Professionelle Ausbildungsbegleitung
Ziel ist es, einen Abbruch zu verhindern

Wenn die Berufsausbildung Probleme bereitet, können sich Azubis Hilfe holen. | Foto: ds
  • Wenn die Berufsausbildung Probleme bereitet, können sich Azubis Hilfe holen.
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  • hochgeladen von Rembert Graf Kerssenbrock

Die Ausbildung ist doch nicht die richtige? Im Betrieb gibt es immer wieder Ärger? Kein Grund zu verzweifeln, denn sowohl Agentur für Arbeit als auch Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer unterstützen mit speziellen Hilfsangeboten.

Themen im Beratungsalltag

2015 hat das Wirtschaftsministerium das Programm der Ausbildungsbegleitung aufgelegt. Die IHK Südlicher Oberrhein beteiligt sich seit 2019 daran. "Seitdem wurden mehr als 300 Auszubildende über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet, von denen rund 85 Prozent ihre Ausbildung durch die Begleitung erfolgreich abschließen konnten", erläutert Christiane Möller, Teamleitung Fachkräfteservice/Wirtschaft-Schule, Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung, auf Anfrage der Guller-Redaktion. In etwa der Hälfte der Fälle würden die Jugendlichen direkt Kontakt zu den Ausbildungsbegleitern aufnehmen, häufig seien es aber auch die Betriebe, die den Kontakt suchen oder herstellen würden. "Im Beratungsalltag treten folgende Themen gehäuft auf: Fehlzeiten, falsche Vorstellungen vom Ausbildungs- beziehungsweise Berufsalltag sowie fehlender oder falscher Umgang mit Konflikten", zählt Möller auf. Hauptursachen bei gefährdeten Ausbildungsverhältnissen seien überwiegend in verschiedenen Krankheitsbildern auszumachen, den Schwerpunkt würden dabei psychische Erkrankungen sowie Suchtproblematiken bilden. "Gerade die Nachwirkungen der Corona-Pandemie sind noch deutlich spürbar. Da sind zum einen die psychischen Folgen zu nennen, zum anderen aber auch fehlende Berufsorientierung mit Praktika, wodurch ungeeignete Ausbildungsberufe begonnen wurden", so Christiane Möller.

Individuell und vielfältig

"In unserem Team Ausbildungsberatung gehen täglich Anrufe von Auszubildenden ein, die unsere Unterstützung benötigen. Aber auch Ausbildungsbetriebe kontaktieren uns", berichtet Jörg Wiebeck, Fachbereichsleiter Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Freiburg. Insgesamt würden das Team in der Regel täglich rund 20 Anrufe erreichen. "Die Telefonate decken dann aber natürlich alle Fälle ab – von kurzen Nachfragen bis hin zu schwierigen Fällen", ergänzt Wiebeck.

Oftmals gehe es in den Gesprächen um Unklarheiten bei Vorgaben und Gesetzen, etwa um das Führen eines Ausbildungsnachweises oder die korrekte Vergütung. "Aber auch die Arbeit der Auszubildenden ist oft Thema: Sind Überstunden erlaubt? Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf die Vier-Tage-Woche? Welche Arbeiten gehören zum Ausbildungsinhalt und wann nutzt der Betrieb den Azubi aus?", so der Fachbereichsleiter Ausbildungsberatung. Leider gebe es auch im Handwerk die Betriebe, die die Ausbildung nicht korrekt durchführen würden – auch dazu würden sich Auszubildende melden. "Auf der anderen Seite müssen wir auch Betriebe beraten, die Probleme mit fehlender Zuverlässigkeit oder gar Fehlverhalten von Auszubildenden haben", fährt Wiebeck fort. Auch Fälle von Beleidigungen oder auch Mobbing durch Arbeitskollegen oder durch Vorgesetzte würden vorkommen. "Die Beratungsfälle sind sehr individuell und vielfältig. Jeder Tag birgt für uns neue Herausforderungen", stellt Jörg Wiebeck fest.

In sehr vielen Fällen würde sich ein Schlichtungsgespräch zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildendem anbieten, um die vorhandenen Konflikte zu lösen. "Schwierig wird es immer dann, wenn die Fronten schon zu sehr verhärtet sind und die Abschlussprüfung schon kurz bevor steht", sagt Christiane Möller. Daher sei es wichtig, den Kontakt beim Auftreten von Schwierigkeiten herzustellen.

Wo sind die Grenzen?

Eine Unterstützung könnten die Ausbildungsbegleiter auch dann nicht wirklich bieten, wenn die Anforderungen der Ausbildung beziehungsweise der Berufsschule für die Betroffenen zu hoch sind. "Manchmal kann dann noch versucht werden, auf eine zweijährige Ausbildung zu wechseln oder beispielsweise mit Nachhilfe die Ausbildung gelingen zu lassen", so Christiane Möller.

Ziel der Ausbildungsbegleiter ist es jedenfalls immer, potenziell oder akut von Abbruch bedrohte Ausbildungsverhältnisse durch gezielte, individuelle und bedarfsorientierte Begleitung zu stabilisieren und einen nachhaltigen Ausbildungserfolg zu sichern. ds

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