Bürgermeister Manfred Wöhrle geht in den Ruhestand
"Ein Tag auf Ski ist wie eine Woche Urlaub"
Hausach. Für Manfred Wöhrle war es keine einfache Entscheidung, sich der Wahl zum Bürgermeister von Hausach zu stellen: "Acht Jahre bevor ich 2001 gewählt wurde, hatte ich bereits die Möglichkeit anzutreten. Aber wenn ich etwas mache, dann mit Haut und Haaren. Allerdings: Die drei Töchter waren 1993 noch jung. Damals habe ich mich für die Familie entschieden, als ich gefragt wurde, ob ich antreten will", sagt der 67-Jährige, der damals Hausacher Kämmerer war. Doch die Chance bot sich acht Jahre später erneut: "Die Entscheidung habe ich keinen Tag bereut", sagt Wöhrle heute.
Beim Blick zurück auf 16 Jahre Bürgermeister in Hausach ist ihm vor allem daran gelegen, "Danke" zu sagen: "Wir sind nicht üppig besetzt in der Verwaltung, aber ich konnte mich immer auf alle verlassen. Ohne die gute Zusammenarbeit wäre es nicht zu schaffen gewesen. Das gilt auch für den Gemeinderat. Und dann sind da die ehrenamtlichen Helfer, die sich in den Dienst der Stadt stellen. Ohne sie wären viele Aufgaben nicht zu bewältigen und nicht zu bezahlen gewesen", so Manfred Wöhrle. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit hat er die 700. Sitzung als Bürgermeister in Ausschüssen und im Gemeinderat geleitet. Wöhrle ist überrascht: Die Zeit verging wie im Flug.
Der Bürgermeister freut sich, bald spontaner mit Freunden Skifahren zu können. "Ein Tag auf Ski ist für mich wie eine Woche Urlaub", sagt Wöhrle, der den Zwiespalt nicht vermissen wird: Früher lag oft Schnee und er hatte keine Zeit oder, wenn er zwischen seinen Pflichten Zeit freigeschaufelt hatte, war der Schnee bereits wieder geschmolzen. Wöhrle wandert auch gerne, ist mit dem Moutainbike und dem Rennrad unterwegs: "Größere Touren brauchen Vorbereitung, die Zeit war bislang dafür knapp", so Wöhrle, der sich auf mehr Zeit mit Frau und Freunden freut.
Kinzigtalbad bereitete Bauchschmerzen
Begonnen hat Manfred Wöhrle mit einer Ausbildung im gehobenen Dienst beim Landratsamt Wolfach. Damals gab es eine erste Verbindung ins Rathaus nach Hausach, denn im Rahmen seiner Ausbildung war er dort in der Kämmerei tätig. Seine erste Stelle trat er in Donaueschingen an. Sein Wunsch war die Kommunalaufsicht. Allerdings wurde er dort dann Leiter des Ausländeramtes. "So schnell wie möglich wollte ich wieder in die Kommunalaufsicht. Als sich die Chance bot, bin ich zurück ins Landratsamt nach Wolfach. Das war durch die Reform gerade in Auflösung, aber ich war für ein dreiviertel Jahr Leiter der Abteilung." In Hausach erinnerte man sich noch gut an den Mann aus Wolfach-Kirnbach: Bürgermeister Manfred Kienzler und Kämmerer Arthur Schlipf holten ihn als stellvertretenden Kämmerer in die Stadt unter der Burg. 1985 wurde Manfred Wöhrle Nachfolger Schlipfs. Nach knapp 16 Jahren als Kämmerer folgten 16 Jahre als Bürgermeister.
"Baulich ging es gleich mit der Sanierung und dem Anbau an das Rathaus los. Das war ursprünglich nicht auf der Agenda. Zimmerleute im Gemeinderat hatten damals gesagt, dass sie selbst die Axt in die Hand nehmen würden, wenn jetzt nicht etwas geschehe", so Wöhrle. Projekte wie die Stadthalle und das Pflegeheim schlossen sich an. "Ganz schwierig war die Wohnbausituation. Die Erschließung von Eichenäcker-Brachfelder und später Hauserbach waren wichtige Schritte", sagt Wöhrle. In die Schulen wurde immer investiert, auch in energetische Sanierungen. "Zum Schluss gab es noch den Spatenstich für das Hallenbad. Eigentlich hätte ich es gerne fertig gehabt", so Wöhrle, den dieses Projekt viel Kraft gekostet und auch Magenschmerzen verursacht hat, doch: "Es hat sich gelohnt."
In einer anderen Sache, ist sich Wöhrle ebenfalls sicher: "Hausach ist die Kulturhauptstadt des ländlichen Raums." Das Kulturangebot in der Stadt sei für deren Größe unglaublich. Viele Veranstaltungen fallen ihm ein, natürlich auch der "LeseLenz": Gerne erinnert Wöhrle sich, wie Christoph Simon bei ihm zu Hause wohnte: "Damals stand er am Anfang, heute ist er ein gefeierter Schweizer Schriftsteller." Die Autoren seien wie eine große Familie die zusammenhalte, auch wenn manche quasi von der Hand in den Mund leben würden, andere bereits große Namen hätten. "Diesen Zusammenhalt gibt es auch in Hausach, was mich sehr freut."
Autor: Daniel Hengst
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