Hermann Bürkle aus Ortenberg
Die Schlossgeschichte lässt ihn nicht los
Ortenberg Mit dem Schloss, das über Ortenberg thront, ist Hermann Bürkle auf besondere Weise verbunden. "Ich bin im Schatten des Schlosses aufgewachsen", erzählt der 83-Jährige. "Doch obwohl ich in meiner Kindheit und Jugend immer danach schaute, habe ich früher nichts über seine Entstehung erfahren." Das sollte sich im Laufe seines Lebens ändern, denn die Geschichte des prägnanten Bauwerks und seiner Besitzer sollte ihn intensiv beschäftigen.
"Ich stamme aus einem alten Ortenberger Geschlecht", sagt der begeisterte Hobby-Historiker mit einem Schmunzeln. Der Stammbaum seiner Familie lässt sich bis in den 30-jährigen Krieg zurückverfolgen. Bürkle besuchte erst die Volksschule und wechselte nach dem Abschluss auf die höhere Handelsschule. "So konnte ich einen kaufmännischen Beruf ergreifen", so Bürkle. Er absolvierte eine Lehre bei der damals noch selbstständigen Spar- und Kreditbank am Offenburger Stadtbuckel, die später mit der Volksbank Offenburg fusionierte. "Als ich meine Lehre startete, hatte sie eine Bilanzsumme von einer Million D-Mark und fünf Mitarbeiter", erzählt Bürkle.
Lebenslanger Faible für Kunst und Historie
Nach seiner Ausbildung wechselte er zur Sparkasse Offenburg, der er – bis auf einige Jahre in Calw – sein restliches Berufsleben treu blieb. "Die Sparkassenorganisation ermöglichte mir meine berufliche Karriere", erklärt Bürkle die Verbundenheit. Von 1964 bis 1969 arbeitete er in Calw und fühlte sich wohl bei den Schwaben. "Aber meine Frau, die ich inzwischen geheiratet hatte, konnte sich nicht vorstellen, dort zu leben", verrät er. Die junge Familie baute in Ortenberg ein Haus und Bürkle kehrte zurück zur Sparkasse Offenburg-Ortenau, wo er bis zu seinem Ruhestand mit 63 Jahren in der Kreditabteilung mit eigenem Verantwortungsbereich beschäftigt war.
"Ich habe mich schon immer für Kunst und Geschichte interessiert", blickt Bürkle zurück. Aber in der Schule hätten diese Themen nur eine Nebenrolle gespielt. Doch privat ließ er kein Museum aus und nutzte jede Gelegenheit, um seinen Wissensschatz zu erweitern. So ließ er sich auch nicht lange bitten, als er angesprochen wurde, ob er nicht dem Heimat- und Kulturverein beitreten wolle. 35 Jahre war er dort Mitglied und Beisitzer, bis der Verein 2013 in die Bürgerstiftung Gertrud-von-Ortenberg überging.
Ein unermüdlich Suchender nach Fakten
Seitdem beschäftigt sich Bürkle mit Leidenschaft mit Schloss Ortenberg und der Geschichte seiner Besitzer. Vor allem die Familien von Berckholtz und von Hirsch haben es ihm angetan. Ob Urlaubsreisen nach Lettland oder Süddeutschland, Bürkle sucht unermüdlich nach Hinweisen und knüpft weltweit mit Erfolg Kontakte zu Familienmitgliedern und Historikern, um mehr zu erfahren.
Sein Wissen vermittelt er in Schlossführungen. In seinem Ruhestand wollte er eine Schlossführung mit Freunden buchen, doch der Führer starb kurz vor dem Termin. Bürkle sprang ein und machte seine Sache so gut, dass er fortan ehrenamtlicher Schlossführer wurde: "Ich liebe es, bei Kindern die Freude an der Geschichte zu wecken."
Die Geschichte ist nicht seine einzige Leidenschaft: Früher war er begeisterter Segler und viele Jahre Mitglied im Schachverein in Zunsweier. Heute widmet er sich ganz seinen historischen Forschungen und hat in seinem Haus ein eigenes "Geschichtszimmer" eingerichtet. Christina Großheim
Hermann Bürkles persönliche Tipps
Lieblingskunstwerke
- Marmorskulptur "Die Kugelspielerin" auf Schloss Ortenberg
- Straßburger Münster, insbesondere die beiden Hauptfiguren Ecclesia und Synagoge
- alle Exponate im Hasemann-Liebich-Museum in Gutach
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