Von Wolfach aus die Welt erkundet
Walter Schmider ist 81 Jahre alt, aber sehr aktiv
Wolfach. Dass so viel an Engagement, Aktivität und Familie in ein Leben passt, wundert Walter Schmider manchmal selbst. Der 81-jährige Wolfacher ist vor allem dankbar für das vielfältige Vertrauen, das ihm über Jahrzehnte hinweg geschenkt worden sei, ihm dazu inspirierende Kontakte und gute Gemeinschaften ermöglichte. Walter Schmider ist 1941 in dem Wolfacher Tal Langenbach aufgewachsen, christliche Wertvorstellungen waren im Elternhaus eine Tugend. Zusammen mit vier Geschwistern wächst der Förstersohn erst in Langenbach, ab 1950 in Wolfach selbst auf. Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist außergewöhnlich lang: Pfarrgemeinderat, Kulturbeirat, Stadtmarketing und Partnerschaftsausschuss der Stadt Wolfach und das katholische Bildungswerk sowie die Erwachsenenbildung gehören dazu. Die letzte von ihm organisierte Fernreise steht im November nach Namibia bevor.
Nach dem Besuch der Volksschule wechselt Schmider auf das Gymnasium in Hausach. Von dort zieht Schmider an das humanistische Gymnasium in Rastatt. Währenddessen wohnt er dort im erzbischöflichen Studienheim. Schon ab seinem 17. Lebensjahr begleitet er seinen älteren Bruder Erwin zu Motorradveranstaltungen. Gemeinsam erlebten sie in den folgenden 30 Jahren die großen sportlichen Erfolge Erwin Schmiders bei nationalen und internationalen Wettkämpfen mit vielen Meistertiteln im Motorradgeländesport. "Fahren tu ich, schwätzen tust du", waren die Aufgaben brüderlich geteilt, erinnert sich Schmider mit einem Lächeln.
Eigentlich war sein Berufswunsch als Bub, Pfarrer zu werden. Das Lernen der alten Sprachen und die Erkenntnis, dass Familie ihm sehr viel bedeutet, hielten ihn von der Theologie ab. Nach einem Praktikum für Ingenieurwesen sattelte Walter Schmider auf Pädagogik um und studierte an der Hochschule in Karlsruhe. In Zell am Harmersbach, in Nordrach und als Alleinlehrer in seiner Heimatgemeinde Lautenbach sind seine ersten Stationen.
Schule ist Spiegelbild der Gesellschaft
Neun Jahre ist er Konrektor in Oberwolfach, bevor er auch beruflich endgültig nach Wolfach als Rektor wechselt. Die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule leitete er bis zum Ruhestand 2005, so lange war er auch Geschäftsführender Rektor der Wolfacher Schulen und auch Fachberater Deutsch für Grundschulen beim Staatlichen Schulamt. Rückblickend erkennt er, dass Schule ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Viele Veränderungen hat es in den vergangenen 20 Jahren gegeben, nicht alle bewertet Schmider als positiv und klagt über Rücksichtslosigkeit und nicht durchsetzbare Leitziele.
Seit 54 Jahren leitet Schmider das örtliche Bildungswerk und organisierte mehr als 1.000 Veranstaltungen. Die Liste der bei Studienreisen erkundeten Länder führte auf alle Kontinente. "Mir war es ein Anliegen, die Kulturen und Lebensformen nicht nur bei Vorträgen zu erfahren, sondern sie vor Ort zu erleben", nennt Schmider seine Motivation. Alle Reiseziele, bis auf sein letztes, erkundete er vorab selbst. "Ich bin bei allen Aufgaben immer gerne sehr gut vorbereitet", so Schmider. Die bereits vor zwei Jahren geplante und seither verschobene Reise nach Namibia soll die letzte unter seiner Organisation sein. Auch die Leitung des Bildungswerks will er im kommenden Jahr abgeben. "Mit zunehmendem Alter habe ich immer mehr zurückgeschraubt", erklärt der 81-Jährige.
Auszeichnungen und Ehrungen gehören auch zum Lebensweg Schmiders. Ausgewählte sind dabei der Senator-Ehrenpreis als "Stiller Held" durch die Hubert-Burda-Stiftung, die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg und zwei Einladungen zu Bürgerfeste des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue. "Ohne meine Frau Gisela, die mir immer den Rücken freigehalten und mich auch tatkräftig unterstützt hat, wäre das alles nicht möglich gewesen", betont Schmider.
Ganz aufs Altenteil will sich Schmider aber nicht zurückziehen. "Wichtig ist es, immer neue Ziele zu haben", betont er, auch künftig Aktivitäten wie Radfahren oder Wandern für die Gesundheit zu unternehmen. Auch auf Bildungsreisen möchte er zumindest als Teilnehmer nicht verzichten: "Ich bin dankbar für jeden Tag." R. Graf Kerssenbrock
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