Stadtwerke Haslach senken Strompreise
Einkaufsstrategie trägt Früchte

Foto: Stadt Haslach

Haslach (st) Fast alle Stadtwerke und andere kleinere Verteiler kaufen einen großen Teil ihres Stromes nur indirekt an der Leipziger Strombörse, die seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine großen Preissprüngen unterliegt. Nun können kleine Stadtwerke wie die in Haslach zwar theoretisch dort einkaufen, doch aufwendige Handlingvorgaben und hohe Kosten für die Akkreditierung machen ein solches Vorgehen unrealistisch. Deshalb hatte Haslach wie viele andere Werke einen Dienstleister beauftragt, der lange Jahre den Strombedarf in Leipzig gebündelt für viele regionale Anbieter in Baden gemeinsam beschaffte.

Südweststrom hat Strom beschafft

2022 kam es zu einer unangekündigten einseitigen Kündigung dieses Dienstleisters, die von der Stadt Haslach zwar rechtlich angefochten wird, doch die Werke zunächst unter Zugzwang brachte. Man stand vor der Wahl, den Stromvertrieb einzustellen, wie andere Partner des Dienstleisters dies taten und rund 4.000 Kunden den Kapriolen des Strommarktes zu überlassen oder über einen neuen Dienstleister die Beschaffung sicherzustellen. Haslach entschied sich für die kundenfreundliche Lösung und beauftrage die Südweststrom aus Tübingen mit der Beschaffung. Die zeitnah notwendige Sicherstellung der Beschaffung des Stromes fiel in eine ausgesprochene Preishochphase der Leipziger Strombörse, weshalb die Stadtwerke zunächst recht hohe Arbeitspreise an ihre Kunden weitergeben mussten.

Doch die Haslacher Stadtwerke hatten Ende 2022 nur eine erste Tranche des für Haslach notwendigen Stromes über diesen neuen Dienstleister geordert, in Höhe von rund 40 Prozent der üblichen Jahresmenge. Sie taten dies, auf bessere Konditionen am Markte hoffend. 80 Prozent der Kunden blieben treu, das Gros entschied sich für Ein- und Zweijahresverträge. „Diese Kundetreue zeigt uns, dass die Entscheidung zur Weiterführung des eigenen Stromvertriebes richtig war; Versorgungssicherheit und die Bindung an die Werke, die allen Bürgern gehören, waren offensichtlich wichtige Entscheidungskriterien für unsere Kunden,“ bilanziert Bürgermeister Philipp Saar.

Neukalkulation der Preise

Mit dem ersten Tranchenkauf begann für die Verantwortlichen in Haslach eine intensive Phase der Marktbeobachtung; es galt nun, einen möglichst günstigen Zeitpunkt für die Vollbeschaffung der nötigen Menge anzupeilen, denn das eigentliche Beschaffungsrisiko liegt auf Seiten der Stadtwerke. Im Frühjahr 2023 wurden an der Strombörse zwar nur geringe Mengen gehandelt, doch führte diese Marktberuhigung auch zu deutlich günstigeren Einkaufspreisen als noch Wochen und Monate zuvor. Mitte März waren die Preise auf einem Niveau angelangt, die einen guten Einkaufspreis ermöglichten, Haslach griff am bislang zweitgünstigsten Zeitpunkt des diesjährigen Handelsverlaufs überhaupt zu. Die Neukalkulation konnte beginnen.

Das Ergebnis kann sich nach Meinung des kaufmännischen Leiters der Stadtwerke, Steffen Jannek, durchaus sehen lassen: „Wir können die Tarife in der Grundversorgung in der zweiten Jahreshälfte halbieren, der Arbeitspreis sinkt von 89,02 Cent auf 44,5 Cent.“ Doch die eigentliche positive Überraschung dürfte der Umgang der Stadtwerke mit der überwiegenden Mehrheit der Kunden sein, die Ein- und Zweijahresverträge abgeschlossen haben. „Wir geben auch allen Kunden mit Zeitverträgen diese guten Preise zum 1. Juli konsequent weiter, damit sinken die Arbeitspreise für die Ein- und Zweijahresverträge auf 39,74 und 34,97 Cent. Damit liegen wir im zweiten Halbjahr dieses Jahres sogar unter der magischen 40-Cent-Schwelle der Strompreisbremse,“ so Jannek.

Haslachs Werke werden nun alle Kunden fristgerecht anschreiben und geben in diesem Schreiben sogar den grundversorgten Kunden die Möglichkeit, noch die zweite Jahreshälfte mit der Restlaufzeit des Einjahresvertrags abzudecken, um so von den guten Ergebnissen der Einkaufsstrategie der Haslacher Stadtwerke zu profitieren.

Versorgungssicherheit

„Die Einkaufstrategie unserer Werke hat Früchte getragen. Sie hat die Themen Versorgungssicherheit und marktgerechte Preise in den Mittelpunkt gestellt; davon profitieren nun alle unsere Kunden. Solche Verhandlungen und die damit verbundenen Kalkulationen sind extrem komplex und vielschichtig, da mussten zahlreiche Regularien, Fristen und sich überlagernde Parameter kunden- und rechtssicher klug bearbeitet werden. Trotz vereinzelter Versuche einiger weniger, das Thema politisch zu instrumentalisieren, arbeiten wir lieber weiter daran, sicheren Strom zu marktgerechten Preisen für unsere Kunden zu liefern“, konstatiert Bürgermeister Philipp Saar und bedankt sich nochmals bei allen Kunden, deren Treue zu den Stadtwerken nun belohnt wird.

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