Hohe Mostgewichte und wenig Säure
Winzer freuen sich auf einen guten bis sehr guten Herbst
Kippenheim/Ettenheim/Mahlberg (krö). Im Augenblick stimmt alles: Menge und Qualität der Trauben. Doch ob der 2018er wirklich ein Jahrhundertjahrgang wird, darüber halten sich die Winzer in der südlichen Ortenau derzeit noch bedeckt. "Da wir 2017 nur ein Drittel einer normalen Ernte hatten, freuen wir uns dieses Jahr auf einen guten bis sehr guten Herbst", stellt Rolf Mauch, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Kippenheim-Mahlberg-Sulz fest. Ein sehr früher Austrieb mit gleichmäßigem Gescheinsansatz, gefolgt von einer kurzen, gleichmäßigen optimalen Blüte hätten beste Voraussetzungen geschaffen. "Durch die fehlenden Niederschläge wird es einen mengenmäßig normalen Jahrgang geben", so Mauch. In den meisten Anlagen würden die Trauben reduziert, das fehlende Wasser führe zu eher kleinbeerigen Trauben. "Dies bedeutet auch hohe Mostgewichte und wenig Säure", bemerkt Mauch. Gerade die älteren Anlagen stünden im Moment noch sehr gut da. "Wir sind voll positiver Erwartungen darauf, wie sich die gesunden Trauben bis Mitte September entwickeln", so Mauch. Die Findling-Lese für den neuen Wein habe schon am 14. August begonnen, die Hauptlese starte wohl in der ersten Septemberwoche.
"Wir hatten 2017 je nach Lage und Sorte Einbußen bis zu 70 Prozent in den Gemarkungen Schmieheim, Wallburg und Münchweier", denkt Leo Enderle von der Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim zurück. "Werden wir nicht noch in der Endphase von einem schweren Unwetter heimgesucht, liegen die Erträge über dem Durchschnitt. Die Lese wird voraussichtlich zwei bis drei Wochen früher als sonst beginnen. Die Qualität dürfte, was die Öchslewerte betrifft, sehr hoch werden." Für die Mitglieder der Winzergenossenschaft ein zweischneidiges Schwert: "Leider haben wir als WG-Ortsverkaufsstelle nicht die Kundschaft für hochpreisige Weine", bedauert Enderle. Daher werde der größte Teil der Vermarktung des 2018er-Jahrgangs trotz der zu erwartenden guten Qualität in Literflaschen abgefüllt werden. "Die Ernte ist noch nicht eingefahren und wie der spätere Wein wird, bleibt abzuwarten", mahnt er. "Die Voraussetzungen sind sehr gut. Ich habe immer noch die gute Ernte vom Jahr 2003 in Erinnerung", denkt Enderle zurück. "Vor allem der Verkauf der Rotweine erwies sich als Problem, denn der Alkohol war mit 15 Volumenprozent vielen zu hoch."
"Im Vergleich zum Vorjahr ist dieses Jahr ein Traum", schwärmt Adrian Bürkle vom Weingut Bürkle in Mahlberg. Im Vergleich werde es eher eine quantitativ durchschnittliche Traubenernte geben. "Erholt aus dem Frostjahr 2017 sind die Reben prächtig in das Jahr 2018 gestartet", berichtet Bürkle. "Dank der Reservestoffe und der ausgezeichneten Witterung haben sich die Reben vom Austrieb bis Stand heute noch nie so schnell entwickelt wie in diesem Jahr", sagt Adrian Bürkle.
Aus Produzentensicht sei es wünschenswert, mehr Wein in den 0,75-Liter-Flaschen zu vermarkten. Aus Konsumentensicht sei es mit Sicherheit kein Nachteil, Top-Qualität in der Literflasche zu bekommen. "Am Ende des Tages entscheidet aber jeder Kunde für sich, was für einen Wein er zu welchem Preis kauft", so Bürkle. Die Öchslegrade seien 2018 nur für einen ersten Überblick hilfreich: "Weitere Parameter wie der PH-Wert und Säure sind für eine gewünschte hohe Weinqualität neben vielen anderen Faktoren von Bedeutung." Um keine zu alkohollastigen Weine zu produzieren, sei der Öchslewert eher ein "cut-off"-Kriterium, um mit der Lese zu beginnen.
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