Motor der Jakobusfreunde Kinzigtal
Gerhard Junker zieht es auf Pilgerschaft

Gerhard Junker in seinem geliebten Garten: Sein Brunnen besteht aus einem Findling, der auf dem Kinzigtäler Jakobusweg gefunden wurde.  | Foto: Michael Bode
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Schutterwald (gro). Seit er sich zum ersten Mal auf den Jakobsweg gemacht hat, lässt er ihn nicht mehr los. Gerhard Junker aus Schutterwald lebt seine Leidenschaft mit ganzem Herzen. Schon 16 Mal war er in Santiago de Compostela, aber er engagiert sich ebenfalls für das hiesige Teilstück durch das Kinzigtal.

Junker ist Schutterwälder durch und durch. "Ich wurde hier geboren, wuchs hier auf und lebe sogar noch in meinem Elternhaus," erzählt der 1942 geborene Tiefdrucker. Seine Lehre absolvierte er im Haus Burda. "Ich brauchte eine Sondergenehmigung, da ich erst dreizehneinhalb war, als ich meine Ausbildung begann", so Junker. 42,5 Jahre blieb er seinem Arbeitgeber treu. "Ich wollte nichts missen", so Junker.

Sportlich war der agile 78-Jährige schon immer. "Ich habe bis ich 76 wurde Faustball gespielt und natürlich Fußball in Niederschopfheim. Eine Weile war ich Spielführer bei den Senioren", so Junker. In Niederschopfheim lernte er auch seine Frau Helga kennen, die ihn schon mehrmals auf seinen Pilgertouren begleitet hat und ihn in seinem Engagement unterstützt.

1990 legte er das erste Stück auf dem berühmten Jakobsweg zurück. Allerdings nicht zu Fuß, sondern mit dem Fahrrad. "Wir waren eine fünfköpfige Gruppe", berichtet Junker. In drei Etappen in drei Jahren ging es von Schutterwald bis Santiago. "Damals war der Weg fast nicht ausgeschildert. Es gab lange nicht die Übernachtungsmöglichkeiten wie heute", beschreibt Junker die ersten Jahre. Die Gruppe hatte stets ein Begleitfahrzeug dabei, in dem sie in den Anfangsjahren auch mal übernachtete. "Eigentlich sollte jeder im Wechsel mit dem Auto fahren", erzählt Gerhard Junker. "Aber ich habe mich frei gekauft, ich wollte unbedingt die ganze Strecke mit dem Rad zurücklegen."

Pfad durchs Kinzigtal ins Leben gerufen

1993 stieß er auf den Kinzigtäler Jakobusweg – oder vielmehr dessen Überreste. "Der Heimatdichter Kurt Klein hatte ein Buch darüber geschrieben, dass es auch hier ein Teilstück des Pilgerpfades gab", erklärt Gerhard Junker. Er nahm Kontakt zu dem Schriftsteller auf und schnell fand sich eine Gruppe von Interessierten, die dem alten Weg neues Leben einhauchen wollte. Das war nicht nur die Geburtsstunde des Kinzigtäler Jakobuswegs, sondern auch der Jakobusfreunde, die sich um ihn kümmern. "Der Weg führt von Loßburg nach Kehl", erläutert Junker. "Es war nicht einfach, den Weg neu auszuweisen. Wir stellten fest, dass er zum Teil gar nicht begehbar war, weil dort viel befahrene Straßen langführen." Stück für Stück wurde die Strecke mit den typischen Holzstangen, an deren Spitze ein Kreuz angebracht ist, ausgeschildert und den Jakobsmuscheln aus Messing versehen. Jede Etappe des Pfades hat einen Paten, der sich darum kümmert, dass die Wanderer den Weg finden.

"Unser Weg ist der einzige, der Jakobusweg und nicht Jakobsweg heißt", macht Gerhard Junker aufmerksam und liefert die Erklärung gleich mit: "Wir wollten eine Verwechslung mit dem Dichter Hansjakob vermeiden." Natürlich sorgen die Jakobusfreunde ebenfalls dafür, dass es Stempelstellen für die Pilger gibt. Auch das Buch von Kurt Klein wird über die Interessengemeinschaft vertrieben. "Wir sind bereits in der vierten Auflage", berichtet Gerhard Junker. "Im Moment ist der Weg stark frequentiert, uns gehen langsam die Bücher aus." Deshalb wird gerade eine weitere Neuauflage vorbereitet. "Wir müssen natürlich erst prüfen, ob noch alle Angaben stimmen", stellt Junker fest. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, sein über viele Jahre aufgebautes Netzwerk, das weit über die Ortenau hinausreicht, macht so manches möglich.

Dazu kommt, für Gerhard Junker ist der Jakobsweg nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch ein Weg des Glaubens: "Wer auf dem Jakobsweg war, der kommt anders zurück", ist er zutiefst überzeugt. Dass das gestrige Patrozinium wegen Corona nur in kleinem Umfang gefeiert werden konnte, bedauert er. Doch nicht nur die Pläne der Jakobusfreunde hat die Pandemie durcheinander gewirbelt: "Meine Frau und ich wollten eigentlich im Mai ins Haus der Begegnung der badischen Jakubusfreunde in Spanien", berichtet Junker, der nun hofft, am Ende des Jahres wieder den Jakobsweg besuchen zu können.

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