Angedacht: Anne Manon Schimmel
Im September geht eigentlich alles los
September. Neuanfang. Sommerferien rum. Herzflattern. Morgens: Die Kinder rennen mit ihren Ranzen, voll mit Heften und Schulbüchern, am Pfarrhaus vorbei. Es ist noch früh. Ich wundere mich und schaue auf die Uhr. Die Kinder fangen ganz schön früh an mit dem Lernen. Ich bin noch im Pyjama. Zwar schon am Schreibtisch, aber mit Kaffee und gemütlich. Mails beantworten, planen – diesen Tag und die kommenden. Im September geht alles wieder los.
Das ist doch der eigentliche Neubeginn. Vielmehr als der erste Advent oder der 1. Januar. Der September hat mich immer ängstlich gemacht – früher als, die Schule wieder losging. Da waren so viele Fragen, Ungewissheiten. Wird der neue Lehrer streng? Komme ich dieses Jahr in Mathe über die Runden? Im Studium fühlte ich mich nicht anders. Im September lernte man Latein oder Hebräisch. Uni ging erst im Oktober los. Aber es war doch der September, der mir schwer im Magen lag.
Der September – vollbepackt mit Versagensängsten: das Leben zu verfehlen, Falsches zu tun, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Meine jährliche kleine Septemberdepression. Und dann habe ich doch alles hingekriegt!
Mit Gott, der war da, der mich führt. Heute weiß ich das ganz sicher. Und das Lesen der Bibel hat geholfen gegen das graue Septembergefühl: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,10).
Heute ist es weg, das unangenehme Septembergefühl. Ehrlich wahr! Weggeblasen. Keine Bauchweh mehr. Kein im Schlaf umherwälzen und Gedankenkarussell mehr. Denn: Ich liebe meine Arbeit. Von Gott gegeben. Wie gut, dass ich durchgehalten habe. Und ich mag, was alles wieder beginnt im September! Ich mag mein chaotisches Pfarrhaus. Meine Nachbarn. Meine drei Kirchen. Meine Kirchengemeinderäte. Meine Schäfchen. Ich sage: Meine. Das kann ich nur sagen, weil ich auch die Ihre bin. Und das so fühle. Es fällt mir leicht, hier im Ried fröhlich zu sein – und dankbar.
So wie Paulus sich das für uns Christen gewünscht hat: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1. Thess 5, 16-18).
Und das will ich doch gerne tun.
Anna Manon Schimmel, Pfarrerin Emmausgemeinde Neuried
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