Porträt
Susi Dangl und die Freilichtbühne Hornberg - das passt einfach
Zell am Harmersbach Tanzen, das kann Susi Dangl natürlich. In "Kinky Boots – das Musical", das am 27. Oktober Premiere feiert, muss die ausgebildete Sport- und Gymnastik- sowie Tanzlehrerin aber auf extrem hohen Absätzen über die Bühne wirbeln – das erste Mal in ihrem Leben. Als Marvin Polomski mit ihr über die Rolle als Drag-Queen sprach, schaute die 56-Jährige den Freilichtbühnen-Regisseur deshalb erst einmal mit großen Augen an. "Ich kann auf Highheels nicht einmal laufen und trage ausschließlich Turnschuhe. Selbst bei meiner Hochzeit hatte ich welche an", erzählt Susi Dangl lachend. "Tanzen klappt aber gut."
Alle sind mit Herzblut bei der Sache
Susi Dangl und die Freilichtbühne Hornberg, das passt nicht nur künstlerisch – da ist auch ganz viel Liebe dabei. Seit 13 Jahren kümmert sie sich bei den Familienstücken um die Choreografie. 2022 kam dann die Musical-Gala im Herbst dazu und bei "Kinky Boots" wirkt sie nicht nur hinter den Kulissen, sondern zusätzlich als Darstellerin auf der Bühne mit.
"Bei der Freilichtbühne sind alle mit so viel Herzblut bei der Sache, das reißt einen einfach mit", schwärmt Susi Dangl. Wenn sie die Choreografie in einem neuen Stück übernimmt, hört sie zuerst nur die Musik. Dann trifft sie sich mit Polomski: "Er erzählt mir, wie viele Personen wo tanzen sollen und vor allem, was er mit der Szene ausdrücken möchte. Dann überlässt er mich erst einmal mir selbst und ich mache mir Gedanken." Der Regisseur weiß, dass er sich auf die Kreativität der Tanzlehrerin verlassen kann. Susi Dangl ist aber auch offen für Anregungen. "Ich neige dazu, die Anforderungen sehr hoch anzusetzen", gesteht sie und ergänzt lobend: "Es ist faszinierend, wie sich die Darsteller der Freilichtbühne im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben. Was ich heute mit ihnen einübe, wäre vor zehn Jahren so nicht möglich gewesen."
Die erste Probe findet in ihrem Tanzstudio statt und ist für Susi Dangl immer ganz besonders, schon wegen der Wiedersehensfreude: "Inzwischen sind wir wie eine richtige Familie." Der nächste spannende Moment ist der Wechsel auf die eigentliche Bühne. Aber immer noch geht es nur um den Tanz. Später kommen die Szenen drumherum, dann die Kulisse und schließlich die Kostüme hinzu: "Es fesselt mich jedes Jahr erneut, wie das Ganze langsam wächst."
Der Vater hätte sie gerne in einem Bürojob gesehen
Wenn es nach ihrem Vater gegangen wäre, dann hätte Susi Dangl einen Bürojob erlernt. "Mir war aber damals bereits klar, dass ich nie und nimmer den ganzen Tag auf einem Stuhl sitzen könnte", erzählt die Inhaberin des Tanzstudios "Just Dance" in Zell am Harmersbach. Dort unterrichtet die verheiratete Mutter eines 18- und eines 25-jährigen Sohnes Menschen zwischen drei und 70 Jahren. Wie viel Freude ihr das Tanzen macht, erkannte Susi Dangl schon als Kind. Eigentlich war sie Leistungsturnerin, hatte aber der Haltung wegen Ballettunterricht und trat bei Nikolausfeiern auf. Dann nahm ihre Oma die 14-Jährige mit zum Zunftabend der Narrenzunft Zell. "Als ich das Zunftballett sah, war mir spontan klar: Das will ich auch mal machen", berichtet Susi Dangl, inzwischen 30 Jahre für die Narrenzunft Zell aktiv, unter anderem als zweite Vorsitzende der Lohgass. Unzählige Fasend-Auftritte choreografierte und absolvierte sie – allerdings nie auf hohen Absätzen. Das werden die Zuschauer erstmals bei der Premiere von "Kinky Boots" in Hornberg sehen.
Anne-Marie Glaser
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