Winfried Köninger ist Weinexperte
Wenn Wein der Saft des Lebens wird
Ortenberg. Wer etwas über den Rebensaft erfahren möchte, der sollte Winfried Köninger fragen. Der Mann ist das personifizierte Weinwissen. "Ich habe ihn mit der Muttermilch aufgesogen", sagt der heute 74-Jährige, der als Sohn eines Vollerwerbswinzers in Kappelrodeck das Licht der Welt erblickte. "Ich bin mit dem Weinbau groß geworden." Kein Wunder, dass er sich für diesen Beruf entschied. Nach seiner Lehre im Weingut Graf Wolff Metternich in Durbach studierte er an der Hochschule in Geisenheim. Als Spiritus Rector bezeichnet er seinen Ausbilder Otmar Schilli: "Er war mein Vorbild und später auch Kollege."
Es gibt kaum einen Aspekt der Weinwirtschaft, mit dem sich Winfried Köninger nicht beschäftigt hat: Er arbeitete als Lehrling und Geselle in der Praxis, übernahm 1975 die Weinbauberatung im Ortenaukreis und wechselte 1991 in die Geschäftsleitung des kreiseigenen Weingutes Schloss Ortenberg. Viele Jahre bekleidete er das Amt des Vize-Präsidenten des Badischen Weinbauverbandes. Und auch privat war er in Sachen Wein stets als begabter Netzwerker unterwegs: Er war maßgeblich an der Gründung des Vereins Klingelberger beteiligt, der sich dafür stark macht, dass die regionale Bezeichung des Rieslings einen höheren Stellenwert erfährt.
An den Tag, als er sich für die Leitung des Weinguts Schloss Ortenberg entschied, erinnert er sich noch gut. "Ich sollte als Weinbauberater dem damaligen Landrat Gerhard Gamber bei der Auswahl der Bewerber helfen", erzählt Köninger. Verblüfft stellte er fest, dass sich Topleute der Branche auf die ausgeschriebene Stelle bewarben und je mehr er sich damit beschäftigte, um so besser gefiel ihm die Herausforderung. "Als der Landrat dann nach meiner Empfehlung fragte, sagte ich ihm, ich hätte fünf Kandidaten ausgewählt und es gebe noch einen sechsten, nämlich mich", verrät er und es blitzt ein wenig Triumph in seinen Augen auf, als er nach einer kleinen Pause fortfährt: "Am selben Tag habe ich die Stelle bekommen."
Wechsel von der Theorie in die Praxis
Für ihn war der Wechsel von der Theorie in die Praxis ein berufliches Schlüsselerlebnis. "Da habe ich auch so manchen Rat von mir als Weinbauberater in Frage gestellt", sagt er trocken. In seiner Ägide schlossen sich die ehemaligen selbstständigen Weingüter des Kreises und der Stadt Offenburg erfolgreich zusammen. "Das war der richtige Schritt", ist er sich noch heute sicher. "Sonst gebe es das Weingut nicht mehr."
Viele Jahre lebten er und seine Familie direkt in den Reben, neben seiner Arbeitsstelle in Ortenberg. Erst als er in den Ruhestand ging, kaufte er ein Haus in der Gemeinde. Schwer sei ihm der Abschied damals nicht gefallen. "Ich kann mich relativ gut von Dingen trennen, aber ich war ja auch noch mit der Weinwirtschaft verflochten", gibt er zu.
Seine guten Kontakte nutzen ihm noch heute: Er engagiert sich in der Ausbildung der Weinguides in der Ortenau. "Das hatte schon begonnen, als ich noch im Dienst war", erinnert sich Köninger. Gemeinsam mit dem ehemaligen Landrat Klaus Brodbeck und Günter Fröhlich von der Volkshochschule wurde die Ausbildung ins Leben gerufen. "Sie hat sich gut etabliert, wir haben aktuell eine Warteliste von 50 Personen", freut sich der Weinfachmann über die Nachfrage. "Aber im nächsten Jahr machen wir wegen der Pandemie erst einmal eine Pause. Der Kursus in diesem Jahr war eine Herausforderung." Ein weiteres Steckenpferd von ihm sind die Weinstadtführungen in Offenburg, die ebenfalls stark nachgefragt werden. Die Stadtführung mit Weinprobe ist ein Erfolgsmodell für ihn.
2009 gründete er mit Hans und Michael Roschach und Otmar Schilli die Ortenauer Weinbruderschaft. "Unser Ziel ist es, das Kulturgut Wein zu fördern", erklärt er. 90 Mitglieder sind es im Laufe der Jahre geworden und beileibe nicht nur Brüder, auch Frauen machen sich stark für den Genuss. Freundschaften werden diesseits und jenseits des Rheins gepflegt.
Und ganz nebenbei bewirtschaftet er mit seiner Frau den höchst gelegenen Weinberg Deutschlands. "Es ist nur ein kleines Stück, auf dem wir Grauburgunger anbauen", verrät Köninger. Das Dollenberger Himmelströpfle ist gemeinsam mit dem Hotelier Meinrad Schmiederer entstanden. Christina Großheim
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