Edgar Common und die Kultur
Mit den Spielorten wuchs das Angebot
Offenburg (gro). Kulturell war er schon immer interessiert und engagiert: Edgar Common, Leiter des Kulturbüros der Stadt Offenburg, startete in der Trachtenkapelle Kittersburg: "Ich habe Schlagzeug gelernt", blickt er zurück. "Nach zwei Jahren wurde mir klar: Ich mache Musik, die mich nicht interessiert." Denn eigentlich stand der Jugendliche auf Bands wie "The Doors" oder "Led Zeppelin". "Von meinem ersten selbstverdienten Geld habe ich mir einen Schallplattenspieler und eine Anlage gekauft", weiß Common noch heute. Als Schlagzeuger interessierte ihn vor allen Dingen Jazz aus den 1950er-Jahren: "Im Hard Bop dominierte das Schlagzeug", so Common. Zur Klassik kam er über das Kino: "Ich habe früh Beethoven gehört, nachdem ich den Film 'Clockwerk Orange' von Stanley Kubrick gesehen hatte."
Wer selbst Musik macht, der will auch auf der Bühne stehen. "Ich habe in mehreren Bands gespielt und kam so zum Organisieren von Konzerten. Die ersten fanden im Gelben Haus, damals noch ein freies Jugendzentrum, statt", erzählt Common. Er erinnert sich noch gut an das große Pfingst-Open-Air in der Messe Offenburg, das 1975 die Jugend anzog: "Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Meine Eltern haben nur einmal im Jahr einen Ausflug gemacht, so dass ich die Kühe versorgen musste – und der war ausgerechnet an Pfingsten." Damit er möglichst wenig verpasste, lieh er sich von einem Freund ein Mofa, fuhr nach Hause, erledigte die Arbeit im Stall und fuhr sofort wieder zurück zum Konzert. "Danach hatte ich viel Platz um mich herum. Zeit zum Umziehen war nicht und ich roch stark nach Stall", verrät Edgar Common mit einem Lachen. Einer der Musiker war Bob Marley: "Der war damals in Deutschland noch unbekannt und die Leute konnten mit seiner Musik gar nichts anfangen."
1977 kam der Kulturbegeisterte zum Theater im Gewölbe. Inspiriert von einer modernen Inszenierung in Tübingen wurde "Die Buhlschwester" von Jakob Michael Reinhold Lenz auf die Bühne gebracht. "Ich spielte einen preußischen Offizier", so Common. "In den 1970er-Jahren gab als städtisches Kulturprogramm die klassischen Theateraboreihen, etwas Kabarett und Klassik", denkt Common zurück. "Es gab aber ebenso viel Eigeninitiative." Die Akteure der Szene trafen sich in der Villa Bauer, in der damals die Volkshochschule unter ihrem Chef Achim Fliedner untergebracht war. "Er hat das zugelassen und Räume dafür zur Verfügung gestellt", sagt Common. Fliedner wurde später Kulturamtschef.
1993 – nach seinem Studium – bewarb sich Edgar Common für das Kulturbüro in Offenburg – mit Erfolg. "70 Veranstaltungen hat das Kulturbüro in dieser Zeit pro Saison organisiert. Die Spielstätten waren die Stadthalle und der Spitalspeicher – und beide waren nicht ideal." Common suchte nach Alternativen, die eine besondere Atmosphäre zu bieten hatten. So entstand die Kulturflut im leerstehenden Alten Wasserwerk, aber auch die City-Open-Airs in der Innenstadt. "Unser Problem war, dass die großen Bands Exklusiv-Verträge mit den großen Festivals hatten. Also haben wir in Offenburg die Nostalgie-Karte mit Bands wie 'Manfred Mann's Earthband' gezückt."
Die Wende für den Offenburger Kulturbetrieb kam mit der Entscheidung die Reithalle und den Salmen als Veranstaltungsorte umzubauen. "Ich dachte mir, da kann ich Kultur machen", verrät Common. Er sollte mit seiner Einschätzung Recht behalten: "Die Leute kommen gerne in die Reithalle, weil sie eine so tolle Atmosphäre hat. Das gilt für das Publikum und die Künstler. Die Anzahl der städtischen Veranstaltungen stieg auf 180." Der Oberzentrum Offenburg wird auch kulturell dem Anspruch gerecht. Mit der neuen Oberrheinhalle, die die alte Stadthalle ersetzte, konnten neue Reihen wie Tanz etabliert werden.
1997, das Jahr in dem Der Guller erstmals erschien, war für Offenburg ein ganz besonderes: Mit dem Freiheitsfest wurde das Thema Freiheit und Menschenrechte in Offenburg etabliert. "Als die '13 Forderungen' und die Bedeutung des 'Salmen' für die Geschichte wiederentdeckt wurden, konnten die Bürger zunächst nicht viel damit anfangen", erinnert sich Edgar Common. "Durch das Fest selber haben die Offenburger Bürger gemerkt, dass dies etwas ist, auf das wir stolz sein können. Das war wirklich ein prägender Moment in der Offenburger Kulturszene." Seitdem wurde das Thema der Freiheitsstadt systematisch ausgebaut und 2022 der Salmen als Erlebnis- und Erinnerungsort ausgebaut.
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