Tagung der internationalen Vereinigung erstmals im Ortenaukreis mit Landrat Scherer in Rust
AERTE: Die europäische Vision und die Arbeit der Regionalverwaltungen
Rust (st). Wie begleiten die europäischen Regional-Verwaltungen die Durchführung großer Infrastrukturprojekte, wie Bahnhöfe, internationale Flughäfen, Autobahnen und Bahntrassen? Was kann dabei getan werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern? Vor welchen Herausforderungen stehen die regionalen Gebietskörperschaften in Europa bei der Aufnahme von Zuwanderern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der internationalen Tagung von „Association européenne des représentants territoriaux de l'Etat/The European Association of State Territorial representatives“ (AERTE/EASTR) vor wenigen Tagen im Europa-Park in Rust. Der europäischen Vereinigung gehören Präfekte, Gouverneure, Regierungspräsidenten, Landräte und Kommissare aus rund 20 Ländern an. Erstmals tagte ihr Lenkungsausschuss im Ortenaukreis, um unter der Leitung von AERTE-Vizepräsident Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises, und AERTE-Generalsekretär Pierre-Etienne Bisch die oben genannten Fragen zu erörtern und sich über die verschiedenen Methoden und Kulturen ihrer Verwaltungen auszutauschen.
„Es war ein sehr fruchtbarer und konstruktiver Austausch“, bilanzierte Bisch. „Wir haben erörtert, wie die mögliche Rolle der territorialen Vertreter bei besonderen Anlässen gestaltet sein kann, etwa bei der Vorbereitung des G20-Gipfels, der Olympischen Spiele oder der Weltausstellung. Wenn eine Region in so einem Großprojekt involviert ist, oder wenn sie von der lokalen oder nationalen Regierung mit einer besonderen Aufgabe betraut wird, hat das auch unmittelbare Auswirkungen auf ihre Bevölkerung. Da ist ein Austausch auf hoher europäischer Ebene hilfreich“, so Bisch.
„Ein öffentlicher und transparenter Austausch über Großprojekte, so wie wir es beispielsweise bei dem Ausbau der Rheintalbahn praktiziert haben, ist wichtig und kann zur Aufklärung und Akzeptanz beitragen. Er hilft, Fragen zu beantworten und Missverständnisse auszuräumen. Bürgernähe ist wichtig, in der Ortenau wie in ganz Europa“, erklärte Landrat Frank Scherer.
Der Landrat räumte ein, dass der Ruf Europas zuletzt etwas gelitten habe. „Doch Europa kann auch anders. Das spüren die Menschen in den Grenzregionen, wie hier am Oberrhein, ganz deutlich. Hier wirken sich die europäischen Grundfreiheiten besonders positiv auf den grenzüberschreitenden Alltag aus“, so Scherer. Das habe sich insbesondere in der Flüchtlingskrise gezeigt, griff Scherer den zweiten großen und zentralen Tagesordnungspunkt auf, wie regionalen Gebietskörperschaften der Herausforderungen der Zuwanderung begegneten.
Um die große Zahl der zugewanderten Menschen bestmöglich zu integrieren, habe die Ortenauer Landkreisverwaltung bereits im Herbst 2015 mit der „Gesamtstrategie Zuwanderung Ortenaukreis“ ein fachübergreifendes und kreisweites Konzept im engen Zusammenspiel mit allen Partnern im Landkreis initiiert. Das rund 100 Seiten umfassende Strategiepapier, das laufend aktualisiert wird, enthält über 60 Projekte und Maßnahmen, die auf die verschiedensten Lebensbereiche eingehen und in dieser Form landesweit beispiellos ist. „Die Integration der zahlreichen Neuankömmlinge ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, die nicht nur den Ortenaukreis und die Kommunen in einem enormen Umfang betrifft, sondern auch viele andere Verwaltungen und Institutionen“, so Scherer.
„Dieses Beispiel zeigt, dass die Vielfalt der öffentlichen europäischen Einrichtungen eine Bereicherung für Europa darstellen, vorausgesetzt die Unterschiede werden positiv und respektvoll gehandhabt“, sagte Bisch, der bekräftigte, dass die Vereinigung AERTE/EASTR aufgrund ihrer Austauschfunktion zur europäischen Kohäsion beitrage.
Scherer ergänzte, dass der Europa-Park in Rust der ideale Platz gewesen sei, diese europäische Konferenz auszurichten. „Die Inhaberfamilie Mack hatte schon bei der Eröffnung 1975 eine europäische Vision, die bis heute insgesamt 15 Länder friedlich und grenzenlos vereint.“
„Seit über 40 Jahren symbolisiert der Europa-Park in einzigartiger Weise die europäische Idee und Gemeinschaft. Als Ort der Begegnung und Kulturen zeigt unser Familienunternehmen kleinen wie großen Besuchern ein friedliches Zusammenleben und Miteinander. Wir haben viel darin investiert, den europäischen Gedanken zu transportieren. Gerade deshalb ist es für uns eine Freude und eine besondere Erfahrung, so viele regionale Präfekten und Gouverneure aus ganz Europa bei uns zu Gast zu haben“, schloss Inhaber Roland Mack.
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