Florian Suhm alias der Schalk

Der Mann, dem die Narren zu Füßen liegen

Gengenbach Einmal im Jahr ruft ganz Gengenbach nach ihm: Dreieinhalb Wochen vor Aschermittwoch ziehen die Hemdglunker an den Niggelturm und rufen "Schalk, wach uff". Das ist der große Moment, an dem Florian Suhm alias der Schalk auf den Balkon tritt und zum Narrenvolk spricht. "Das ist für mich einer der schönsten Tage der Fastnacht", sagt Florian Suhm, der die Einzelfigur der Gengenbacher Narrenzunft seit zwölf Jahren verkörpert: "Die Kinder stehen unten und sind happy. Es ist eine einmalige Ehre, als Schalk da oben zu stehen. Ich bekomme jedes Jahr eine Gänsehaut."

Von Anfang an der Narretei zugetan

Der 41-Jährige sagt selbst: "Dank meiner Mutter bin ich ein Fastnachtsnarr." Geboren im Ortsteil Reichenbach war er zunächst in der dortigen Zunft Mitglied. "Während meines Studiums in Freiburg habe ich den Kontakt verloren und bin, als ich wieder nach Hause gezogen bin, in die Narrenzunft Gengenbach eingetreten." Er bewarb sich als Hexe und gesteht: "Mein Herz hat immer ein wenig für die Gengenbacher Hexen geschlagen." Mit 28 Jahren trat er der Zunft bei: Ein Jahr war er passives Mitglied, bevor er den Aufnahmeantrag stellen durfte: "Man muss 80 Prozent der Stimmen haben, sonst wird man keine Hexe."

Er war noch nicht lange Zunftmitglied, als er gefragt wurde, ob er nicht Schalk werden wollte. "Ich war sprachlos, dass man mich fragte", blickt Suhm zurück. Damals wollte er spontan ablehnen: "Mein Vorgänger war so gut, die Fußstapfen, in die ich treten sollte, waren groß." Doch der junge Mann ging in sich und sagte nach einer Woche zu: "Für einen Narr, der die Fastnacht liebt, ist es das Größte überhaupt, eine der Hauptfiguren zu sein."

So sehr er seine Auftritte als Schalk während der Fastnachtszeit in Gengenbach liebt, nach zwölf Jahren soll Schluss sein. "Wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören", findet Florian Suhm. "Ich durfte so viel in den Jahren mitnehmen, nun ist es Zeit, das Amt in jüngere Hände zu legen." Er gehe mit einem lachenden und weinenden Auge, gesteht er. Aber: "Keiner hat so lange den Schalk verkörpert wie ich." Die nächste Fastnachtssaison wird er als Vollzeithexe die närrischen Tage genießen.

Vom Zimmermann zum Vollblutmusiker

Zumal er auch beruflich stark eingebunden ist. Der Gengenbacher hat am „International Music College Freiburg“ Gesang und Klavier studiert. Seine zweite Ausbildung, denn unmittelbar nach dem Schulabschluss entschied er sich für eine Lehre als Zimmermann. "Das war mein Traumberuf. Doch nach der Ausbildung wurde mir klar, dass ich das nicht mein ganzes Leben machen möchte." Denn die Musik spielte früh in seinem Leben eine wichtige Rolle. Er sang im Kirchenchor und spielte ab dem achten Lebensjahr Trompete in der Musikkapelle Reichenbach. "Ich wollte mich nicht fragen, was wäre, wenn ich Musik studiert hätte", erklärt der Sänger. Seine Eltern seien erst geschockt gewesen, doch sie hätten ihn in seiner Entscheidung stets unterstützt.

Heute arbeitet Florian Suhm als selbstständiger Gesangslehrer. "Ich trainiere die Stimme. Als Voice Coach arbeite ich nicht nur mit Sängern, sondern auch Sprechern, Synchronsprechern oder Schauspielern." Ab und zu zieht es ihn immer noch zu seinem erlernten Handwerk: "Das hilft mir, Ideen zu sammeln und abzuschalten." Denn am liebsten interpretiert er seine eigenen Songs. "Ich schreibe in Deutsch und bin im Deutschpop zu Hause", so der Songwriter.

Florian Suhms persönliche Tipps

Liebste Momente der Fastnacht

• Hemdglunkerumzug
• Kinderfasent mit Gizzigrufen
• Schalkverbannung

Lieblingssänger

• Teddy Swim
• Roger Cicero
• Rebekka Bakken