Katja Schneider und das Schwarzwaldmädel
Anni verzaubert Kinderherzen

In ihrem Lieblingssesel zeichnet Katja Schneider besonders gern. | Foto: Michael Bode
  • In ihrem Lieblingssesel zeichnet Katja Schneider besonders gern.
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Offenburg-Elgersweier. Sie hat große Kulleraugen, rote Pausbäckchen, trägt dicke Zöpfe, einen roten Bollenhut, weiße Kniestrümpfe und ein Dirndl: Das Schwarzwaldmädel Anni hat schon viele Kinderherzen erobert – ob in einem Malbuch, einem Bilderbuch oder auch als Maskottchen für Familienprogramme im Schwarzwald. Geboren wurde Anni eher zufällig, als Katja Schneider, wie so oft, in ihrem Zeichenblock scribbelte.

Schon ihr Leben lang malt und zeichnet die Offenburgerin. Gute und auch schlechte Erlebnisse hat sie schon als Kind in Bilder umgesetzt. "Ich bin so aufgewachsen, für mich war das völlig normal, weil meine ganze Familie ständig irgendwie kreativ war", erzählt sie 50-Jährige. So überlegte sie auch in ihrer Teenagerzeit, später einmal was mit Kunst zu machen, aber auch die Psychologie interessierte sie sehr. Letztendlich aber ließ sich Katja Schneider zur Zahnarzthelferin ausbilden, arbeitete schließlich jedoch 20 Jahre lang in einem Büro als technische Beraterin. "Die Kunst war aber immer gegenwärtig", betont sie. "Ich bin ein sehr farbenfroher Mensch", beschreibt sie sich selbst, "und wenn es mal wieder zu trist und zu grau im Büro war, habe ich zu meinen Stiften und dem Zeichenblock gegriffen, der immer neben mir auf dem Schreibtisch lag." Auch während eines Telefonats oder in der Pause zeichnete Katja Schneider gern. So ist auch Anni entstanden.

"Wir kamen gerade aus einem Urlaub in Irland wieder", erinnert sie sich noch gut. Katja Schneider ist mit ihrem Mann und ihrem Sohn oft dort. Sie liebt das Land, ihre "Parallelwelt", weil sich die Menschen dort sehr viel mehr mit Kunst beschäftigen – auch mit Kunst für Kinder. "Was gibt es eigentlich im Schwarzwald für Kinder?", fragte sie sich und zeichnete drauf los. "Auf einmal kamen auf meinem Notizblock im Büro die Augen von Anni zum Vorschein", erzählt sie, dann kam der Bollenhut und nach und nach war die erste Skizze des Schwarzwaldmädels fertig. "Als ich zu Hause war, habe ich den Block gleich aus der Handtasche gezogen und weiter gezeichnet", erinnert sie sich.

Raus aus dem grauen Leben

Doch dann verschwand Anni erst einmal in einer Schublade. Drei Jahre später, 2014, dann ein Wendepunkt in Katja Schneiders Leben. "Meine Mutter war verstorben und ich stellte mir die Frage, warum bei mir alles so grau ist", erzählt sie. Daraufhin hat sie einiges in ihrem Leben verändert, ihren Job gekündigt und Anni wieder hervorgeholt. "Mein Mann hat Anni in die digitale Welt gebracht, daraus entstanden ist dann eine Postkarte", so Schneider. Mit dieser ging sie zu Kosmos Schwarzwald auf der Oberrhein Messe. "Ich war erst zögerlich, ob ich sie Uwe Baumann wirklich zeigen sollte", erinnert sie sich. "Aber eine innere Stimme, vielleicht meine Mutter, sagte: 'Wenn Du es nicht machst, wird er es nie erfahren'." 14 Tage später fand das erste Treffen mit Uwe Baumann, Initiator von Kosmos Schwarzwald, statt und die Zusammenarbeit war besiegelt. 2016 erschien das Anni-Malbuch, dann das Wimmelbuch und vor kurzem das neueste Werk der beiden, das „Anni – Beste Freunde“-Bilderbuch. Weitere Projekte sind in Planung, etwa ein Buch mit Texten und Illustrationen, das die Geschichte von Anni erzählt, und auch ein Film ist im Blick von Katja Schneider und Uwe Baumann.

"Mir ist es mit Anni unglaublich wichtig, die Schönheit der Kindheit zu vermitteln, denn die Kindheit ist ein Lebenselexier", betont Katja Schneider. Außerdem möchte sie Werte weitergeben, zu Freundschaft aufrufen und Kinder anstupsen, raus in die Natur zu gehen. Auch eine politische Dimension hat Schneiders Schwarzwaldmädel: "Anni zeigt sich sehr weltoffen und besetzt den Begriff Heimat sehr positiv. Damit möchte ich ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus setzen."

Nur weil Katja Schneider nun schon seit ein paar Jahren ihr Geld mit ihren Zeichnungen und Illustrationen verdient, heißt das noch lange nicht, dass sie das Zeichnen als puren Beruf sieht: "Wenn ich eine Pause vom Zeichnen mache, dann zeichne ich, allerdings das, worauf ich gerade Lust habe", erzählt sie schmunzelnd. Dann greift sie gern zu Acryl und Ölkreide und zaubert mit den "Kindern des Universums" eine heile Welt, die gerade in diesen Zeiten besonders gut tut. Daniela Santo

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