Sonntagsporträt Klaus Huber
Und ständig kratzt die Feder über das Papier
Achern. Im Jahr 1988 hatte der Stadtpoet Klaus Huber eine "schicksalhafte Begegnung" mit Baldur Seifert – wie er es selbst beschreibt –, der bei SWR4 die Radiosendung "Von Zehn bis Zwölf" moderierte. Dort zitierte er regelmäßig Gedichte von Klaus Huber, so dass der Poet auch über die Grenzen seiner unmittelbaren Heimat bekannt wurde. "Er war ein Freund und Förderer", schwärmt Huber. Nach dessen Tod übernahm er die Nachfolge als Vorsitzender des Steinbach-Ensembles. In Seligenstadt wurde er von der dortigen Bruderschaft mit dem "Steyffen Löffel" für seine Dichtkunst geehrt.
Mit dem Schreiben hat er aber schon viel früher angefangen und das hängt wohl mit seinem eigentlichen Traumberuf zusammen. "Mein Herz hing immer am Journalismus", erklärt der 73-jährige Reimschmied. Und das schlug sich auch in seinem Werdegang nieder. Neben und vor allem nach seiner Tätigkeit als Grundschullehrer schrieb er als freier Mitarbeiter für die regionale und lokale Presse. Den frühen Tod seines Vaters – Huber war gerade einmal 14 Jahre alt – bezeichnet er als "großes Dilemma". Der Lehrerberuf sei eine sichere Bank gewesen, beschreibt er die damaligen Beweggründe für den Start in die Schullaufbahn.
Sein großes literarisches Vorbild ist Hermann Hesse. "Er hat mich zum Reimen und zu Texten der Lebenshilfe ermutigt und dazu, den eigenen Weg zu gehen", erzählt Huber. Sein Schreibstil lässt sich treffend mit "in der Kürze liegt die Würze" beschreiben. Huber ist Autor von mehreren Büchern, schreibt Gedichte und Aphorismen, aber auch Auftrags- und Festreden verfasst er auf Wunsch. In Seligenstadt wurde er von der dortigen "Bruderschaft vom Steyffen Löffel" mit dem "Löffeltrunk" für seine Dichtkunst geehrt. Und selbst ein Libretto für eine Oper, das er für die Stadt schrieb, steht in seiner Bibliographie. Ihm ist es wichtig, dass seine Texte einen zeitlosen Mehrwert besitzen. "Ich schreibe Gedichte, die man brauchen kann", bringt es Huber auf den Punkt. Seine Ideen und seine Inspiration kommen ihm in den stillen Stunden des Tages. "Auch die Begegnung mit anderen Menschen regt mein Denken an", erklärt der Kosmopolit, der stolz ist auf seine Freundschaften, die vom Elsass bis nach Polen reichen.
Zwei große Passionen: die Musik und die Lyrik
Sein neuester Gedichtband "Poesie in Klängen, die glücklich machen" verbindet zwei große Leidenschaften in Hubers Leben miteinander: die Liebe zur Lyrik und zur Musik. "Ich lebe von der klassischen Musik. Sie gibt mir sehr viel. Wenn ich klassische Musik höre, vergeht die Zeit einfach langsamer", lacht der Vater von drei erwachsenen Kindern. Besonders die frühen Morgenstunden nutzt Huber zum Dichten. "Gerade die Übergangsstunden von der Nacht zum Tag – vor allem im Sommer – sind für mich besonders inspirierend. Dann höre ich Musik und schreibe", erzählt Klaus Huber.
Dass seine innere Uhr ihn so früh aus dem Bett treibt, ist ein Überbleibsel aus seiner Zeit im Kloster. "Nachdem ich 1966 Abitur gemacht habe, bin ich als Novize in das Benediktinerkloster in Münsterschwarzach eingetreten", erklärt Huber. Nach einem Jahr und einem Tag habe er aber gemerkt, dass dies nicht das Richtige für ihn gewesen sei. "Das Stundengebet pflege ich aber immer noch. Es war eine wertvolle Zeit im Kloster", erzählt er. Der Kontakt dorthin ist nie ganz abgerissen. "Ein damaliger Mitnovize, Stefan Schröer, der später Abt der Abtei Königsmünster wurde, hat mich und meine Frau einst in meiner Heimat getraut", so Huber. Dem Glauben ist er treu geblieben, begleitet ihn aber kritisch in der Bewegung "Wir sind Kirche", in der er sich engagiert. Er sieht sich selbst als Freigeist und gehört keiner Partei an, wie er stolz erzählt. Das schließe, so Huber, soziales Engagement aber keineswegs aus.
Und das ist ihm ganz besonders wichtig. So bringt er sich unter anderem seit rund zehn Jahren im Geschirrlager bei "Achern hilft" ein, ist für die Acherner Leprahilfegruppe aktiv und arbeitet mit der Obdachlosenzeitung "Streetworker" zusammen, für die er Texte schreibt. "Mir ist es ein Anliegen, an Menschen zu denken, an die sonst keiner denkt. Sie sollen merken, dass sich um sie gekümmert wird", sagt der Acherner Stadtpoet Klaus Huber abschließend. Matthias Kerber
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