für Badegäste und Betreiber in die Geschichte eingehen, das steht außer Frage. Die Gemeinde Kappelrodeck zieht vor Ende der Saison Mitte September eine positive Zwischenbilanz."Dabei war bis zu einer einberufenen Sondersitzung des Gemeinderates an einem Freitagabend in den Pfingstferien noch gar nicht sicher, ob wir überhaupt öffnen - oder so wie andere kommunale Bäder im Kreis im Jahr 2020 geschlossen bleiben werden", so Bürgermeister Stefan Hattenbach.
Erhöhung des Defizits um 70.000 Euro
Die finanzielle Mehrbelastung ging an die Schmerzgrenze und machte die Entscheidung für die Verantwortlichen schwer: In einem Normaljahr kostet der sommerliche Freibadbetrieb fast 300.000 Euro, dem stehen in Normaljahren Eintritts-Einnahmen von 60.000 Euro gegenüber. In der verkürzten Saison unter Corona-Bedingungen wird mit einer Erhöhung des Defizits um rund 70.000 Euro gerechnet, so dass dies zum Jahresende bei rund 300.000 Euro liegen könnte. "Der Stellenwert unseres Kappelrodecker Schwimmbades in der Bedürfnispyramide ist hoch. Aber gerade in diesem Ausnahme-Jahr sind die vielen Funktionen, die ein Schwimmbad in einer Gemeinde erfüllt, besonders wichtig, finde ich. Ich bin deshalb froh und dankbar, dass der Gemeinderat dem Vorschlag gefolgt war und wir das Schwimmbad öffnen durften", so Stefan Hattenbach. Neben dem "Ob" galt es auch das "Wie" zu beraten. Klar war: Dauerkarten - davon gibt es in Kappelrodeck normalerweise rund 1.400 - sind nicht machbar, da rechtlich niemand abweisbar wäre und bei 280 privilegierten Jahreskarteninhabern eine Vielzahl für die komplette Saison "in die Röhre schauen" müssten. Mehr als 280 Besucher gleichzeitig im Schwimmbad Kappelrodeck lässt die entsprechende Corona-Verordnung nämlich nicht zu.
Badezeit aufgeteilt
Ziel war es, möglichst vielen Menschen einen Zugang zum Schwimmbad zu ermöglichen - weshalb man die Badezeit auf zwei Halbtage aufteilt, mit einer erforderlichen Mittagspause für das Personal und der Möglichkeit der Reinigung und Desinfektion des Bades. "Wir haben normalerweise 40.000 bis 50.000 Schwimmbadbesuche, an starken Tagen nutzten zuletzt über 1.000 Badegäste unser komplett modernisiertes Bad", berichtet Bademeister Yanis Lamm. Hätte man den Tag nicht aufgeteilt, hätten so eine Vielzahl von Badegästen abgewiesen werden müssen. Mit dem Halbtagesbetrieb konnte hingegen eine Verdopplung der möglichen Besuche erreicht werden. Zwei Mal 280 Besucher, zuzüglich der während des Betriebs nachträglich wieder freigegeben Plätze stehen in der in diesem Jahr voraussichtlich auf rund elf Wochen verkürzten Saison zur Verfügung. Rund 20 Mal war das Schwimmbad bis Ende August komplett ausgebucht, mehrfach sogar alle 560 Tickets für einen gesamten Tag. "Der Beschluss des Gemeinderates hat sich in der Praxis seit der Inbetriebnahme am 27. Juni absolut bewährt: Ohne den Halbtagesbetrieb hätten wir regelmäßig einer Vielzahl von Menschen den Zugang zum Schwimmbad verwehren müssen", so Hattenbach.
Ticket-System hat sich bewährt
Ebenfalls bewährt hat sich das Ticket-System, das so in verschiedenen Bädern der Region ebenfalls genutzt wird: Mit Bezahlung und Datenerfassung vor dem Schwimmbadbesuch können die Besucherströme optimal gelenkt und gesteuert werden, Barzahlungen, Wartezeiten und aufwändige handschriftliche Erfassungen vor Ort entfallen. "Auch wenn wir gottseidank bei uns noch keine nachgewiesen Corona-infizierte Person im Schwimmbad hatten: Wir wären im Fall der Fälle optimal gerüstet, die Daten aller betroffenen Badegäste zu ermitteln und zur Verfügung zu stellen, um schnell und schlagkräftig reagieren zu können", so die Gemeinde.
Preise bleiben gleich
Trotz verminderter Eintrittsdauer wurde der sozial gestaffelte Ticket-Preis beibehalten: Einerseits ist der Wunsch nachvollziehbar, bei einer auf vier oder fünf Stunden begrenzten Badezeit nicht den gleichen Preis wie vor Corona für einen ganzen Tag zahlen zu müssen. Andererseits müsste die Gemeinde - um nur die in der aktuellen Saison anfallenden Mehrkosten zu decken - die Preise voraussichtlich mehr als verdoppeln. "Das Defizit wird aus den Finanzmitteln der Gemeinde - das heißt von uns allen - bestritten. Und die Gemeindefinanzen brechen gerade zusammen, da Steuereinnahmen ausfallen. Und sie müssen auch ausreichen, um beispielsweise Schulen, Kindergärten, Straßen, Feuerwehr und vieles mehr zu betreiben", so die Gemeindevertreter. Der Gemeinderat hatte sich mit der Beibehaltung der Tarife für einen ausgewogenen Mittelweg und eine Lastenteilung der coronabedingten Schwimmbad-Mehrkosten zwischen Allgemeinheit und Nutzern entschieden.
Mehr als 12.000 Badegäste
Bis Ende August wurde das Schwimmbad von über 12.000 einheimischen und auswärtigen Badegästen besucht, und von diesen erhält die Gemeinde vielfach eine positive Rückmeldung. "Der Schwimmbadbetrieb unter Pandemiebedingungen ist sehr gut angelaufen. Sehr viele zufriedene Badegäste besuchen täglich das Schwimmbad in Kappelrodeck und sind glücklich diese Möglichkeit überhaupt zu haben. Auch wenn es etwas anders und aufwändiger ist als sonst", so Bademeister Yanis Lamm. Aggressionen oder Eklats habe es in dem Familienbad erwartbar nicht gegeben, dafür sorgt auch das zusätzliche Personal, dass den Badegästen bei der Beachtung der Regelungen hilft. Schließen wird das Schwimmbad übrigens voraussichtlich mit dem Ende der Sommerferien Mitte September, wobei die Entscheidung mit entsprechender Vorlaufzeit und Blick auf die Wetterprognose fällt.
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