Der Stollenwald und Schloss Staufenberg im Weinort Durbach
Wenn der Wind durch die Ortenau weht, streift er viele historische Gemäuer, streichelt uralte Steine, bewegt die Kronen knorriger Bäume und schlägt Wellen auf dunklen Gewässern. Ob sie
ihm dabei heimlich Geschichten zuflüstern, die er weiterträgt? Wenn sie
sprechen könnten, wüssten sie viele Geschichten zu erzählen. In der
Ortenau gibt es unzählige sagenhafte Orte. In unserer Sommerserie
stellen wir einige vor. Im ersten Teil wandelt Anne-Marie Glaser auf den
Spuren der schönen Melusine in Durbach.
Wer es sich leicht machen möchte, kann natürlich bequem mit dem Auto bis zum Parkplatz am
Fuße von Schloss Staufenberg fahren. Es führen aber viele Wege zum
Wahrzeichen von Durbach. Neben dem doch etwas steilen Burgweg, der unten
im Ort beginnt, kann beispielsweise auch von der Brandstetter Kapelle
aus gewandert werden, die nach dem Ortsausgang in Richtung Oberkirch
liegt. Eine lange Wanderung ist es nicht, die am Stollenwald entlang
führt, eher ein Spaziergang. Aber wer weiß, vielleicht begegnen die
Spaziergänger der schönen Melusine, die hier umgehen soll.
Als das Geschlecht der Staufenberger vor langer Zeit noch das Schloss
bewohnte, soll Ritter Peter die Unsterbliche getroffen haben. Wie sie
dort auf einem Stein saß und sang, verliebte er sich Hals über Kopf in
Melusine. Ihr gefiel der stattliche Rittersmann und die beiden wurden
ein Paar. Wie Peter dabei schnell feststellte, brachte ihm die Liaison
mit der Schönen einige Vorteile, denn sie hatte übernatürliche Kräfte.
Die kamen ihm nicht zuletzt bei Wettkämpfen zugute und durch Melusines
Schutz wurde er bald als unbesiegbarer Turnierheld berühmt. Entsprechend
hatte er viele Bewunderinnen. In dieser Hinsicht verstand seine
Melusine aber keinen Spaß. Von Anfang an hatte sie ihm klipp und klar
gesagt: Auf Treuelosigkeit steht die Todesstrafe.
Nun wollte Peter seiner geheimen Geliebten gerne treu bleiben. Dumm war nur, dass
der König auf den ruhmreichen Helden aufmerksam wurde und ihn mit einer
seiner Verwandten verheiraten wollte. Das war zum einen eine große Ehre,
zum anderen ein Angebot, das ein Ritter damals auch nicht einfach
ablehnen konnte. Er hätte es besser trotzdem tun sollen. Denn jetzt
lernte er seine Melusine von einer ganz anderen Seite kennen. Sie
verdarb der illusteren Hochzeitsgesellschaft kurzerhand die Feier, indem
sie dort ihr hübsches Bein aus der Decke wachsen ließ. Das war das
Zeichen für den untreuen Peter, sich die Haare zu raufen und furchtbar
zu wehklagen, weil er wusste, bald ist er ein toter Mann. Die
Feststimmung war damit natürlich hinüber.
Der Sage nach blieb Peter gerade noch genug Zeit, sich die Beichte abnehmen zu lassen, dann
starb er. Seine frischangetraute Gattin ging ins Kloster. Melusine soll
dagegen immer noch wunderschön sein und Männern den Kopf verdrehen. Also
Vorsicht, die Herren! Übrigens hat Melusine einer anderen Sage nach bei
der ehemaligen Stollenburg einen Goldschatz versteckt. Diese wurde 1328
zerstört und nie mehr aufgebaut. Heute ist kaum noch etwas von ihr zu
sehen und die meisten würden wohl achtlos an der Stelle vorbeigehen. So
erinnert aber eine Holztafel an das einst stolze Bauwerk.
Von dort ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Schloss Staufenberg, das
sich im Besitz der Markgrafen von Baden befindet und ein Weingut sowie
einen Gastronomiebetrieb beherbergt. Und selbst wenn einem Melusine
unterwegs nicht zugezwinkert hat, kann man vom Schloss aus immerhin eine
wunderschöne Aussicht auf die Region genießen.
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