Tradition statt Formfleisch

Stehen echtes Lübecker Marzipan, Nürnberger Rostbratwürste und Schwarzwälder Schinken vor dem Aus? Nach Plänen des
Bundes soll im Rahmen des Freihandelsabkommens mit den USA (TTIP) der
Schutz regionaler Spezialitäten wegfallen. Wir sprachen mit Elisabeth
Adler-Gößmann von der Schwarzwaldfleisch GmbH in Achern und
Vorstandsmitglied des Schutzverbandes der Schwarzwälder Schinken e.V.
über die Bedeuting regionaler Spezialitäten.

Was zeichnet einen Schwarzwälder Schinken aus?
Es ist das geschützte Herstellungsverfahren, das den Schwarzwälder
Schinken ausmacht. Denn von der Auslösung vom Knochen bis hin zum fertig
gereiften und geräucherten Stück muss alles im Schwarzwald passieren.
Außerdem setzt sich der Schutzverband der Schwarzwälder
Schinkenhersteller e.V., dem wir angehören, dafür ein, dass die Scheiben
für den SB-Verkauf auch im Schwarzwald geschnitten werden. Ein weiterer
wichtiger Punkt ist, dass das Räuchermaterial aus dem Schwarzwald
stammt.

Kennt man in den USA schon Schwarzwälder Schinken?
Ja, aber der besteht aus gekochtem Formfleisch und hat mit dem
traditionellen Rohschinken nichts gemeinsam. Uns ist es ein Anliegen,
dass das Freihandelsabkommen zum Schutz regionaler Spezialitäten
vereinbart wird, damit sich die Verbraucher auf die traditionellen
Produkte auch verlassen können und die über Generationen weitergegebenen
Rezepturen und Herstellungsverfahren bewahrt bleiben.

Was befürchten Sie, wenn das Freihandelsabkommen so in Kraft tritt und der Schutz der Spezialitäten wegfällt?
Ich glaube nicht daran, dass das Freihandelsabkommen so in Kraft treten
wird. Wenn dem allerdings so wäre, wäre dies das Aus für traditionelle
Spezialitäten, auf deren Herkunft und Qualität man sich verlassen
könnte.

Autor: Daniela Räubig-Santo