Zur Zukunft der Brennereien
Dialog zwischen Tradition und Innovation

Bei einem Treffen stand die Zukunft des Brennereiwesens im Zentrum der Diskussion.  | Foto: Badens Brenner
  • Bei einem Treffen stand die Zukunft des Brennereiwesens im Zentrum der Diskussion.
  • Foto: Badens Brenner
  • hochgeladen von Matthias Kerber

Sasbachwalden (st) Im malerischen Sasbachwalden, einem Herzstück badischer Wein- und Brennkultur, fand kürzlich ein Treffen zwischen politischen Vertretern und Akteuren der Brennereibranche statt. Die Landtagsabgeordneten Sarah Schweizer und Willi Stächele trafen sich mit Vertretern des Verbands Badens Brenner, um über die Zukunft der badischen Klein- und Obstbrennereien zu diskutieren. Vor dem konstruktiven Austausch stand eine Führung durch Günter Lehmann, Karl-Heinz Kohler und Hubert Vierthaler vom Alde Gott, die tiefe Einblicke in die Herausforderungen und den Betrieb der Winzer bot.

Uwe Lehmann, Betriebsleiter vom Alde Gott Edelbrände und Bezirksvorsitzender von Badens Brenner, präsentierte stolz den Bereich der Edelbrände, eingebettet in die Philosophie, dass jede Arbeit eine Hommage an das Land und seine Früchte darstellt. „Jeder Tropfen in unseren Flaschen erzählt die Geschichte unserer Hingabe an Qualität, Tradition und die Liebe zur Natur“, erklärte Lehmann, wobei er die tief verwurzelte Verbindung zwischen der Brennkunst und dem Respekt vor der Umwelt betonte. Diese Leidenschaft für Exzellenz bildete den Auftakt zu intensiven Diskussionen über die vielfältigen Herausforderungen der Branche – von Absatzschwierigkeiten bis zur zunehmenden Bürokratie. Besonders kritisch wurden das Brachliegen einzelner Reb-, Obst- und Streuobstanlagen sowie der dringende Handlungsbedarf in diesem Bereich betrachtet, was die zentrale Rolle der Brennereien im Einklang mit Lehmanns Vision unterstreicht.

Erhöhung des Brennkontingents

Ein Kernthema der Gespräche war die Erhöhung des Brennkontingentes auf mindestens 500 Liter Alkohol (lA), eine Forderung, die für den Erhalt der zahlreichen Brennereibetriebe in Baden-Württemberg als essenziell betrachtet wird. Laut geltenden EU-Gesetzen wäre eine Anhebung des Brennkontingents auf bis zu 1.000 lA grundsätzlich möglich, was zusätzlichen Spielraum für die Brennereien bedeuten könnte. In diesem Zusammenhang unterstrich Timo Anschütz, Geschäftsführer von Badens Brenner, die Bedeutung dieser Maßnahme mit den Worten: „Wir stehen an einem Wendepunkt, an dem wir die Weichen für die Zukunft unserer Brennkultur stellen müssen. Die Erhöhung des Brennkontingents ist ein entscheidender Schritt, um unsere traditionsreichen Betriebe zu unterstützen und gleichzeitig Innovation zu fördern.“ Diese Aussage spiegelt die weitreichende Überzeugung wider, dass nur durch eine Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen die Fortführung und Weiterentwicklung der traditionsreichen badischen Brennkultur gesichert werden kann.

Im Rahmen der Besichtigungstour war die zweite Station der Betrieb Brandhaus7 in Bad Griesbach, geleitet von Sofie Masson, die die Ehre hat, als Genussbotschafterin von Baden-Württemberg des Jahres 2023/24 ausgezeichnet worden zu sein. Bei diesem Besuch hatte Masson die Gelegenheit, tiefgreifende Einblicke in ihre Arbeit zu geben. Sie teilte sowohl die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist, als auch mögliche Lösungsansätze, die zur Überwindung dieser Schwierigkeiten führen könnten.
Masson betonte dabei besonders die Bedeutung der Verbindung von Tradition und Innovation im Brennereigewerbe. „Es ist unsere Leidenschaft und Verpflichtung, die Tradition des Brennens mit Innovation zu verbinden. Dabei setzen wir auf Qualität und die Vielfalt unserer regionalen Produkte, um die einzigartige badische Brennkultur lebendig zu halten.“ Dieses unterstreicht nicht nur die Hingabe und das Engagement von Frau Masson für ihr Handwerk, sondern spiegelt auch die generelle Einstellung der Brennereibranche in Baden-Württemberg wider.

Tiefverwurzelte Brennkultur

Die Teilnehmer des Treffens betonten die vielschichtige Bedeutung der Brennereien in Baden weit über die reine Herstellung regionaler Destillate hinaus. Die tief verwurzelte Brennkultur trägt entscheidend zur Kulturlandschaft bei, die geprägt ist von Obstbäumen, Weinreben und Wäldern – ein Bild, das wesentlich zum Charme Badens beiträgt und sowohl Touristen als auch Einheimische anzieht.

Johannes Halter, Vizepräsident von Badens Brenner, unterstrich die zentrale Rolle, die die Brennereien nicht nur in der Produktion, sondern auch im Bindeglied zwischen Tourismus und Gastronomie spielen. „Unsere Produkte – ob Brände, Liköre, Wein oder Obst – sind Ausdruck einer reichen Tradition und Innovation. Sie ziehen nicht nur Kunden an, die auf der Suche nach authentischen, hochwertigen Erzeugnissen sind, sondern stärken auch die Gastronomie, indem sie Gastronomen ermöglichen, ihren Gästen etwas Einzigartiges anzubieten. Dieses Zusammenspiel ist essenziell für die Belebung unserer Region und trägt maßgeblich dazu bei, Baden als einzigartiges Reiseziel zu positionieren.“

Weiter fügte er ein prägnantes Zitat hinzu, das die Synergie zwischen der Brennereibranche, dem Tourismus und der Gastronomie hervorhebt: „Durch die Verbindung unserer traditionellen Brennkunst mit modernen Vermarktungsstrategien schaffen wir ein Erlebnis, das weit über den Genuss unserer Produkte hinausgeht. Es geht darum, ein Gesamterlebnis zu bieten, das die Gäste in die Geschichte, Kultur und die landschaftliche Schönheit Badens eintauchen lässt. Jeder Gastronom, der unsere Produkte präsentiert, wird zum Botschafter unserer Kulturlandschaft und trägt dazu bei, die Vielfalt und die Qualität der Region hervorzuheben.“

Regionale Identität

Diese Perspektive unterstreicht die tiefe Verflechtung der Brennereien mit der regionalen Identität und wie wichtig ihre Rolle in der Förderung des Tourismus und der Unterstützung der Gastronomie ist. Sarah Schweizer fasste die Bedeutung der Branche treffend zusammen: „Unsere Baden-Württembergischen Obst- und Kleinbrenner setzen mit ihren Bränden, Geisten und Likören kompromisslos auf höchste Qualität. Durch die Verwendung von ausschließlich heimischem Obst leisten sie gleichzeitig einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt unserer Streuobstwiesen als charakteristische Kulturlandschaft und Lebensraum unzähliger geschützter Arten. Besonders beeindruckt hat mich bei meinem Besuch, wie der „Alde Gott“ und das Brandhaus 7 eine jahrhundertealte Handwerkstradition mit einer modernen Vermarktung verbinden. In Baden-Württemberg unterstützen wir weiter die Vermarktung unserer heimischen Produktion und setzen auf gezielte Vermarktungsprogramme sowie den Wegfall unnötiger Bürokratie.“

Dieses Treffen markierte nicht nur die dringenden Herausforderungen der Branche, sondern auch die unerschütterliche Entschlossenheit, diese gemeinsam zu meistern. Es ist ein klares Signal, dass jetzt der Moment zum Handeln ist, um ein bedeutendes Stück badischer Kultur für zukünftige Generationen zu bewahren und zu stärken.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.