Sicher handeln, wenn Kinder plötzlich Hilfe brauchen
Ein Notarzt versorgt das gesamte Kinzigtal
Wolfach (bos). Rund 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren müssen jedes Jahr wegen einer Unfallverletzung ärztlich versorgt werden. Wie das Bundesministeriums für Gesundheit mitteilt, handelt es sich dabei in erster Linie nicht um Verkehrsunfälle. Wesentlich mehr Unfälle passieren zu Hause (geschätzt 43,8 Prozent), in der Freizeit sowie in der Schule oder im Kindergarten.
"Je älter die Kinder sind, desto weiter ist auch der Radius, in dem sich ein möglicher Unfall ereignen kann", erklärt Dr. Ralf Greiner, hauptamtlicher Notarzt beim Kreisverband Wolfach des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Etwa fünf bis zehn Einsätze hat der Notarzt pro Monat im Bereich Kindernotfall bis zu einem Alter von etwa 14 Jahren. Von Fieberkrämpfen, über Lungenentzündungen bis hin zu schweren Magen-Darm-Infekten und Verkehrsunfällen sei hier alles dabei, so Greiner. Der Notarzt sollte immer dann gerufen werden, wenn es lebensbedrohlich ist. Doch was bedeutet lebensbedrohlich und wie kann man die Situation als Nichtmediziner richtig einschätzen?
Das richtige Wissen vermitteln hier "Erste Hilfe am Kind"-Kurse des DRK. Jutta Eisenblätter ist Mitarbeiterin beim DRK. Sie gibt bereits seit 1999 Erste Hilfe Kurse, die speziell auf Kinder abgestimmt sind. "Die Nachfrage wird immer größer" berichtet sie. Das liegt ihrer Meinung nach auch an der Hilfsbereitschaft, die hier in der Bevölkerung herrsche.
"Die Menschen möchten über Praxiswissen verfügen, um helfen zu können, wenn etwas passiert. Unser nächster 'Erste Hilfe am Kind'-Kurs beginnt morgen, 5. Oktober, im DRK-Heim in Zell am Harmersbach und beinhaltet vier Abende. Wir bieten aber bei Bedarf auch immer wieder Gruppenkurse an", erklärt Eisenblätter. "Anmeldeunterlagen und weitere Informationen gibt es beim DRK-Kreisverband Wolfach unter der Nummer 07831/935512."
Am häufigsten möchten die Teilnehmer wissen, was zu tun ist, wenn das Kind einen Fieberkrampf hat oder wie man bei einem Verschlucken richtig reagiert. Hier werden auch die Unterschiede deutlich, die im Falle des Falles bei Kindern und Erwachsenen zu beachten sind. "Generell gilt: je kleiner desto zaghafter", weiß Eisenblätter. Verbände sollten bei Säuglingen nicht zu fest angezogen werden, da sich diese noch nicht artikulieren können. Im Gegensatz dazu könnten ältere Kinder etwas sagen, wenn der Verband zu fest sitzt.
"In den Kursen lernen die Teilnehmer neben der Praxis auch das richtige Einschätzen von Situationen", erklärt Notarzt Greiner. "Wenn das Kind bewusstlos ist und nicht mehr reagiert, es Atemnot hat und blau wird oder schwere Blutungen hat, sollte man natürlich den Notarzt rufen." Wenn auch in seltenen Fällen, so kommt es dennoch vor, dass der Notarzt unnötigerweise gerufen wird. "Die Anspruchshaltung der Menschen steigt von Jahr zu Jahr", weiß Greiner. "Wenn Frauen heutzutage Kinder bekommen, sind sie in der Regel älter und auch ängstlicher als sie es noch vor einigen Jahren waren."
Vielen sei zudem auch nicht bewusst, dass es für das gesamte Kinzigtal mit einer Fläche von 600 Quadratkilometern nur einen Notarzt gibt. "Wenn man die 112 wählt, landet man bei der Leitstelle Offenburg. Diese informiert dann zunächst den Notarzt im Kinzigtal. Falls sich dieser bereits bei einem Einsatz befindet, wird der nächste verfügbare Notarzt nachgezogen", erklärt Greiner. "Der kann dann beispielsweise aus Offenburg oder Freudenstadt kommen und braucht entsprechend länger, bis er am Einsatzort eintrifft."
Dennoch betont Dr. Ralf Greiner: "Man sollte lieber einmal zu viel den Notruf wählen als einmal zu wenig."
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