Leerstand im Mittleren Schwarzwald
Wenn Geschäfte und Betriebe verschwinden
Mittlerer Schwarzwald (wim). Die Situation der innerstädtischen Geschäfte und Gastronomiebetriebe im mittleren Schwarzwald scheint gegenwärtig stabil und insgesamt zufriedenstellend. So äußern sich Verantwortliche aus einigen Rathäusern der Region im Grundsatz positiv.
Rückgrat sind kleine, inhabergeführte Anbieter
Siegfried Scheffold, Bürgermeister in Hornberg, bezeichnet die innerstädtischen Betriebe als „lebendig und lebenstüchtig“. Das Rückgrat dieser Lagen seien insbesondere die kleinen, inhabergeführten Anbieter des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Schreibwaren, Metzgereien, Apotheken oder Banken sowie gastronomische Betriebe mit ansprechenden Außenflächen.
Darunter finden sich die großen Filialisten nur selten. Eher gibt es einige kleinere Filialunternehmen mit mehreren Standorten in der Region, wie etwa Bäckereiketten. Nicht zuletzt haben sich in den vergangenen Jahren nichtstationäre Wochenmärkte und traditionelle Jahresmärkte zu regelmäßigen Anziehungspunkten in den Städten entwickelt.
Herausforderungen sind groß
Die Herausforderungen sind dennoch groß und zahlreich. So werden in Zukunft das Internet sowie die autofreundlichen Einkaufszentren auf der grünen Wiese noch mehr Kaufkraft abziehen. Zu schaffen macht aber heutzutage auch, darauf weist Hermann-Josef Keller, Bauamtsleiter in Hausach hin, dass schon 1b-Lagen häufig unattraktiv sind.
Wenn dann noch eine ungünstige Gebäudesituation dazukomme, also etwa hohe Sanierungskosten, dann entstehen womöglich längerfristige Leerstände. Diese können wiederum zu sogenannten Dominoeffekten führen, sagt Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer das Handelsverbandes Südbaden.
Problem: der Generationswechsel
Ein weiteres Problem scheint sich schon jetzt abzuzeichnen: der Generationswechsel inhabergeführter Geschäfte und Gastronomiebetriebe. Dabei findet sich oftmals kein Nachfolger – weder aus der Familie noch von außen. Befinden sich Betrieb und Geschäftsräume im Eigentum der Familie, so kann meist anders kalkuliert werden, als wenn von Pächtern zusätzlich die Miete für das Ladengeschäft aufzubringen ist.
Für Interessenten rechnet sich der Betrieb dann womöglich nicht mehr. Allerdings können Eigentümer auch durch anderweitige Interessen eine Vermietung erschweren. Städte und Kommunen unternehmen aus wohlverstandenem Interesse große Anstrengungen zur Erhaltung und Förderung der innerstädtischen Geschäftslagen.
Geschäfte fördern Attraktivität der Gemeinde
Diese liefern freilich nicht nur finanzielle Beiträge ins Stadtsäckel, sondern tragen auch einen großen Anteil an der gelebten Attraktivität einer Gemeinde. So betreiben die Rathäuser ein umfangreiches Stadtmarketing, denn es sind vor allem die Rahmenbedingungen, die sie beeinflussen können.
Besonderes Augenmerk liegt auf der vorteilhaften Gestaltung der innerstädtischen Räume und Verkehrswege. Dabei geht es dann um Themen wie Barrierefreiheit, grüne Ruhezonen, nahe und kostengünstige Parkplätze oder verkehrsberuhigte Zonen.
Veranstaltungen locken Menschen in die Stadt
Nicht zuletzt werden alte Schätze, zum Beispiel die historische Waschküche in Zell, wieder zugänglich gemacht und liebevoll gepflegt, wie Ludwig Börsig, Hauptamtsleiter in Zell, herausstreicht. Darüber hinaus seien es die großen und kleinen Veranstaltungen, die Menschen in die Städte ziehen.
Eine sehr wichtige Rolle spielten dabei die engagierten Handels- und Gewerbevereine, zu denen die Kommunen enge Kooperationen pflegen. Nur unter Mithilfe aller Beteiligten werden wirkungsvolle Gemeinschaftsaktionen gestemmt.
Schwierigkeiten werden in Zukunft eher größer
Auch deshalb ist vor allem der persönliche Kontakt mit Eigentümern und Geschäftsbetreibern so wichtig, wie Dirk Bregger, Hauptamtsleiter in Wolfach, betont. Auf diesem Wege könnten oft für alle Seiten gute Lösungen gefunden werden.
Es ist die große Vielzahl an Faktoren, die alle ihre jeweiligen Beiträge leisten und deren kombiniertes Zusammenspiel über das Ambiente einer Stadt und damit ihrer Anziehungskraft für potenzielle Kunden ausschlaggebend sind. Allerdings warnt Peter Spindler: „Die Schwierigkeiten werden in Zukunft eher größer als kleiner.“
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