Dieter Petri engagiert sich für Zell
Späterer Papst war sein Professor
Zell a. H. Mit der Bürgermedaille und dem Ehrenring der Stadt Zell wurde außer Dr. Dieter Petri bislang nur eine weitere Person ausgezeichnet – sein Vorgänger als Stadtarchivar Franz Breig. Dieter Petri sagt bescheiden: "Natürlich freut mich die Ehrung, aber man sollte das nicht überbewerten." Der 84-Jährige arbeitet als ehrenamtlicher Stadtarchivar und ist erster Vorsitzender des Fördervereins Rundofen. Doch das ist nur ein Bruchteil seines Engagements für seine Wahlheimat.
Geboren wurde Dieter Petri in Tiengen am Hochrhein. In seiner Kindheit lebte der promovierte Theologe Mitte der 1940er-Jahre vier Jahre in Bernau. "Aus dieser Zeit ist meine Vorliebe für den Maler Hans Thoma, der aus Bernau stammte, geblieben", so Petri. Die Familie kehrte nach Tiengen zurück, wo er die Grundschule und das neusprachliche Gymnasium in Waldshut bis zur Mittleren Reife besuchte. "Ich war kein exzellenter Schüler", sagt er mit einem feinen Lächeln. "Ich habe meine Mittlere Reife gerade so geschafft und wollte einen praktischen Beruf ergreifen." Folgerichtig absolvierte er eine Lehre als Betriebselektriker in einer großen Fabrik in der Region.
Engagement in der katholischen Jugend
Zeitgleich engagierte er sich in der katholischen Jugend als Gruppenleiter. "Ich gestaltete Gruppenstunden, organisierte Ausflüge und Ferienlager", erinnert sich Dieter Petri zurück. Stück für Stück reifte in ihm der Wunsch, Pfarrer zu werden. "In den 1950er-Jahren waren kirchliche Themen en vogue", erklärt er. Deshalb besuchte er nach Abschluss seiner Lehre das kirchliche Aufbaugymnasium der Lender-Schule in Sasbach und studierte nach dem Abitur Theologie in Freiburg und Tübingen. "Einer meiner Professoren in Tübingen war Professor Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. Er war sehr persönlich und nicht abgehoben", beschreibt Petri seinen damaligen Professor. Die Prüfung habe er beispielsweise in einem Zweiergespräch an einem Nierentisch mit Sesseln abgenommen. "Seine Vorlesungen besuchten mehr Studenten als die von Hans Küng." Der spätere Kirchenkritiker lehrte ebenfalls in Tübingen. Dort lernte Dieter Petri auch seine spätere Ehefrau Brigitte kennen und lieben. "Ich habe dann beschlossen, Religionslehrer zu werden. Ich wollte den Glauben vermitteln."
Das tat er als Bildungs-Referent der Erzdiözese Freiburg und Religionslehrer zunächst in Mannheim und später viele Jahre in Gengenbach. Die Familie mit drei Kindern wurde in Zell am Harmersbach heimisch. So sehr, dass Dieter Petri 1979 für den Gemeinderat kandidierte, dem er 20 Jahre angehörte. "Ich finde es wichtig, dass die Politik ansprechbar ist", erklärt er sein kommunalpolitisches Engagement.
Die Liebe zur Geschichte entdeckt
1978 begann Petris anhaltender Flirt mit der Geschichte. Bei einem Besuch in Waldshut-Tiengen entdeckte er, dass es eine jüdische Gemeinde gegeben hatte. Er forschte vor Ort und sprach mit vielen Zeitzeugen. "Ich glaube, mir wurde vertraut, weil ich aus dem Ort kam." Das Resultat war eine Schrift dazu. Nach seinem Ruhestand beschäftigte er sich mit Zells berühmtem Sohn Franz Joseph Ritter von Buß, der nicht nur kirchlich engagiert war, sondern in seiner berühmten Fabrikrede als einer der ersten in Deutschland in der beginnenden Industrialisierung die soziale Frage aufwarf. "Diese Verbindung von Glauben und Politik, kam mir sehr entgegen", so Petri. Es folgte die Zeller Stadtgeschichte, die er auf Bitten des Historischen Vereins verfasste.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.