Chesapeake Bay
Durchbruch für „eines der sieben Weltwunder der Neuzeit“
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- Der große Moment: Durchbruch für den Parallel Thimble Shoal Tunnel
- Foto: Herrenknecht AG
- hochgeladen von Matthias Kerber
Schwanau (st) Der Chesapeake Bay Bridge-Tunnel ist eine 37 Kilometer lange Konstruktion aus Brücken und Tunneln für den Autoverkehr. Nahe der Stadt Norfolk und der angrenzenden Marinebasis im US-Bundestaat Virginia verbindet er die Region Hampton Roads mit der Delmarva-Halbinsel (zugehörig zu Delaware, Maryland, Virginia). Ein bisheriges Nadelöhr soll nun beseitigt werden. Ende Januar erreichte eine Tunnelbohrmaschine von Herrenknecht den Durchbruch für einen Tunnel, der in Zukunft dazu beitragen wird, schreibt die Herrenknecht AG in einer Pressenotiz.
Der Chesapeake Bay Bridge-Tunnel (offizieller Name: Lucius J. Kellam Jr. Bridge-Tunnel) ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1964 eines der größten Bauwerke seiner Art. Auf einer Länge von 37 Kilometern wechseln sich Brücken und Tunnel zwischen vier künstlich aufgeschütteten Inseln ab. Vier Millionen Fahrzeuge im Jahr passieren den Brücken-Tunnel in Richtung Norden oder Süden. Nach seiner Eröffnung im Jahr 1964 wurde er zu einem der „sieben technischen Weltwunder der Moderne“ ernannt. Im Jahr 1965 wurde er von der American Society of Civil Engineers mit dem Titel „Outstanding Civil Engineering Achievement“ ausgezeichnet. Seit 1999 sind weite Teile von zwei auf vier Spuren erweitert: Für jede Fahrtrichtung gibt es eine eigene Brücke mit zwei Fahrspuren.
Ein Nadelöhr war bisher der Thimble Shoal Tunnel, der unter einem Schifffahrtskanal hindurchführt: Auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern ist der Verkehr bislang auf zwei Fahrspuren reduziert, eine in jede Richtung. Damit soll ab 2028 Schluss sein. Ein großer Meilenstein für die Erweiterung ist jetzt erreicht: Mit einer Tunnelbohrmaschine (TBM) ist der neue Parallel Thimble Shoal Tunnel vollständig aufgefahren worden. Als nächstes folgt der Ausbau der Straße im neuen Tunnel.
TBM „Chessie“
Das bauausführende Unternehmen, ein Joint Venture aus Dragados USA und der Schiavove Construction Company LLC, vertraute beim Bau des rund zwei Kilometer langen Tunnels auf eine TBM „made in Germany“ vom Familienunternehmen Herrenknecht. Zum Einsatz kam ein sogenannter Erdruck- bzw. EPB-Schild (EPB steht für Earth Pressure Balance) mit einem Durchmesser von 13.210 mm, einer Antriebsleistung von 7.000 kW und 46.183 kNm Drehmoment. Die EPB-Technologie mit ihrer Erdruckstützung ist für vergleichsweise weiche, feinkörnige Böden und mittlere Erd- und Wasserdrücke ausgelegt, wie sie zum Beispiel bei der Unterquerung von Meeresböden und Flüssen mit geringeren Tiefen vorherrschen. Ihren passenden Spitznamen erhielt die TBM für das Chesapeake-Projekt bei einem Namenswettbewerb in der Region Hampton Roads: Seitdem heißt sie „Chessie“.
An "Chessie" wurden besondere Anforderungen gestellt: Sie sollte besonders robust ausgelegt sein, speziell im Bereich der Abbauwerkzeuge, um Drucklufteinstiege so weit wie möglich zu minimieren. Eine Herausforderung bei Vortriebsbeginn und -ende war die geringe Überdeckung im Bereich der künstlich angelegten Inseln, wo zudem große Felsbrocken vorzufinden sind.
Gemeinsamer Projekterfolg
Unterm Strich war "Chessie" neun Monate lang für die knapp zwei Kilometer lange Strecke im Vortrieb. Zuzüglich einer Verzögerung am Anfang: Denn nahe dem Startschacht im Bereich der ersten Insel steckte ein alter, drei Meter hoher und tonnenschwerer Schiffs-Anker im Boden, der zunächst geborgen werden musste und den Vortrieb aufhielt. Doch das sehr erfahrene Joint Venture mit Unterstützung des Service-Teams von Herrenknecht fand eine Lösung, zerteilte und entfernte den Anker direkt vor dem Schneidrad, während die TBM in einer speziellen Dichtblockkonstruktion stand.
Der Aushub der Tunnelbaustelle wurde über ein Förderband der Herrenknecht- Tochter H+E Logistik auf Schiffe verladen und auf dem Wasserweg abtransportiert. Bevor die TBM zur Montage mit Unterstützung des Herrenknecht-Service in den USA an den Kunden übergeben wurde, arbeiteten auf Seiten von Herrenknecht zwei Projektmanager gleichzeitig daran. Michael Kimmeskamp, zuständiges Mitglied der Leitung des Geschäftsbereichs Traffic Tunnelling: „Das Projekt hat uns sehr gefordert und uns ein hohes Maß an Problemlösekompetenz abverlangt, gemeinsam mit dem Kunden haben wir jedoch alle Herausforderungen gemeistert. Die dadurch erreichte Effizienz und das sehr positive Feedback des Kunden zeigen einmal mehr: Service beginnt schon im Projektmanagement.“
Steffen Dubé, Präsident und General Manager der Herrenknecht-Tochter in den USA, betont: „Nicht jedes Projekt ist gleich. Beim Chesapeake Bay Bridge-Tunnel hatten wir es unvermeidbar mit einer hohen Komplexität zu tun. Durch das Vertrauen des Kunden und ein Mehr an Service haben wir das wettgemacht.“
Am Tag des Durchbruchs sagte John Hellman, Project Executive des Joint Ventures, in einer Erklärung: „Heute war ein großer Tag für das Chesapeake Tunnel JVTeam, ein Joint Venture von Dragados und Schiavone. Unsere TBM ‚Chessie‘, eine Herrenknecht-TBM, durchbrach die Wand zum Zielschacht und vollendete damit den Vortrieb für den Parallel Thimble Shoal Tunnel für den Chesapeake Bay Bridge-Tunnel. Dieser neue Tunnel wird dazu beitragen, dass Pendler auf ihrem Weg zwischen Virginia Beach und der Ostküste Virginias weniger Staus und eine sicherere Fahrt haben werden. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch an alle, die an diesem unglaublichen Projekt beteiligt waren.“
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