Achern will Fairtrade-Stadt werden
Neuried ist der Vorreiter in der Ortenau
Achern/Neuried (gro). Was Neuried bereits erreicht hat, will Achern nun ebenfalls angehen: Oberbürgermeister Klaus Muttach kündigt in einer Pressemitteilung an, dass die Große Kreisstadt Fairtrade-Stadt werden soll. "Weltweit faire Handelsbeziehungen und die Vermeidung der Ausbeutung insbesondere auch von Menschen in der Dritten Welt als billige Arbeitskräfte sind ein wichtiger Beitrag für mehr Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt. Diese Erkenntnis durch lokales Handeln umzusetzen ist wichtig und richtig", so Muttach, der selbst einige Jahre entwicklungspolitischer Sprecher der Jungen Union Südbaden war. "Die Stadtverwaltung ist für die Initiative des Politischen Frauenforums dankbar ebenso wie dafür, dass schon heute beispielsweise über den Peru-Kreis Partnerschaften in die Dritte Welt gepflegt werden." Die Werbegemeinschaft Achern aktiv habe ebenfalls signalsiert, die Initiative zu unterstützen. Denn formale Voraussetzung als solche anerkannt zu werden, ist, dass sechs Geschäfte, drei Gastronomiebetriebe, eine Schule, ein Verein und eine Kirchengemeinde sich an dieser Kampagne beteiligen.
Der Startschuss in Achern soll unmittelbar nach den Sommerferien gegeben werden. Am 17. September soll im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss über die Einrichtung einer Steuerungsgruppe beraten und eine Woche später im Gemeinderat ein Beschluss gefasst werden. Muttach weist darauf hin, dass jetzt schon in Einrichtungen der Stadtverwaltung fair gehandelte Produkte verwendet werden, beispielsweise im Café in der Stadtbibliothek.
Kehl gegen Produkte aus Kinderarbeit
Die ILO-Konvention 182 in Bezug auf die Kinderarbeit gilt in Kehl bereits seit Oktober 2011 nach einem Beschluss des Gemeinderats. Eine weitere Zertifizierung als Fairtrade-Kommune werde aktuell von der Stadt nicht angestrebt, erklärt die Pressestelle.
Willstätt setzt auf regionale Produkte und Firmen
Die Gemeinde Willstätt achte grundsätzlich auf die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten, so Bürgermeister Marco Steffens. So werde im Rahmen des Gesundheitsmanagements wöchentlich ein Obstkorb aus der Region für städtische Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Auch bei Präsenten der Gemeinde oder bei der Bewirtung von Veranstaltungen würden möglichst regionale Erzeugnisse verwendet. Ebenso würde bei Bauvorhaben und der Vergabe von Gewerken im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben darauf geachtet, dass regionale oder örtliche Firmen berücksichtigt werden.
Lahr auf dem Weg zur Zertifizierung
Bereits vor einem Jahr hat Lahr den Beschluss gefasst, Fairtrade-Stadt zu werden. Angestoßen hat das Vorhaben die lokale Agenda-21-Gruppe "Zukunftsfähige Welt". Eigentlich wollte man bereits im Frühjahr dieses Jahres die Zertifizierung in Händen halten. "Die Mitglieder der Agenda-Gruppe haben auch ein Projekt für die Landesgartenschau gehabt, was Priorität hatte. Jetzt sind sie aber wieder dran und stellen die Gastronomiebetriebe und Geschäfte zusammen, die Fairtrade-Produkte im Angebot haben," erklärt die städtische Pressestelle die Verzögerung. Die Lahrer Stadtverwaltung selbst beachtet bei der Beschaffung von Produkten und Leistungen schon seit langem auch ökologische und soziale Kriterien. "Berücksichtigung finden nur Produkte, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit im Sinne der ILO-Konvention 182 über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit hergestellt sind, beziehungsweise Produkte, deren Hersteller oder Verkäufer aktive, zielführende Maßnahmen zum Ausstieg aus der Kinderarbeit eingeleitet haben", heißt es auf Anfrage. Bei allen Sitzungen des Rates sowie in den Büros der Dezernenten wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt, etwa Tee oder Zucker aus fairem Handel, verwendet. "Außerdem wird zukünftig bei den gemeindeeigenen Einrichtungen, die eine Verpflegung anbieten, zum Beispiel im Spital, in den Schulen oder Kindergärten, eine Fairtrade-Komponente, also Kakao, Tee oder Gewürze angeboten", erklärt die Pressestelle weiter.
Neuried seit 2016 zertifiziert
Die Gemeinde Neuried ist bislang die einzige Kommune in der Ortenau, die den Titel Fairtrade-Gemeinde tragen darf. Schon 2012 fasste, laut Tanja Schilli, Hauptamt Neuried, der Gemeinderat den Beschluss, dass bei künftigen Beschaffungen der Gemeinde nur solche Produkte berücksichtigt werden dürfen, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt wurden beziehungsweise deren Hersteller oder Verkäufer aktive, zielführende Maßnahmen zum Ausstieg daraus eingeleitet haben. In der Gemeinde habe es ebenfalls seit einigen Jahren den ehrenamtlich organisierten Globus Weltladen mit fair gehandelten Produkten gegeben. Am 19. März 2014 habe der Gemeinderat beschlossen, einen Antrag als Fairtrade-Gemeinde zu stellen. 2016 sei es soweit gewesen: Die Auszeichnung sei im Rahmen des Neujahrsempfangs an Bürgermeister Jochen Fischer übergeben worden.
Fünf Kriterien habe die Gemeinde erfüllen müssen: ein Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels, der Einsatz mindestens zweier fair gehandelter Produkte bei öffentlichen Sitzungen sowie im Büro des Bürgermeisters, die Einrichtung einer lokalen Steuerungsgruppe, das Angebot von mindestens zwei fair gehandelten Produkten in lokalen Einzelhandelsgeschäften, Restaurants und Cafés, die Verwendung von fair gehandelten Produkten in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und in Vereinen, Bildungsaktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit. So fänden in Neuried allein in diesem Jahr zwei Aktionen zum Thema statt: eine kulinarische Hofladentour am 16. September mit lokalen und fairen Produkten sowie eine Aufführung der Theatergruppe Berliner Compagnie am 24. November. Gezeigt wird das Stück "Anders als du glaubst".
"Die Einstufung der Gemeinde rückt den Themenkomplex des fairen Handels weiter in das Bewusstsein", so Tanja Schilli. "Neuried als erste Fairtrade-Gemeinde im Ortenaukreis gilt als Vorreiter und wird hin und wieder gebeten, in anderen Gemeinden über die Erfahrungen zu berichten." Das Engagement der Bürger sei sehr gut, die Hofläden böten neben eigenen Produkten auch fair gehandelte an. "Insbesondere auch die gastronomischen Betriebe sind beim Einsatz von fair gehandelten Produkten sehr aktiv", so Schilli.
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