Erster Schausamstag in Nordrach am 10. Juli
Schmiedekunst wie vor 1.000 Jahren
Nordrach (st). „Was haben unsere Ur-Ur-Ur-Vorfahren schon alles gekonnt, was aber über die Zeit verloren gegangen ist“ – dieser Frage gehen Tom Kempf und seine Lebenspartnerin Kerstin Voigt in ihrer Freizeit nach. Und zwar auf intensivste Weise. Daher raucht in Nordrachs historischer Backofenschmiede nun wieder die Esse, Kohlefeuer bringt das Eisen zum Glühen und rhythmische Hammerschläge lassen den Amboss wie seit althergebrachter Zeit klingen. „Wir wollen, dass das Wissen darum, wie dieses Handwerk vor 1.000 Jahren ausgeübt wurde, nicht verloren geht“, betonen die beiden vom frühen Mittelalter Begeisterten. „Schon die Wikinger verfügten über Techniken, von denen man in der Moderne zunächst glaubte, sie seien damals noch nicht möglich gewesen.“
Blankwaffen, wie von den Wikingern genutzte Schwerter und Äxte, schmiedet Kempf beispielsweise nach alter Art oder die Buckel von im Kampf unabdingbaren Schutzschilden. Doch auch unterschiedlichste Alltagsgegenstände jener Zeit entstehen dank loderndem Kohlefeuer und Amboss. Löffel gehören unter anderem dazu oder Schürhaken – des besseren Griffes wegen kunstvoll in sich gedreht.
Bürgermeister Carsten Erhardt machte Tom Kempf und Kerstin Voigt auf die Backofenschmiede aufmerksam. Diese geht auf ein 1891 errichtetes bäuerliches Backhäuschen zurück. 33 Jahre später wurde es mittels eines großen Anbaus zur Schmiede umgebaut und erhielt so ihren Namen. Seit 1989 stand die Backofenschmiede unter den ehrenamtlichen Fittichen von Karl Oehler. Der war als Kind dem letzten damals hier offiziell wirkenden Schmied zur Hand gegangen. Teils mit der Unterstützung von Mitgliedern des örtlichen Schwarzwaldvereins setzte der heute 72-Jährige das historische Kleinod in langwieriger Kleinarbeit wieder instand und betrieb es mit viel persönlichem Einsatz als ein sich zunehmend füllendes Museum. In den vergangenen Jahren jedoch musste er sein Engagement teils einschränken.
Umso mehr freut er sich über das junge Paar, das die Betreuung der historischen Schmiede nun übernimmt und sie weiterhin am Leben erhält. Bereits rund 200 Arbeitsstunden haben die beiden in die Backofenschmiede investiert, um das Museum innen wie außen erneut auf Vordermann zu bringen. Dazu gehörte unter anderem, den Rost vom Amboss zu entfernen, den Putz des gemauerten Wasserbeckens vor der Esse zu erneuern, den Lufthammer sowie das historische Antriebssystem über Transmissionsriemen wieder gängig zu machen. Denn: Ab sofort findet an jedem zweiten Samstag eines Monats ein Schauschmieden statt. so auch am 10. Juli zwischen 12 und 16 Uhr.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.