Marion Gentges ist Justizministerin
Dem Amt mit Respekt und Demut begegnen
Zell a. H. "Ich fühle mich im Amt angekommen", stellt Marion Gentges fest. Sieben Wochen ist es nun her, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann ihr die Ernennungsurkunde zur neuen baden-württembergischen Justizministerin überreichte. Die Freude über ihre neue Aufgabe, der sie nach eigenen Worten mit Respekt und Demut begegnet, ist ihr deutlich anzumerken. So nimmt sie sich zu Hause in Zell am Harmersbach bei einer Tasse Kaffee bestens gelaunt die Zeit für ein Gespräch, obwohl sie eigentlich schon wieder auf dem Sprung nach Stuttgart ist.
Dort warten Lagebesprechungen auf die Justizministerin – wie jeden Montag. Die ganze Woche ist strukturiert: dienstags tagt das Kabinett, Mittwoch und Donnerstag kommen Parlament und Ausschüsse zusammen, der Freitag ist für Termine im Wahlkreis vorgesehen, am Wochenende finden weitere Termine landesweit statt. "In den vergangenen fünf Jahren, seit ich zum ersten Mal in den Landtag gewählt wurde, mussten mein Mann und meine Tochter schon häufig auf mich verzichten", räumt Marion Gentges ein. "Das hat noch an Qualität und Quantität dazu gewonnen." Selbstverständlich habe man die Entscheidung für das Ministeramt im Vorfeld familienintern besprochen. "Wenn es möglich ist, nehme ich meine Familie auch zu Terminen mit, so haben wir dann doch noch ein wenig mehr Zeit miteinander", erzählt sie.
Mit Politik kam Marion Gentges schon früh in Berührung. Die 49-Jährige ist in Welschensteinach aufgewachsen, einem Ortsteil von Steinach, wo ihr Vater viele Jahre für die CDU im Gemeinderat saß. "Aus reinem Interesse habe ich oft zusammen mit meiner Cousine die Gemeinderatssitzungen besucht", erzählt sie. Schon immer habe sie sich in Dinge eingemischt, die sie irgendwie selbst betroffen haben. "Zum Beispiel habe ich mit dafür gesorgt, dass in Steinach ein Verkehrsspiegel aufgestellt wurde. Der steht heute noch", berichtet sie.
Wiedervereinigung als Auslöser
Die friedliche Revolution aus dem Volk heraus, der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung veranlassten Gentges, 1990 in die Junge Union (JU) einzutreten. Noch heute steht sie voll und ganz hinter den Werten der CDU, einer Politik auf der Basis von Freiheit und der sich daraus ergebenden Verantwortung. Nach verschiedenen Ämtern auf Kreis- und Landesebene in der JU, trat Marion Gentges 2016 zum ersten Mal als Landtagskandidatin im Wahlkreis Lahr an.
Für das Amt der Justizministerin bringt Marion Gentges den passenden beruflichen Hintergrund mit. Zwar schwankte sie während ihrer Schulzeit am Hausacher Robert-Gerwig-Gymnasium noch zwischen einem Jura-, BWL- und Medizinstudium, entschied sich aber für die Rechtswissenschaften. "Das mag für viele zwar sehr trocken klingen, aber es gibt kaum etwas, das lebendiger und näher an dem ist, was Menschen erleben, als Jura", schwärmt sie. Das Studium sei genau ihr Ding gewesen: "Ich mag Strukturen und klare Gedankengänge. Besonders begeistert bin ich davon, dass ich in meinem Ministerium auf viele Menschen treffe, die genauso ticken wie ich." Ihr erstes Staatsexamen legte sie 1996 ab, es folgte ein Referendariat am Landgericht Offenburg, 1998 dann ein Auslandsaufenthalt in Brüssel im Europäischen Parlament während der Euro-Verhandlungen. "Das war eine sehr spannende Zeit, ich habe damals ein Gutachten geschrieben, ob es möglich ist, Münzen und Scheine an einem Stichtag einzuführen", berichtet sie. Nach dem zweiten Staatsexamen zog es Marion Gentges der Liebe wegen nach Hessen, 2004 machte sie sich schließlich als Rechtsanwältin in Zell a. H. selbstständig.
Auch wenn sie als Justizministerin noch mehr Termine als bisher hat und abends auch oft spät nach Hause kommt, so lässt sich Marion Gentges eines nicht nehmen: "Jeden Tag, unabhängig von der Zeit, spät abends zum Runterkommen oder morgens vor dem Aufstehen, muss ich lesen, ob Sachbücher, Krimis, Romane oder Biografien." Außerdem kocht sie für ihr Leben gern, am liebsten badisch, aber auch einfach "alles, was lecker ist". "In der Küche kann ich wunderbar in mich versinken und abschalten, aber ich mag es auch, wenn andere dabei sind, frei nach Goethe: 'Essen macht gemein'." Daniela Santo
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