Walter Kiefer im Porträt
Traditionshandwerk als Familienaufgabe

Für Walter Kiefer ist die Traditionspflege im Zimmererhandwerk ein wichtiger und schöner Bestandteil seines Berufes.  | Foto: Foto: Michael Bode
  • Für Walter Kiefer ist die Traditionspflege im Zimmererhandwerk ein wichtiger und schöner Bestandteil seines Berufes.
  • Foto: Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Matthias Kerber

Ortenberg (mak). "Ich habe ein lachendes und weinendes Auge", sagt Walter Kiefer. Nach rund 27 Jahren hat er das Amt als Obermeister der Zimmerer-Innung Offenburg abgegeben. Er sei froh, dass sich mit Klaus Haag ein Nachfolger gefunden hat, der das wichtige Amt übernimmt. "Die Findung war nicht ganz einfach", gesteht der 74-Jährige Ortenberger. Und weiter: "Die Situation war vor 27 Jahren ähnlich, bevor ich das Amt übernommen habe. Dass ich allerdings so lange diesen Posten bekleide, war nicht geplant", erzählt er mit einem Lächeln.

Dass er jetzt die Geschicke der Innung in die Hände seines Nachfolgers gibt, mache ihn zwar froh, aber auch ein wenig traurig. "Ich war sehr gerne Obermeister der Innung, denn die Arbeit hat sehr viel Spaß gemacht. Wie haben eine sehr gute Innung und ich hatte eine tolle Unterstützung", resümiert Kiefer. Dies sei auch der ausschlaggebende Punkt gewesen, warum er das Amt so lange ausgeübt habe.

Wenn Kiefer über seine Zeit als Obermeister und seinen Beruf als Zimmerer spricht, merkt man schnell, dass er in seinem Element ist. Angesprochen auf die Höhepunkte seiner Amtszeit muss er nicht lange überlegen. "Die Fusion mit der Innung in Kehl im Jahr 2007 gehört sicher dazu. Das war ein so fließender Übergang, dass man hätte denken können, es hätte zuvor keine zwei unterschiedlichen Innungen gegeben." Aber auch an die regelmäßigen Veranstaltungen mit den Innungsmitgliedern oder die Freisprechungsfeiern denkt Kiefer gerne zurück. Hierbei werde dann auch die bekannte schwarze Zimmererkluft getragen. Traditionspflege ist etwas, dass Walter Kiefer wichtig ist und für ihn zu seinem Beruf gehört, aber auch darüber hinaus relevant ist. Dazu gehört für ihn auch die Weiterführung des Familienbetriebs, den sein Vater 1936 gegründet und den er 1976 übernommen hat. Mittlerweile leitet sein Sohn die Geschicke des Unternehmens in der dritten Generation.

Über 25 junge Menschen ausgebildet

Dass Walter Kiefer den Betrieb von seinem Vater einmal übernimmt, ist recht früh klar. "Ich war der einzige Sohn. Da war der Weg bereits vorgezeichnet", erzählt er. Bereut hat er diesen Schritt nie. Denn von seinem Beruf ist er immer noch fasziniert. "Das Zimmererhandwerk ist extrem vielseitig und man hat täglich ein neues Arbeitsbild", schwärmt er.
Auf der Walz, der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit, war er nicht. "Damals hatte ich dazu einfach keine Zeit, denn wir hatten in unserem Betrieb reichlich zu tun. Drei Jahre auf Wanderschaft zu sein, war da nicht drin", erklärt Kiefer.

Wenn er von seiner eigenen Ausbildung erzählt, die er 1962 begann, muss er doch manchmal schmunzeln. "Verglichen mit heute sind das zwei völlig unterschiedliche Welten", erklärt er. Das Thema Ausbildung liegt Kiefer besonders am Herzen.
Er selbst bildet mehr als 25 junge Menschen aus in seinem Betrieb. Zwei ehemalige Azubis arbeiten heute als Meister im Familienbetrieb. "Alle unsere Azubis haben ihren Weg gemacht", erzählt er stolz. Es habe großen Spaß gemacht, das eigene Wissen weiterzugeben. "Ich habe immer versucht, unsere Azubis das selbstständige Arbeiten zu vermitteln. Dass wir selbst ausgebildet haben, war mit ein Grund, dass der Betrieb wachsen konnte", betont Kiefer.

Der technische Wandel sei aber auch bei den Zimmerern deutlich sichtbar. Heute werde viel mit dem Computer gearbeitet. "Das Traditionell-Handwerkliche geht ein wenig verloren. Es wäre meiner Meinung nach wichtig, wenn wir unseren Auszubildenden auch noch das klassische, alte Handwerk vermitteln würden", findet er.

Dass er seinen Betrieb der Tradition folgend 2013 an seinen Sohn und damit an die dritte Generation überträgt, steht früh fest. "Die Übergabe ist mir nicht schwergefallen. Das war ein fließender Übergang", so Kiefer. Ganz lösen kann er sich dann aber doch nicht. "Ich arbeite heute noch halbtags mit und erledige vor allem Ausmessarbeiten. Körperliches Arbeiten ist aber nicht mehr drin. Zudem helfe ich ein wenig im Büro mit", erzählt er. Dort schwingt mittlerweile seine Tochter das Zepter. Ein echter Familienbetrieb eben, ganz im Sinne der Tradition.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.