Die Schlacht am Rhein vor 79 Jahren
"Le Musée-Mémorial de la Ligne Maginot" die Kasematte 35/3

Die Kasematte 35-3 bei Marckolsheim-Süd. Museum und Gedenkstätte.  | Foto: Alfred Schramm
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  • Die Kasematte 35-3 bei Marckolsheim-Süd. Museum und Gedenkstätte.
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In meinem Bericht vom 24.04.2019 habe ich über die zu besichtigende Werke der
Maginot-Linie im nördlichen Elsass geschrieben.
Heute möchte ich  das "Musée-Mémorial de la Ligne Maginot"  bei der Ortschaft Marckolsheim (60 Kilometer südlich von Strasbourg), als weiteren "Zeitzeugen" vorstellen. Es handelt sich um die sogenannte "Rheinkasematte 35-3".
Sie gehörte zu den großen Kasematten der dritten Linie und lag im Verteidigungsabschnitt von Colmar.  Wie alle Kasematten wirkte sie flankierend und konnte frontal nur mittels Zwillings-MG aus Panzerglocke wirken. Die Hauptbewaffnung bestand aus drei Zwillings-MG, zwei 47 mm Pak und drei leichten MG zur Nahverteidigung. Aus der GFM-Panzerglocke konnte auch ein Granatwerfer eingesetzt werden.
Diese Museums-Kasematte erinnert an die schweren Kämpfe während des 15., 16. und 17. Juni 1940, auch die "Schlacht am Rhein" genannt. Der Besucher bekommt bei seinem Rundgang durch die Räume zu sehen, wie der Kampfbunker innen ausgestattet war und Information über die Geschehnisse im oben genannten Zeitraum.

Wie kam es zu den Kämpfen am französischen Rheinufer und in dessen Hinterland. 

Nach dem 1. Weltkrieg, entschloss sich Frankreich, 1930 seine Grenze, insbesonders Deutschland gegenüber stark auszubauen um einem möglichen, erneuten deutschen Angriff in naher oder ferner Zukunft standzuhalten. Bekanntermaßen entstand daraus die "Ligne Maginot."

Ein Augenmerk beim Bau dieser Verteidigungslinie, wurde dabei auf den Rhein gelegt. Als Grenzfluss, mit damals 15 Übergangsstellen zwischen dem elsässischen Seltz und dem schweizerischen Basel hatte der Rhein und sein Hinterland, bezüglich der Verteidigung eine große Bedeutung. Der Fluss war zwar ein natürliches Hindernis, doch den französischen Militärstrategen war bewusst, dass ein Übersetzen feindlicher Truppen über den Strom nicht ausgeschlossen werden kann.

So entstanden zwischen 1931 und 1934 entlang des Rheins auf der elsässischen Seite drei in der Tiefe gestaffelte Bunkerlinien.

Der nahe Bereich am Rheinufer wurde mit Abwehrstellungen, aus kleineren und größeren Kasematten sowie Kampfstände gesichert. Einige hundert Meter dahinter gab es Unterstände für Infanterie-Mannschaften, Befehls- und Nachrichtenstände.

Die 3. Verteidigungslinie (Hauptkampflinie) war die stärkste. Sie erstreckte sich in der Nähe der Rheindörfer von Seltz-Strasbourg bis Basel und wurde deshalb auch "Dörferlinie" genannt. Diese Linie, war zwischen einem und drei Kilometer vom Rhein entfernt und bestand aus großen, schwerbewaffneten Kasematten, wie die 35-3. Deren Aufgabe war es unter anderem das Heraustreten des Gegners aus den Rheinwäldern zu unterbinden.

Diese Rheinverteidigung deckte eine Frontlänge von insgesamt 140 Kilometer ab.

Die Verteidigungsanlagen waren gebaut und lange Zeit, tat sich nichts. Dann kam der Überfall von deutscher Seite aus auf Polen. Darauf hin erklärten Großbritanien und Frankreich, Deutschland   am 3. September den Krieg.

Die französische Kriegserklärung, löste zwar nicht sofort den Waffengang zwischen den beiden Länder aus. Zuerst fand ein sogenannter „Sitzkrieg“ statt bis der eigentliche Frankreichfeldzug begann.

Während dieser „Ruhephase“ wurde auf beiden Seiten Vorbereitungen getroffen.
Auf der elsässischen Seite zogen die Besatzungen in ihre Verteidigungsstellungen ein, während auf der deutschen Rheinseite unter der Führung des Generals Dollmann eine große Streitmacht aus Sturmtruppen, Sturmbooten, Artillerie etc. zusammengezogen wurde um den Rhein nach dem Angriffsbefehl  zu überqueren.

100.000 Mann samt dem unterschiedlichen Waffenarsenal standen bereit, in diesem Bereich nach Frankreich einzudringen.

Dann am 15. Juni 1940 (der Feldzug gegen Frankreich war seit dem 10. Mai im Gange), begann der Feuerschlag auf die in der ersten Verteidigungslinie stehenden Uferbunker auf der elsässischen Rheinseite. Die deutschen Geschütze feuerten auf die Panzerglocken, die Frontwände und die Kampfscharten. Die französischen Bunkerbesatzungen gingen bei dem massiven Beschuss durch die Hölle und viele fanden dabei den Tod im Sarg aus Stahl und Beton.
Unvorstellbar, was die französischen Soldaten in ihren Kasematten aushalten mussten, wenn an den Stahlbetonwänden in rascher Folge die Granaten explotierten oder die Stuka-Bomben niederprasselten und die starken Bunkerwände zerbröselt wurden.

Nach dem Beschuss der ersten Verteidigungslinie setzten die deutschen Soldaten mit ihren Sturmbooten über den Fluss. Die Pioniere bauten Pontonbrücken um Fahrzeuge, Waffen und Gerät ans feindliche Ufer zubringen.
Aber auch sie mussten durch das Abwehrfeuer der Franzosen schwere Verluste hinnehmen. Nach dem ersten Angriffstag war ein großer Teil des Rheinufers- und Waldes in deutscher Hand.

Am 16. Juni war die 3. Verteidigungslinie dran. Die Bunkerbesatzungen wehrten sich mit allen Kräften, doch sie hatten sie keine Chance.
Hart umkämpft war auch die "Kasematte 35-3" vor der Ortschaft Marckolsheim.
Als deutsche Truppen vor dem Ort standen, scheiterte zuerst der Versuch nach Marckolsheim vorzudringen, am Feuer aus den sich gegenseitig deckenden Kasematten.
Zur weiteren Bekämpfung von 35-3 wurde ein 8,8 cm Flak-Geschütz herangezogen.  Als die Flak das Feuer auf den Bunker eröffnete, erzielte sie in kürzester Zeit mehrere Treffer insbesonders auf die Panzerglocke. Schließlich gelang es einem Stoßtrupp, durch in den Bunker geworfene Sprengladungen, den Widerstand der Besatzung zu brechen und sie zur Aufgabe zu zwingen.

Noch heute stecken in der Panzerglocke, 8,8 cm Granaten vom Beschuss und auf dem Gelände ist noch der Einschlagskrater einer Stuka-Bombe zu erkennen.

Sollten sie mal bei einem Besuch des wunderschönen Elsass durch Marckolsheim kommen, dann machen sie einen kleinen Abstecher zu diesem Zeitzeugen. Er lohnt sich!

Die Öffnungszeiten entnehmen sie bitte aus dem Internet.

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